Schwieriges Marktumfeld

3 mins read

Schwäche bei konjunkturanfälligen Aktienwerten
Zum Ende des 3. Quartals hatte der MCSI Japan Index seinen tiefsten Stand seit Dezember 2004 erreicht. Die Sektoren Seetransport, Handelshäuser und Stahl, die besonders stark von Markt-preisen und Konjunkturzyklus beeinflusst sind, brachen um über 40% ein. Im Falle einer globalen Rezession werden unweigerlich die Unternehmensgewinne unter Druck geraten. Im Vergleich zum vorangegangenen zyklischen Abschwung ist jedoch die Price-to-Book Ratio der Unterneh-men viel niedriger, die Dividendenrenditen dagegen viel höher. Bei einigen Unternehmen liegen die Dividendenrenditen über den erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnisse. Einigen Sell-Side-Analysten zufolge ist bei diesen Unternehmen auf dem aktuellen Niveau ein Gewinnrückgang von über 40% bereits eskomptiert. Wir sind der Meinung, dass sie überverkauft sind. Auch Ex-portunternehmen konnten sich dem Ausverkauf nicht entziehen. Toyota, Canon und Sony erlit-ten ebenfalls drastische Kursverluste aufgrund der Eintrübung der globalen Konjunkturaussichten und des stärkeren Yens.

Relativer Anstieg bei defensiven Werten
Die Anleger versuchten, dem aktuellen zyklischen Abschwung durch den Kauf defensiverer Werte beispielsweise aus dem Pharma-, Versorgungs- und Lebensmittelektor zu entgehen. Die Bewertung des Pharmasektors ist recht attraktiv, doch der Versorgungs- und der Lebensmittelsektor sind gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis und der Price-to-Book Ratio sehr hoch bewertet.

Hedgefonds durften in Japan noch Short-Verkäufe tätigen. Japan war bis Ende September der einzige entwickelte Markt, in dem Finanzwerte noch short verkauft werden konnten. Die grösste Rolle spielten bei der jüngsten Verkaufswelle ausländische Anleger. Lokale Anleger waren auch in sehr hohem Masse mit Einschussforderungen konfrontiert. Die Angebots- und Nachfragesitua-tion bezüglich Aktien war im aktuellen Marktumfeld nicht günstig.

Diverse Konkurse in Japan
Die aktuelle Kreditklemme hat auch Auswirkungen für japanische Immobiliengesellschaften. Vermögensverwalter wie Urban Corp, Sohken Home, Re-plus und C’s Create mussten aufgrund fehlender Kredite Konkurs anmelden. Die Situation auf dem Immobilienmarkt und die Angst vor einer weiter wachsenden Zahl Not leidender Kredite sorgten für fallende Kurse bei Bankaktien. In Japan wie im Ausland wuchs die Angst vor den Kreditrisiken, und die Märkte warteten nervös auf den nächsten Untergang eines Finanzinstituts oder einer Immobiliengesellschaft.

Regierungsumbildung und Konjunkturpaket
Ministerpräsident Yasuo Fukuda bildete am 1. August sein Kabinett um. Schlüsselpositionen wurden mit konservativen Abgeordneten und solchen, die Steuererhöhungen favorisieren, be-setzt. Am 29. August beschloss die Regierung ein umfassendes Konjunkturpaket, doch dieses wurde als nicht ausreichend betrachtet, um der Konjunktur Auftrieb zu geben. Zwei Tage später trat Yasuo Fukuda als Ministerpräsident zurück, und Taro Aso wurde zum neuen Ministerpräsi-denten gewählt. Die japanischen Wirtschaftsindikatoren blieben auch weiterhin schwach. Indes-sen zeigten die Handelsstatistiken vom Juli, dass China die USA als grösster Exportmarkt Japans überholt hatte.

Zukäufe

Fujifilm: Das Unternehmen hat von Filmen auf Flachbildschirmmaterialien und medizinische Bild-gebungssysteme umgestellt. Wenngleich die starke Währung ein Risiko darstellen könnte, wird das Unternehmen bereits mit einer P/B Ratio unter 0,6 gehandelt und kann eine starke Bilanz vorweisen.

Nissan Motor: Das Unternehmen hat unter der weltweit schwachen Nachfrage nach Autos gelit-ten. Die Dividendenrendite beträgt über 7%, und die Bewertung ist mit einer P/B-Ratio von 0,6 attraktiv.

Eisai: Ein führendes Pharmaunternehmen in Japan. Eisai hat MGI Pharma (US) gekauft und seine Pipeline an Krebsmitteln erweitert. Die Dividendenrendite liegt bei 4%, die erwartete P/E-Ratio bei 13.

Fujitsu: Grösster Computerhersteller in Japan und weltweiter Top-Player. Neben Computern stellt Fujitsu Halbleiter und Kommunikationstechnik her. Im Bereich Software-Dienstleistungen liegt das Unternehmen in Japan an der Spitze. Nach den jüngsten Kursverlusten ist die Bewer-tung recht attraktiv.

Central Japan Railway: Wir haben einige defensive Werte mit stabilem Cashflow ins Portfolio aufgenommen, darunter auch Central Japan. Das Unternehmen betreibt Expresszüge von Tokio nach Osaka. Vor dem Hintergrund eines schleppenden Geschäfts rechnet die Unternehmenslei-tung für das 2. Halbjahr mit einer Abschwächung. Für ein heimisches Unternehmen ist eine P/E-Ratio von 9 recht niedrig.

Keio Corp: Eine der grössten Eisenbahngesellschaften in der Kanto-Region. Das Unternehmen weist dank eines stetigen Bevölkerungswachstums in den Gebieten seines Streckennetzes eine hohe Rentabilität auf. Die Gruppe besteht aus 51 Gesellschaften, dazu gehört auch ein Kauf-haus. Sie betreibt ferner Hotels der Spitzenkategorie in den Regionen Shinjuku und Sapporo. Die Immobiliensparte beinhaltet in erster Linie Leasinggeschäfte.

Osaka Gas: Zweitgrösster Stadtgasversorger mit 6,8 Mio. Kunden, hauptsächlich in Osaka, Kyo-to und Kobe. Fallende Ölpreise dürften dem Unternehmen zugute kommen.

Verkäufe

Tokyo Tatemono: Wir haben die Aktie vor der grossen Verkaufswelle verkauft. Wir wollten zum einen das Risiko reduzieren, zum anderen ist die Gesellschaft mit ihrem Eigentumswohnungsge-schäft in einem schwierigen Umfeld aktiv.

Kommentar des Portfoliomanagers
Unser Fonds verzeichnete im September eine deutliche Underperformance gegenüber der Benchmark. Die relative Performance des laufenden Jahres liegt bei -3,8%. Seit Anfang Septem-ber werden weltweit zyklische Werte verkauft. In diesem breit angelegten Ausverkauf zahlte sich unsere Einzelwertselektion nicht aus. Nippon Yusen, Sumitomo Corp, Sumitomo Chemical erlitte-n herbe Verluste. Trotz niedriger Bewertungen und unternehmensspezifischer Faktoren war die Performance dieser Aktien negativ. Wir entschieden uns für ein Rebalancing des Portfolios und reduzierten die Risiken um 50%. Infolgedessen erhöhten wir die Anzahl der Einzelwerte im Port-folio auf fast 80. Nach dem Rebalancing stabilisierte sich die Performance, und während der grossen Verkaufswelle im Oktober erzielte der Fonds sogar ein Plus von 50 Bp. Wir sind bereit, wieder höhere Risiken einzugehen, sobald sich der Markt wieder auf die Fundamentaldaten kon-zentriert. In der gegenwärtigen hoch volatilen Marktsituation halten wir eine Reduzierung des Risikos für wichtig.

Quelle: Vontobel

Write your comment

Previous Story

Tamedia beteiligt sich am Schweizer Geschäft von Zattoo

Next Story

Finanzmarktkrise dürfte wesentliche Auswirkungen auf die Finanzplanperiode 2010 – 2012 des Bundes haben

Latest News

Tarak Mehta verlässt ABB

ABB gab heute bekannt, dass Tarak Mehta, Leiter des Geschäftsbereichs Antriebstechnik und Mitglied der Konzernleitung, beschlossen…