Die BCV-Gruppe hält der Krise stand und erzielt im zweiten Halbjahr 2008 eine bemerkenswerte Steigerung des Bruttogewinns.

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Ertragsrückgang um 15%
Der Betriebsertrag sank um 15% auf CHF 928 Millionen. Dies ist in erster Linie auf die Abtretung des Unicible-Geschäfts und die Veräusserung der Beteiligung an der spanischen Tochtergesellschaft Asesores y Gestores Financieros SA (A&G) zurückzuführen. Ertragsmindernd wirkten sich auch der Einbruch an den Finanzmärkten und der im ersten Halbjahr eingefahrene Handelsverlust aus. Bei konstantem Konsolidierungskreis beträgt der Ertragsrückgang 9%. Die Gruppe vermochte in diesem äusserst schwierigen Umfeld ihren Zinsertrag auf Vorjahresniveau zu halten. Mit CHF 504 Millionen blieb somit die wichtigste Ertragsquelle der Bank konstant. Der Kommissionsertrag hingegen sank infolge der Kurseinbrüche an den Börsen um 12% auf CHF 340 Millionen. Ohne A&GEffekt beträgt dieser Rückgang 7%. Wie bei Abschluss des ersten Halbjahres vermutet, konnte dank einem sehr guten zweiten Halbjahr (CHF 74 Millionen) wieder ein positiver Handelsertrag ausgewiesen werden. Dennoch ist das Gesamtergebnis des Handelsgeschäfts gegenüber 2007 um 50% auf CHF 37 Millionen gefallen. Der übrige ordentliche Erfolg fiel um 62% auf CHF 47 Millionen. Dies ist einerseits auf die Normalisierung bei der Veräusserung von Finanzanlagen gegenüber dem aussergewöhnlich hohen Vorjahresniveau und andererseits auf die Abtretung des Unicible-Geschäfts zurückzuführen. Klammert man den Veräusserungseffekt aus, beträgt der Rückgang 41%.

55%ige Steigerung des Bruttogewinns im zweiten Halbjahr
Die konsequente Kostenkontrolle ermöglichte zusammen mit der Abtretung bestimmter Geschäftsbereiche eine Verminderung des Geschäftsaufwands um 10% auf CHF 505 Millionen. Der Personalaufwand sank um 11% auf CHF 310 Millionen. Der Sachaufwand verringerte sich um 8% auf CHF 194 Millionen. Bei vergleichbarem Konsolidierungskreis blieb der Personalaufwand nahezu unverändert, während der Sachaufwand um 2% zurückging. Der Bruttogewinn sank auf CHF 423 Millionen, was hauptsächlich auf den Handelsverlust im ersten Quartal 2008 und den erwarteten Rückgang des übrigen ordentlichen Erfolgs zurückzuführen ist. Dank der erfreulichen Ergebnisse des zweiten Halbjahrs ist der Bruttogewinn 2008 gegenüber der Vergleichsperiode 2007 nur noch um 20% rückläufig; im dritten Quartal waren es noch 32%, im ersten Halbjahr 46% und im ersten Quartal 62% gewesen. Somit fiel der Gewinn weniger stark als erwartet. Die Cost-Income-Ratio liegt bei 63%.

Reingewinn von CHF 358 Millionen: viertbestes Ergebnis in der Geschichte der BCV
Die Abschreibungen verringerten sich um 10% auf CHF 77 Millionen; die Wertberichtigungen, Rückstellungen und Verluste betragen CHF 16 Millionen. Der ausserordentliche Ertrag beläuft sich auf CHF 130 Millionen. Davon entfallen CHF 73 Millionen grösstenteils auf die Veräusserung von A&G und die Abtretung des Konsumkreditgeschäfts und CHF 57 Millionen auf die Auflösung von Rückstellungen für Kreditrisiken, welche wie im Vorjahr angekündigt bedeutend niedriger ausgefallen ist (-79%). Nachdem die Bank die Fokussierung auf das Kerngeschäft und die Sanierung der Bilanz nunmehr abgeschlossen hat, werden die ausserordentlichen Erträge künftig die Ergebnisse nicht mehr erheblich beeinflussen. Ausserdem stieg der Steueraufwand um CHF 3 Millionen auf insgesamt CHF 101 Millionen, da der Verlustvortrag im Zusammenhang mit den negativen Ergebnissen der Periode 2001-2002 erschöpft ist. Trotzdem wurde ein Reingewinn von CHF 358 Millionen erzielt. Dies ist das viertbeste Ergebnis in der Geschichte der BCV.

Stabile Bilanzsumme
Die Bilanzsumme blieb mit CHF 35,2 Milliarden stabil.
Auf der Aktivseite stiegen die Hypothekarkredite um 3% (CHF 495 Millionen) auf CHF 17,3 Milliarden. Ohne den Abbau der gefährdeten Hypothekarforderungen verzeichnet das Hypothekargeschäft ein Wachstum von 4% (CHF 601 Millionen). Die Forderungen gegenüber Kunden gingen um 2% auf CHF 5,6 Milliarden zurück. Ohne Abbau der gefährdeten Forderungen und ohne Veräusserung des Konsumkreditgeschäfts nahmen sie leicht (1%) zu. Die Strategie zum Abbau des Risikos im Aktienderivatehandel führte zur Verringerung der Handelsbestände in Wertschriften und Edelmetallen um CHF 1,4 Milliarden (-70%).

Auf der Passivseite verzeichneten die Kundeneinlagen eine massive Zunahme von 6% auf CHF 22,2 Milliarden. Die traditionellen Spareinlagen stiegen um 5% auf CHF 8,5 Milliarden. Bemerkenswert ist der Anstieg der Kassenobligationen um 51% auf CHF 610 Millionen. Das Eigenkapital bleibt unverändert bei CHF 3,2 Milliarden und entspricht somit einem komfortablen Eigenmitteldeckungsgrad (FINMA-Vorschrift) von 180%.

Rückgang der verwalteten Vermögen und Neugeldzufluss von lokalen Kunden im Umfang von CHF 1,7 Milliarden
Die verwalteten Vermögen der Gruppe verminderten sich infolge der Kurseinbrüche an den Börsen und der Abtretung von A&G (CHF 3,9 Milliarden) um 21% auf CHF 66,8 Milliarden. Der Nettoneugeldzufluss betrug CHF 354 Millionen. Diese Entwicklung ist das Resultat eines Neugeldzuflusses von CHF 1,7 Milliarden aus dem Geschäft mit Privatkunden und Waadtländer KMU sowie eines bewussten Abbaus ? im Sinne einer optimalen Steuerung des Interbankenrisikos ? um CHF 1,3 Milliarden der namentlich von Grossunternehmen und Trade-Finance- Kunden in Form von Festgeldkonten hinterlegten Mittel.

Neue Strategie und Organisationsstruktur
Auf Initiative von Pascal Kiener, neuer CEO der Bank seit 1. Mai 2008, erarbeitete die Gruppe eine neue Geschäftsstrategie, die am 25. November 2008 bekannt gegeben wurde. Mittels einer klaren Positionierung will die BCV Marktanteile gewinnen. Sie reorganisiert sich deshalb in vier verstärkt auf den Kunden ausgerichteten Frontbereichen und einer weiteren Division, die sich ausschliesslich mit den Kreditentscheiden befasst.

Am 1. Januar 2009 ernannte der Verwaltungsrat Serge Meyer zum Generaldirektor und Leiter der neuen Division „Kreditverwaltung“. Thomas W. Paulsen, bisheriger Chief Risk Officer der BCV, wurde zum Generaldirektor und neuen CFO ernannt. Er leitet die Division Finance & Risks. Gérard Haeberli, derzeitiger Leiter der Region Westschweiz bei der Credit Suisse Group, wurde vom Verwaltungsrat zum Generaldirektor und Leiter der neuen Division „Private Banking“ ernannt. Er wird sein Amt am 1. Juli 2009 antreten. Die Gruppe wird den Namen des künftigen Leiters der neuen Division „Asset Management & Trading“, die sich ebenfalls aus der am 25. November 2008 angekündigten Strategie ableitet, noch bekannt geben.

Stabile, hohe Dividende und Optimierung der Eigenmittel
Mit der neuen Geschäftsstrategie wird die Bank nachhaltiges Wachstum erzielen und stabilere Finanzergebnisse gewährleisten. Ihr Ziel ist die Ausschüttung einer stabilen ordentlichen Dividende, die entsprechend der Geschäftsentwicklung in den nächsten Jahren von CHF 20 auf CHF 25 pro Aktie ansteigen soll.

Das aktive Management der Eigenmittel gehört zu den Prioritäten der neuen Strategie: Die Bank wird ihre Eigenmittelausstattung optimieren, indem sie in den kommenden Jahren jedes Jahr neben der Dividende weitere CHF 10 pro Aktie auszahlen wird.

Sofern sich das wirtschaftliche Umfeld oder die Geschäftslage der Bank nicht erheblich verändern, sollte dieses Ausschüttungsniveau über die nächsten 5 bis 6 Jahre hin gewährleistet sein. Die Bank dürfte ihre Eigenmittelbasis somit auf 145% der reglementarischen Erfordernisse (FINMA-Eigenmittelvorschriften) zurückführen.

Die Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, ihren Betriebsertrag dank der neuen Strategie um 4-5% pro Jahr und ihren Bruttogewinn um 5-8% pro Jahr zu steigern. Längerfristig werden eine Eigenkapitalrendite (ROE) von 13-14%, eine Cost-Income-Ratio von 57-59% und eine Tier-1-Kapitalquote von 12% angestrebt. 2009 und 2010 dürften die Kennzahlen und Ergebnisse der Bank weiterhin unter dem Einfluss der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise stehen. Die Umsetzung der strategischen Ziele der Bank wird daher mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Antrag an die Generalversammlung auf Ausschüttung von CHF 258 Millionen an die Aktionäre mittels einer Dividendenzahlung von CHF 20 und einer Nennwertrückzahlung von CHF 10 je Aktie.

In Umsetzung der neuen Eigenkapitalstrategie wird der Verwaltungsrat anlässlich der Generalversammlung vom 30. April 2009 in Lausanne beantragen, die Dividende für die BCV-Namenaktie signifikant zu erhöhen, nämlich von CHF 14 auf CHF 20. Gleichzeitig wird er eine Nennwertrückzahlung von CHF 10 je Aktie vorschlagen. Insgesamt will die Gruppe somit CHF 258 Millionen an ihre Aktionäre ausschütten.

Verbessertes Rating und Umstellung auf FIRB nach Basel II
Die Rating-Agentur Standard & Poor?s hat ihr langfristiges Rating für die BCV von A+ mit stabilem Ausblick auf AA-, ebenfalls mit stabilem Ausblick erhöht. Zudem hob sie das kurzfristige Rating der Bank von A-1 auf A-1+ an. Die Bank begrüsst die Anhebung ihres Ratings, die ihrer gesunden Finanzlage Rechnung trägt, welche das Ergebnis der in den letzten fünf Jahren durchgeführten tiefgreifenden Massnahmen ist. Im Übrigen hat die FINMA den FIRB-Ansatz (auf internen Ratings basierender Ansatz) nach Basel II der BCV genehmigt. Sie erhält somit als erste Kantonalbank diese Zulassung, was belegt, wie stark sie das Management ihrer Kreditrisiken in den vergangenen Jahren verbessern konnte. Schliesslich hat die BCV ihren Vertrag mit IBM bis ins Jahr 2016 verlängert, nachdem das gemeinsame Informatikprojekt mit der Zürcher Kantonalbank beendet wurde. Sie kann somit ohne Handlungszwang über ihre künftige IT-Politik entscheiden.

Finanzperspektiven
Die BCV hat den Finanzsturm des Jahres 2008 gut überstanden und sich als krisenfest erwiesen. In einem anhaltend ungewissen Umfeld hat die Bank weiterhin Vertrauen in ihre Gewinnkapazität.

Quelle: Banque Cantonale Vaudoise

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