Ist das Ende des US-Dollars als Weltwährung gekommen?

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Ein Hinweis auf einen Rückgang der Bedeutung des USD als Weltwährung ist die Abnahme des Anteils des Dollars an den internationalen Devisenreserven. 2002 betrug dieser noch 72%, heute lediglich noch 62%. Dieser Rückgang geht allerdings zu einem bedeutenden Teil auf die Abwertung des Greenback und auf eine entsprechende Aufwertung der anderen Währungen und nur zum kleineren Teil auf eine effektive Diversifikation der Währungsreserven zurück. Somit kann bis dato noch kaum von einer abnehmenden Bedeutung des Dollars als Weltwährung die Rede sein.

Die Diskussion ist vielmehr im Lichte der Dollarabwertung zu sehen, welche den Überschussländern wie China oder Russland entsprechende Verluste auf den Devisenreserven einbringt. Der Unmut über die Verluste ist zwar nachvollziehbar, die Ursache der strukturellen Dollarabwertung liegt aber gerade in den über die vergangenen Jahre vermehrt entstanden globalen Ungleichgewichten. Seit Mitte der neunziger Jahre haben sich die USA systematisch von einem Investitions- und Produktionsstandort zu einem Konsumstandort entwickelt. Wurden 1997 in den USA noch Investitionen im Umfang von beinahe 19% des Bruttoinlandproduktes getätigt, so fiel dieser Wert auf 12% heute. Entsprechend stiegen die Investitionen in Asien bei einem relativen Rückgang des dortigen Konsums.

Die für die Zukunft des Dollars wichtigste Frage lautet somit: Gelingt es den Amerikanern künftig wieder vermehrt, global verkaufbare Produkte herzustellen, entsprechende Investitionen zu tätigen und wieder zu einem erstklassigen Produktionsstandort zu werden? Wenn ja, dann ist eine grundlegende positive Trendwende im US-Dollar möglich. Im negativen Fall ist kein Ende der Dollarmisere in Sicht. Da solche Entwicklungen aber Zeit brauchen, ist vorerst mit keiner nachhaltigen Aufwertung des Greenbacks zu rechnen. Eine kurzfristig positive Situation für den Greenback könnte sich im kommenden Jahr dann ergeben, wenn die US-Notenbank die Zinsen stärker als erwartet anhebt und die Zinsdifferenzgeschäfte zwischen einer Hoch- und einer Tiefzinswährung – sogenannte «carry trades» – unattraktiv macht.

Quelle: Vontobel

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