Atomkraftwerke haben keine Chance

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Drei neue Atomkraftwerke sollen in der Schweiz gebaut werden, oder mindestens zwei – so die Grosskraftwerkträume von Axpo, BKW und Alpiq. Doch es gibt Probleme: Das Vorzeigeprojekt im finnischen Olkiluoto entwickelt sich zur Finanzruine. Die beteiligten Firmen sind zerstritten und kämpfen um Milliarden. Die Kosten explodieren und die Fertigstellung verzögert sich um Jahre. Und nicht nur das: Dem Konsortium wird öffentlich vorgeworfen, gefährlich zu pfuschen.

Bau- und Finanzruinen rund um die Welt
Der Welt-Statusbericht Atomindustrie 2009 zeigt einen detaillierten Überblick über die Wirtschaftlichkeit von Atomkraftwerken: 435 Reaktoren sind weltweit in Betrieb (Stand 1.8.09), das sind neun weniger als 2002. Im Bau befinden sich gemäss Internationaler Atomenergie-Organisation IAEO 52 Reaktoren. Die Hälfte dieser Projekte verzeichnen erhebliche Verzögerungen und ein Viertel ist seit über 20 Jahren im Bau. 2008 war das erste Jahr, in dem kein neues Atomkraftwerk in Betrieb genommen wurde. Dieser Abbau liegt auf der Hand. Die Atomkraftwerke produzieren weltweit zu wenig Strom – für zuviel Geld: Mit der gefährlichen Atomkraft werden nur zwei Prozent der benötigten Endenergie produziert – Tendenz stark sinkend.

Atomstrom ist viel zu teuer
Zudem ist die Atomenergie viel zu teuer, so der Report. Die Kosten (ohne Finanzierungskosten) haben sich von 2´000 auf 4´000 Dollar pro installiertem Kilowatt verdoppelt. Der finnische EPR in Olkiluoto zeigt, dass die Wirklichkeit diese Einschätzung längst überholt hat. Die Branche ist weder in der Lage, günstig und sicher genug neue Kraftwerke zu bauen, noch den anfallenden Atommüll zu beseitigen. Radioaktive Abfälle müssen bis zu eine Million Jahre lang gelagert werden. Das ist länger, als es Menschen gibt. Die Kosten wie auch die Realisierbarkeit von Atommülllagern stehen noch in den Sternen. Auch die Schweizer Energieversorger können solche Mammutprojekte (ein EPR kostet 10 Milliarden Franken, exkl. Entsorgung) mit ihren gewaltigen Finanzrisiken nicht mehr stemmen – ausser der Staat hilft mit. Die Zusammenfassung des Welt-Statusreports Atomindustrie 2009 lautet: «Zurzeit gibt es keine Anzeichen dafür, dass der empirisch offensichtliche Niedergang der internationalen Atomindustrie sich in eine strahlende Zukunft verwandeln würde.»

Die Schweizerische Energie-Stiftung fordert die Finanzdirektoren und Verwaltungsräte auf, den Bericht zu lesen. In Kürze erscheint auch die Studie von Prognos Schweiz zur Rennaissance der Kernenergie.

Quelle: Schweizerische Energie-Stiftung

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