Vontobel: Investment Commentary

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Entwicklungen im Portfolio
Infolge einer späten Rallye im März, von der vor allem zyklische Titel und Finanzwerte profitierten, einer Untergewichtung Russlands und einem zu starken Engagement in Indien verzeichnete der Vontobel Fund  Emerging Markets Equity im ersten Quartal 2009 eine Underperformance, nachdem er sich in den Quartalen davor sehr gut entwickelt hatte. Der Fonds büsste 3.78% an Wert ein, verglichen mit einer leicht positiven Rendite des Index von 0.95%.

In der zweiten Jahreshälfte 2008 hatte der Markt konservative und qualitativ hochwertige Titel bevorzugt, wie sie sich auch im Fonds befinden. Ende des ersten Quartals 2009 strömten die Investoren leider in risikoreichere Anlagen. Der Optimismus, der die MärzRallye beflügelte, trieb vor allem die Bewertungen von Finanztiteln und NichtBasiskonsumgütern nach oben.

Während viele darin gerne den Beginn einer nachhaltigen Erholung sehen würden, dürften nur wenige der Finanz und zyklischen Werte, bei denen es zu Höherbewertungen gekommen ist, im aktuellen Gewinnzyklus bessere Ergebnisse oder eine höhere Profitabilität ausweisen. Viele müssen statt dessen weiterhin mit einem hohen Mass an Unsicherheit zurecht kommen und dürften im Jahresverlauf Gewinnrückgänge verzeichnen.

Es ist unklar, ob die Rallye bei den qualitativ schlechteren Namen nachhaltig ist. Sollten wir den Boden erreicht haben, dürfte sich der Fonds auf absoluter Basis gut entwickeln, da die im Portfolio enthaltenen Titel derzeit auf historisch niedrigen Niveaus notieren. Sollte der Markt seinen Tiefpunkt dagegen noch nicht erreicht haben, dürften unsere Titel eine Outperformance verzeichnen  auf relativer und möglicherweise sogar auf absoluter Basis. Diese Einschätzung beruht auf mehreren Faktoren: Unsere Portfoliowerte werden 2009 Gewinnsteigerungen erzielen. Sie weisen gemeinhin eine geringe Verschuldung und hohe nachhaltige Dividenden auf. Im Gegensatz dazu dürfte es bei den Titeln des breiteren Markts zu Gewinnrückgängen von 15% oder mehr sowie Dividendenkürzungen kommen; einigen droht gar die Insolvenz. Auf wahrscheinlichkeitsgewichteter Basis fühlen wir uns mit den Unternehmen in unserem Portfolio sehr wohl. Der Fonds ist für die unterschiedlichsten Szenarien gut positioniert.

Marktentwicklung
Im ersten Quartal 2009 war eine Rückkehr von Investorengeldern die Schwellenmärkte zu beobachten. Auf der ganzen Welt interpretierten die Anleger Zeichen für eine weniger starke Abschwächung der Volkswirtschaften als Vorboten einer Erholung. Der durch diese Interpretation ausgelöste Optimismus war eine der Triebfedern der späten Rallye im März. In den Schwellenmärkten orientieren sich die Anleger an folgenden Entwicklungen:

  • Massnahmen zum Abbau von Extremrisiken (Tail Risk) in den osteuropäischen Märkten. Die osteuropäischen Länder leiden unter einem Zusammenbruch der Exportnachfrage, geringeren Auslandsinvestitionen und fallenden Währungen. Der Internationale Währungsfonds hat der Region umfangreiche Kredite zur Verfügung gestellt und sie ermutigt, den Euro zu übernehmen. Diese Bemühungen verringern die Unsicherheit und stärken das Vertrauen, indem sie zu einem Abbau der Fremdwährungsschulden beitragen.
  • Positive Wirtschaftsdaten in China. Die Wirtschaftsdaten in China fielen im ersten Quartal besser als erwartet aus; ein Indiz dafür, dass sich das Wachstum weniger stark abschwächt als zuvor. Dies stützte das Vertrauen und löste unter den Anlegern die Sorge aus, sie könnten die Aufwärtsbewegung verpassen. Die Hoffnung, an einer vförmigen Erholung teilzuhaben, liess die Anleger zusätzliche Risiken eingehen. Die nüchterne Realität ist allerdings, dass zwei Monate mit positiven Daten, die möglicherweise nicht ganz verlässlich sind und späteren Korrekturen unterliegen, noch keinen nachhaltigen Trend markieren.
  • Stimulierungsmassnahmen in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern. Die beispiellose Konjunkturankurbelung in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern der Welt hat die Hoffnung geweckt, dass sich die Weltmärkte und konjunktur eher früher als später erholen werden.
  • Anziehende Energiepreise. Die Stabilisierung und der Anstieg der Ölpreise hat den Appetit der Anleger auf rohstoffreiche Länder wie Russland erhöht.

Fremd- oder Eigenkapital?
Auch wenn unser Portfolio ausschliesslich in Aktien investiert, haben wir vor anderen Märkten einen gesunden Respekt und glauben, dass diese uns einiges über den Zustand unserer eigenen Anlageklasse sagen können. Eine vieldiskutierte Frage ist, ob zum heutigen Zeitpunkt eine Renten oder eine Aktienanlage in der Zukunft die bessere Rendite bringt. Kerngedanke der Überlegung ist, dass Anleihen in der Kapitalstruktur vorrangig sind, mehr Sicherheit bieten und einen höheren Ertrag versprechen. Aus unserer Sicht trifft jedoch diese höhere Attraktivität von Anleihen gegenüber Aktien derzeit nur auf Unternehmen geringerer Qualität zu. Qualitativ hochwertige Unternehmen sind dagegen sowohl in der historischen Betrachtung als auch auf absoluter Basis im Vergleich zu Bonds billig.

Anleihen von qualitativ schlechteren Unternehmen bieten in vielen Fällen zweistellige Renditen, während die Aktien dieser Unternehmen deutlich niedrigere Dividenden und freie Cashflow Renditen aufweisen. Ein Anleger, der sein Kapital in qualitativ weniger gute Unternehmen investierten will, kann daher mit Schuldtiteln attraktivere Renditen erzielen, selbst wenn Versicherungskosten (in Form von Credit Default Swaps) miteinberechnet werden.

Nehmen wir z.B. LG Electronics, deren Geschäftsmodell weniger konstant und die aus unserer Sicht dadurch einer Gesellschaft wie BAT Malaysia unterlegen ist. Die aktuelle Dividendenrendite von LG beträgt 0.4%, während ihre Anleihen mit fast 5.4 % rentieren. Werden die Anleihen mit einem Credit Default Swap abgesichert, der rund 360 Basispunkte kostet, bliebe noch immer eine Rendite von 1.8, die deutlich über der Dividendenrendite des Unternehmens liegt. Durch eine Bond statt einer Aktienanlage verdient der Investor eine höhere Rendite und vermeidet letztendlich durch Credit Default Swaps Bilanz und Insolvenzrisiken.

Nehmen wir alternativ Samsung Electronics, ein als höherwertig geltendes Unternehmen. Dessen langfristige Anleihen rentieren mit fast 8%. Ein Versicherungsschutz über einen Credit Default Swap würde 300 Basispunkte kosten und die Anleihe damit noch immer eine Rendite von 5% bringen, die deutlich über der Dividendenrendite des Unternehmens von weniger als 1% liegt. Samsung Electronics notiert auf Gewinnbasis 2010 bei einem KGV von 16. Dahinter steht kein gedrücktes Ergebnisniveau, da sich die Gewinne des Unternehmens in etwa auf dem Niveau des Boomjahrs 2000 (rund 36’000 KRW) bewegen. Obwohl der Titel seit rund einem Jahrzehnt kein Wachstum aufweist, wird er mit dem 16fachen Gewinn gehandelt. Unabhängig davon ist die Aktie seit Jahresbeginn um 33% gestiegen, während die Anleihekurse um rund 10% nachgegeben haben, was für das vergleichsweise bedächtige Fixed Income Segment eine enorme Bewegung ist. Dagegen sind die Gewinne von Dairy Farm in den vergangenen zehn Jahren um den Faktor 10 gestiegen, während die Aktie bei einem KGV von 15 notiert. Wir halten daher lieber an Dairy Farm fest, als uns für DRAMs zu ereifern.

Es ist zudem wahrscheinlich, dass die USVerbraucher mehr sparen werden als in den vergangenen sechs oder acht Jahren. Bei einer positiven Sparrate kaufen die Amerikaner weniger von asiatischen Exporteuren. Ein Rückgang um 10%punkte im USVerbrauch von 70% auf 60% des BIP entspricht einem Wert von 1.4 Billionen USD. Der heimische Konsum in den asiatischen Ländern sollte dagegen robuster bleiben. Daher sind wir in Titel investiert, die von einer steigenden Binnennachfrage profitieren dürften. Das Stimulierungspaket der Chinesen sollte vor allem dazu beitragen, den Konsum im eigenen Land anzukurbeln, als dass es den Exportunternehmen helfen dürfte, deren Aktien im bisherigen Jahresverlauf davongelaufen sind. Wir sind in den Vereinigten Staaten ansässig und sehen, wie die Amerikaner sparsamer werden. Vielleicht erkennen wir dies klarer als Investoren, die ihren Sitz in Hongkong haben.

Unsere Analyse zeigt, dass bei LG Electronics, Samsung Electronics und vielen anderen Unternehmen von deutlich schlechterer Qualität Schuldtitel relativ betrachtet eine überzeugendere Anlage sind als Aktien. Ist ein Anleger bereit, Kapital in ein qualitativ schlechteres Unternehmen zu investieren und von der Überlebensfähigkeit des Unternehmens überzeugt, dann birgt ein ungesichertes Anleiheengagement einige Vorteile. Es würde in den meisten Fällen eine höhere Rendite als Aktien bringen, den Anleger in der Kapitalstruktur vorrangig positionieren und bei einer Wirtschaftserholung das Potenzial für einen Kapitalzuwachs bieten. In anderen Worten, der Investor könnte ein geringeres Risiko eingehen und gleichzeitig eine bessere Rendite erzielen.

Kapitalerhalt sollte in unseren Augen immer ein vorrangiges Anlageziel sein. Folglich ist es bei einer Anlage in qualitativ schlechtere Unternehmen sinnvoll, im oberen Rang der Kapitalstruktur zu bleiben, während man auf eine Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds und der Visibilität wartet – insbesondere, wenn man dafür stattlich vergütet wird.

Bei qualitativ höherwertigen Unternehmen ist die Renditedifferenz zwischen Anleihen und Aktien hingegen deutlich geringer. Unsere Analyse hat Unternehmen mit starken Bilanzen und nachhaltigen Dividendenrenditen identifiziert, bei denen die Dividendenrendite sogar über der korrespondierenden Anleiherendite liegt. Die Aktie von BAT Malaysia beispielsweise bietet eine Dividendenrendite von 5.8%, während die Anleihe des Unternehmens derzeit eine Rendite von 4.0% abwirft.

In diesem Fall und bei den meisten anderen qualitativ hochwertigen Unternehmen ist es wesentlich sinnvoller in die Aktie des Unternehmens statt in seine Anleihen zu investieren. Dies gilt insbesondere dann, wenn das Überleben der Gesellschaft aufgrund der Bilanz und einer weniger zyklischen Natur des Cashflows nicht in Frage steht. Zusätzlich zu einer vergleichbaren Rendite bieten die Aktien erstklassiger Unternehmen dem Investor Aufwärtspotenzial durch wachsende Gewinne.

Im Fall von BAT Malaysia notierte die Aktie des Unternehmens in der Vergangenheit im Schnitt beim 17.5fachen ihres Gewinns. Ende März wurde sie bei einem KGV von 16 gehandelt. Zudem hat die Gesellschaft regelmässig mehr als 95% des Gewinns als Dividende ausgeschüttet. Anleger kommen in den Genuss eines ebenso attraktiven Einnahmestroms wie bei den Anleihen des Unternehmens sowie einer Gewinngrösse, die kontinuierlich wächst.

Regionale Entwicklungen

Indien
Bharti Airtel, Hindustan Unilever und Housing Development Finance Corporation leisteten negative Performancebeiträge. Das Portfolio verfügt über einen nennenswerten Anteil an indischen Unternehmen aus dem Bereich nichtzyklische Konsumgüter, von denen viele während der späten Quartalsrallye Einbussen verzeichneten. Trotz der schwachen Performance einiger indischer Bestände im ersten Quartal sind wir unter Anlagegesichtspunkten weiterhin von dem Land überzeugt. Wie bereits bei anderer Gelegenheit dargestellt, weist die indische Wirtschaft eine relativ geringere Exportabhängigkeit auf. Privat und Staatsverbrauch machen zusammen rund 74% des indischen Bruttoinlandsprodukts aus, während der Anteil der Investitionen weniger als ein Drittel beträgt. Obwohl der Handel zunimmt, dürfte es schlussendlich der Binnenkonsum sein, der das Land widerstandsfähiger macht. Des Weiteren ist der Unternehmenssektor insgesamt gut geführt, oftmals trotz der Regierung; das Bankensystem gehört vermutlich zu den am besten regulierten der Welt, was dieser Tage allerdings nicht viel heisst; und die Infrastrukturentwicklung macht Fortschritte, wenn auch kleine.

In vielerlei Hinsicht ist Indien besser auf künftiges Wachstum vorbereitet als weite Teile Europas. Die demografische Entwicklung des Landes ist beeindruckend. Das Durchschnittsalter beträgt 26 Jahre. Zwischen 2005 und 2015 erreichen rund 77 Millionen Inder das erwerbsfähige Alter. Bis 2010 dürfte Indien über die grösste jugendliche Bevölkerung der Welt verfügen. Der Altenquotient des Landes dürfte in den nächsten zwei Jahrzehnten kontinuierlich sinken. Die Ränge der Mittel und Oberschicht wachsen. Wir glauben, dass die im Fonds vertretenen Unternehmen von diesen Trends profitieren werden.

Asien
China, Taiwan und Südkorea wirkten sich im Berichtsquartal negativ auf die Fondsperformance aus. Insgesamt fiel es uns schwer, in diesen Ländern günstige Unternehmen mit nachhaltigem Gewinnwachstum zu finden. Wir halten ein nachhaltiges Wachstum der Gewinne (und Dividenden) langfristig für wertvoller als zyklische Erlösströme, die zu niedrigeren Bewertungen erworben wurden. Auch Unternehmen mit nachhaltigen Ergebnissen sind in Bärenmärkten für Wertverluste anfällig, aber über einen Geschäftszyklus hinweg erhalten Anleger unseres Erachtens bessere Renditen, wenn sie in Unternehmen investieren, die widerstandsfähiger sind und sich schneller erholen.

Während wir insgesamt eine positive Einschätzung haben, da die asiatischen Regierungen wie ihre westlichen Pendants auch geeignete Massnahmen ergreifen, sind wir uns hinsichtlich einer Gewinnerholung in den zyklischeren Segmenten des Markts nicht so sicher. Wir gehen davon aus, dass die hohen Kapazitätsreserven in Asien noch mindestens einige Jahre Bestand haben werden. Selbst bei einer Erholung der Region könnte dieser Kapazitätsüberhang eine rasche Gewinnerholung des Gesamtmarkts verhindern. Umgekehrt sollten die Unternehmen, die wir im Fonds haben und die im Sog des Markts mit nach unten gezogen wurden, robuste Gewinne verzeichnen, da ihre Aktivitäten wesentlich widerstandsfähiger sind. Wir halten dies nicht für den Zeitpunkt, um aggressive Wetten auf kapitalintensive Bereiche des Markts einzugehen. Die Bondmärkte scheinen unsere Einschätzung zu teilen. Credit Default Swap Spreads haben sich in diesem Jahr nicht erholt, obwohl die Aktien in Asien kräftig zugelegt haben. Die gleiche Entwicklung war in den vergangenen beiden Jahren mehrmals zu beobachten. Der Unterschied diesmal ist die Underperformance von Qualität, aus der sich Gelegenheiten ergeben, einige sehr starke asiatische Unternehmen in den Fonds aufzunehmen.

In China ist der Fonds deutlich untergewichtet. Zwar halten wir nach Gelegenheiten im Qualitätssegment Ausschau, aber es fällt schwer, Qualitätstitel mit angemessener Bewertung und nachhaltigem Ergebniswachstum zu finden. Darüber hinaus ist das Ergebnisrisiko bei den meisten chinesischen Titeln enorm und wird zudem nicht richtig wahrgenommen. Die jüngste Rallye wurde von optimistischen TopdownSchätzungen angetrieben, wir glauben aber, dass Überkapazitäten die Margen noch lange belasten werden.

Russland
Unser mangelndes Engagement in Russland beeinträchtigte die relative Performance, da die Bewertungen russischer Energieunternehmen im Berichtsquartal von höheren Rohstoffpreisen profitierten. Es ist für uns nicht einfach, Titel zu finden, mit denen wir uns in diesem Land wohlfühlen. Unsicherheit aufgrund von Corporate Governance Themen und politische Volatilität lassen andere Teile der Welt attraktiver erscheinen.

Brasilien
Brasilien bildete im Berichtsquartal einen Lichtblick. Eletropaulo, AES Tiete, Petrobras und Souza Cruz entwickelten sich allesamt sehr gut und leisteten positive Performancebeiträge, sowohl absolut als auch relativ.

Sektorentwicklung

Nicht-zyklische Konsumgüter
Der Fonds ist weiterhin in nichtzyklischen Konsumgütern deutlich übergewichtet, was der Performance im ersten Quartal schadete. Eine starke Performance von Titeln wie Souza Cruz, Ambev und Hengan International wurde von einer schwachen Entwicklung von Unternehmen wie KT&G, Hindustan Unilever, Coca2Cola Femsa und British American Tobacco mehr als aufgezehrt.

Informationstechnologie

Die Fondspositionen in Redecard, Netease.com und Taiwan Semiconductor sorgten im ersten Quartal für positive Beiträge zur absoluten Performance; allerdings führte die untergewichtete Position des Portfolios insgesamt zu einer Underperformance des Sektors.

Energie
Der Fonds war im Energiesektor untergewichtet, was der Performance im ersten Quartal abträglich war. PTT Exploration & Production und Sasol waren die schwächsten Titel des Sektors.

Versorger
Viele der Fondsbestände im Versorgerbereich, darunter Eletropaulo und AES Tiete, leisteten positive Beiträge sowohl zur absoluten als auch zur relativen Performance. Wir sind von diesem Sektor weiterhin überzeugt. Uns gefällt insbesondere die Stabilität der regulatorischen Rahmenbedingungen für Versorger in Brasilien. Die langfristigen Wachstumschancen werden dort von drei wesentlichen Treibern beflügelt:

  • Erstens, wir gehen davon aus, dass die Stromnachfrage in Brasilien langfristig weiterhin schneller wachsen wird als das BIP des Landes. Der aktuelle ProKopfVerbrauch in Brasilien entspricht nur rund der Hälfte des Verbrauchs in den USA und in Westeuropa.
  • Zweitens, wir erwarten eine schrittweise Konsolidierung des Sektors.
  • Drittens, wir rechnen in den nächsten drei bis vier Jahren mit einem Anstieg der Strompreise um 30 bis 40%, da bestehende Verträge auszulaufen beginnen und neue Verträge zu Marktpreisen abgeschlossen werden.

Eletropaulo dürfte das nachhaltige Nachfragewachstum zugute kommen; CPFL, der grösste private Stromversorger in Brasilien, ist ein aktiver Player in der Konsolidierung des Sektors; und AES Tiete sollte von Preiserhöhungsspielräumen und zusätzlicher Erzeugungskapazität profitieren.

Währungen
Unser Währungsmodell drehte im Berichtsquartal in den negativen Bereich. Daraufhin reduzierten wir die Absicherung unserer Fremdwährungspositionen. Am Ende des Quartals bestanden Teilabsicherungen für unsere Engagements in der indischen Rupie, im koreanischen Won, im malaysischen Ringgit, im mexikanischen Peso und im südafrikanischen Rand.

Portfolioveränderungen

Neue/ Wert steigernde Positionen
Hengan (nicht-zyklische Konsumgüter – China): Hengan gehört in China zu den Top Drei im Produktsegment Körperpflege. Das Unternehmen stellt unter anderem Papiertaschentücher, Wegwerfwindeln und Damenbinden her. Es verfügt landesweit über beträchtliche Distributionsvorteile in Städten dritter und vierter Grössenordnung und seine Produkte sind gewöhnlich rund 20% günstiger als die der multinationalen Marken. Daher ist die Marke gut positioniert, um von Verbrauchern zu profitieren, die durch den Umstieg auf günstigere Produkte Geld sparen wollen. Die Marktdurchdringung ist weiterhin gering und beläuft sich auf rund 15% des Verbrauchs der Industrienationen. Insbesondere im Markt für Papiertaschentücher und Damenbinden bestehen Spielräume für eine Konsolidierung. Wir halten Hengan für eines der besten defensiven, strukturellen Wachstumsunternehmen in China.

Netease.com (Informationstechnologie – Brasilien): Netease.com ist ein Anbieter von Online Videospielen, der zwei der drei populärsten Spiele in China produziert. Die Spiele werden ausschliesslich online verkauft, was die Distributionskosten niedrig hält, und die Einnahmen resultieren aus Zahlungen der Spieler auf Stundenbasis. Die sozialen Funktionen der Spiele zielen darauf ab, dass Spieler angemeldet bleiben, um sich mit Freunden auszutauschen, auch nachdem ihr Interesse am Spiel nachgelassen hat. Solange das Unternehmen seine Spieleangebot aktuell hält und Spielern neue Erfahrungen bietet, sollte sich das Umsatzwachstum fortsetzen.
Die Gesellschaft ist zudem der führende EMailProvider in China und eines der bedeutendsten Internetportale des Landes. Diese Aktivitäten haben derzeit zwar erst einen geringen prozentualen Umsatzanteil; sie wachsen aber kontinuierlich und ermöglichen kostenlose Werbung für neue Spiele. Netease hat ein kostengünstiges Geschäftsmodell, das aus unserer Sicht eine stabile Bruttomarge im Bereich von 80% erwirtschaften kann.

Verkaufte oder reduzierte Positionen
Wir haben im Berichtsquartal unser Engagement in Finanzwerten aus Schwellenmärkten reduziert und unsere Anlagen auf Titel konzentriert, die aus unserer Sicht das grösste Outperformance Potenzial besitzen.

Hang Seng Bank
(Finanzdienstleister 2 Hongkong): Hang Seng Bank verfügt zwar über ein starkes Retailgeschäft in Hongkong, aber die Qualität der Aktiva verschlechterte sich, da die Gesellschaft ihr umfangreiches Wertpapierbuch überbeansprucht hat.
Axis Bank (Finanzdienstleister 2 Indien): Wir haben Axis Bank im Vorfeld eines Führungswechsels in der Bank veräussert.
Banco Itau (Finanzdienstleister 2 Brasilien): Wir haben unser Engagement in Banco Itau abgebaut, die eine Fusion mit Unibanco ankündigte, einer weiteren Bank aus dem Privatbanksektor Brasiliens. Obwohl wir die Transaktion für strategisch sinnvoll halten, sind wir bei grossen Akquisitionen stets skeptisch, insbesondere im Bankensektor. Itau kann allerdings auf Erfolge bei der Integration von Banken verweisen. Uns gefällt der Titel weiterhin.

Performanceanalyse

Positive Performancebeiträge
Die Fondsbestände in Souza Cruz, Eletropaulo und Petrobras gehörten im Berichtsquartal zu den Titeln mit den grössten positiven Performancebeiträgen.

Negative Performancebeiträge
Bharti Airtel, S1 Corp, United Spirits und China Mobile waren einige der Werte, die im Berichtsquartal für die höchsten negativen Beiträge zur absoluten Performance verantwortlich waren.

Ausblick
Das erste Quartal 2009 verlief enttäuschend. Unser Engagement in Qualitätstiteln aus eher konservativeren Sektoren wie nichtzyklische Konsumgüter und unsere unterdurchschnittliche Gewichtung der zyklischeren Sektoren beeinträchtigten die Performance. Des Weiteren hielt uns die Konzentration auf erstklassige Unternehmen von Ländern wie Russland und China fern, die sich im Berichtsquartal gut entwickelten.

Wir sind weiterhin fundamentale StockPicker, die nach Unternehmen Ausschau halten, die auf Sicht von fünf oder mehr Jahren ein verlässliches Wachstum bieten. Sofern wir uns über die Perspektiven eines Unternehmens entweder unter Wettbewerbsaspekten, politischen, regulatorischen oder konjunkturellen Gesichtspunkten nicht sicher sind, verzichten wir lieber auf eine Anlage. Obwohl die Underperformance im ersten Quartal eher enttäuschend war, werden wir an unserer Philosophie festhalten und weiter in Qualitätsaktien investieren, die angemessen bewertet sind. Wir sind überzeugt, unseren Anlegern damit langfristig sehr attraktive Renditen bieten zu können. Die Betrachtung unserer aktuellen Fondsbestände gibt uns Zuversicht, dass bei den derzeitigen Bewertungen (die deutlich unter dem Niveau der Vorjahre liegen) ein enormes Aufwärtspotenzial und weniger Risiko als im Gesamtmarkt besteht. Der Schlüssel zur Realisierung dieser Werte – gemessen an den Anlagerenditen – liegt in der Geduld.

Quelle: Vontobel Asset Management, Inc.

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