Nachhaltigkeitsrating 2009 der Bank Sarasin für Automobilhersteller: Toyota und Peugeot führend

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Für die Automobilbranche galten bislang nur bescheidene Umweltauflagen. Dies ändert sich jetzt: In der EU und den USA wurden die Klimagas-Grenzwerte für Neuwagenflotten verschärft. Selbst China arbeitet strengere Standards aus. Damit verstärkt sich der investitionsintensive Wettkampf um die Vorherrschaft bei den emissionsarmen Technologien: Szenarien rechnen bis 2030 mit bis zu 40% an Hybrid-, Plugin-Hybrid- und Elektrofahrzeugen. Die Bank Sarasin unterzieht die Automobilbranche seit Jahren einer Nachhaltigkeitsbewertung. Im Zentrum der Analyse stehen die Umwelteffizienz der Fahrzeuge und die Tragfähigkeit der Lieferantenbeziehungen. Beides ist im gegenwärtigen Wettbewerbsumfeld von besonderem Interesse. Spitzenreiter im aktuellen Rating der Bank Sarasin sind der japanische Hersteller Toyota und Peugeot aus Frankreich.

Beim Nachhaltigkeitsrating der Bank Sarasin betreffend die Automobilhersteller stehen drei Themen im Zentrum: die Klimaeffizienz der gegenwärtigen Fahrzeugflotte, die Stärke bei der Entwicklung von emissionsarmen Zukunftstechnologien und – aufgrund der zunehmenden Auslagerung von wichtigen Komponenten und dem anstehenden Kampf um die Führerschaft bei neuen Technologien – die Tragfähigkeit der Lieferantenbeziehungen. Gemessen an diesen Kriterien überzeugen Toyota und Peugeot. Sie konnten ihre Position an der Spitze halten. Honda hat sich stark verbessert und ist Drittklassierter. Im oberen Mittelfeld folgen Volkswagen, die übrigen deutschen Hersteller sowie Renault (heruntergestuft) und Ford (aufgerückt). Fiat hat gegenüber dem Vorjahr verloren und schneidet zusammen mit Nissan und General Motors unterdurchschnittlich ab.

Die Automobilbranche zählt wie Chemie, Öl- und Gas zu den risikoreichen Wirtschafts- zweigen. Lange Zeit war die Branche auch bei Sarasin für nachhaltige Anlagen ausge- schlossen. In der Zwischenzeit hat sich das Umfeld jedoch deutlich verändert und fortschrittliche Hersteller erkennen, dass sie mit umwelt-effizienten Technologien Wett- bewerbsvorteile schaffen können. Nach wie vor sind die Hürden für den Eintritt ins nachhaltige Anlageuniversum der Bank Sarasin in dieser Branche aber sehr hoch. Basierend auf dem aktuellen Rating kommen aus Sicht der Bank Sarasin für den nachhaltig orientierten Anleger deshalb einzig Toyota und Peugeot als Investment in Frage.

Klimapolitik hält Einzug – verbindliche Grenzwerte für die Neuwagenflotten
Für die kommenden fünf bis zehn Jahre sind neue und – in der EU erstmals – verbindliche Grenzwerte für die Neuwagenflotten festgelegt worden. Ebenfalls hat die USA Zielwerte definiert und in China wird über eine Verschärfung diskutiert. Bei der Bewertung der Automobilhersteller sind die Klimaeffizienz der Flotte und der Abstand zu den anstehenden Grenzwerten deshalb ein Kernkriterium. US- und deutsche Hersteller sowie Nissan haben den grössten Nachholbedarf, die gesetzten Ziele zu erreichen. Betrachtet man wie die Hersteller ihre Treibstoff- oder Klimagaseffizienz über die Jahre verbessert haben, so schneiden Toyota und Honda sehr gut ab. Ebenso kann BMW Fortschritte verbuchen. Gleichzeitig gilt zu beachten, dass die Hersteller mit sehr unterschiedlichen staatlichen Rahmenbedingungen zu kämpfen haben. Die USA bietet grundsätzlich ein sehr ungünstiges Umfeld für Treibstoffeffizienz. In der EU und in Japan sind die Rahmenbedingungen zukunftsweisender.

Transparenz noch mangelhaft
«Obwohl Daten betreffend Klimaeffizienz der Flotte für Anleger eine zunehmende Brisanz haben, werden sie von den Automobilherstellern kaum veröffentlicht. Diesen Umstand haben nachhaltige Anleger bereits vor Jahren beanstandet. Dabei wären einerseits die genauen Leistungsdaten erforderlich und andererseits die Grenzwerte, welche für den Hersteller in seinem Markt zur Anwendung gelangen.» Dr. Gabriella Ries Hafner, Sustainability Research und Studienautorin.

Künftige Technologien – der Wettlauf ist im Gang
In ihrer Beurteilung geht die Bank Sarasin bei der technologischen Entwicklung von einer Transformationsphase aus: der Verbrennungsmotor dominiert die nahe Zukunft und die Hybridisierung ebnet den Weg für die Elektrifizierung des Antriebsstranges und Neuerungen im gesamten Energiemanagement der Fahrzeuge. In geeigneten Märkten wie Russland (Gas) oder Brasilien (Biokraftstoffe) sowie durch neue Generationen aus Pflanzenrückständen gewinnen zudem alternative Kraftstoffe an Bedeutung. Als Übungsfelder der ferneren Zukunft dienen Modellregionen mit Elektrofahrzeugen oder die dezentrale, solare Herstellung von Wasserstoff zur Speisung der Brennstoffzellen. Honda engagiert sich hierzu beispielsweise in Kalifornien. Toyota und Honda halten betreffend die Stärke ihres Technologie-Portfolios die Branchenführerschaft, gefolgt von Peugeot, Volkswagen und Daimler. Bei den meisten Herstellern besteht jedoch ein Übergewicht in der kurzfristigen Technologiestärke. BMW ist langfristig schmal positioniert und Fiat schneidet diesbezüglich am schlechtesten ab. Nur Toyota und Honda zeigen einen Schwerpunkt bei der längerfristigen Ausrichtung. In der jüngsten Zeit hat insbesondere der Elektromotor stark an Profil gewonnen. Die neue Technologie wird die Branche stark aufmischen. Mit BYD ist ein chinesischer Batteriehersteller kürzlich zum Autobauer mutiert und zahlreiche Kleinstunternehmen versuchen Elektrofahrzeuge zur Marktreife zu bringen. Unter den grossen Herstellern ist die Strategie von Renault-Nissan am stärksten auf Elektrofahrzeuge ausgerichtet.

Was versteht Sarasin unter Nachhaltigkeit?
Unter nachhaltigem Wirtschaften versteht die Bank Sarasin die Herstellung von Gütern und Dienstleistungen mit breiter gesellschaftlicher Akzeptanz unter Verwendung von möglichst konfliktarmen Produktionsmethoden.

Zentraler Wettbewerbsfaktor: Tragfähige Lieferantenbeziehungen
Der Verband der deutschen Automobilindustrie geht davon aus, dass die Zulieferer bis 2010 rund 80% des Wertschöpfungsanteils und 50% der Entwicklungsleistung erbringen. Mit zunehmender technologischer Stärke – einige Zulieferer registrieren inzwischen mehr Patente als ihre Abnehmer – verändern sich die Kräfteverhältnisse. Vor diesem Hintergrund sind gute Lieferantenbeziehungen ein zentraler Wettbewerbsfaktor. Die Bank Sarasin bewertet diese mit Hilfe von Lieferanten-Zufriedenheitsindizes. Europäische Automobilhersteller haben dabei in einem wichtigen Bereich der fairen Zusammenarbeit, nämlich in Fragen der Wahrung von Urheberrechten, in der Vergangenheit besser abgeschnitten als die US-Hersteller. Mit zunehmendem Kostendruck sind aber auch bei über lange Zeit gut bewerteten Franzosen die Zulieferbeziehungen unter Druck geraten. Das Zufriedenheitsniveau in Deutschland ist ebenfalls deutlich gesunken, vor allem bei BMW. Volkswagen ist aus Sicht der Zulieferer schon seit Jahren der unbeliebteste deutsche Hersteller. Bedenkt man die deutschen und französischen Ambitionen, im Bereich der Elektromobilität führend zu werden, so müssen wieder stabilere Partnerschaften geschmiedet werden.

Quelle: Bank Sarasin & Cie AG

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