Wie gut sind die Schweizer Unternehmen für Kopenhagen gerüstet?

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Die Studie zeigt, dass nur 56% aller kontaktierten Unternehmen bereit waren, ihren Investoren Auskunft über ihre Klimastrategie zu geben. Die Beteiligungsquote war damit relativ gering, aber in etwa gleich hoch wie im Vorjahr (57%). Zudem wollen 37% der teilnehmenden Unternehmen ihre Antworten für ein breiteres Publikum nicht offenlegen. Allerdings weisen in diesem Jahr mehr Firmen als im Vorjahr (72% gegenüber 64%) ihre direkten CO2-Emissionen aus. Der Anteil der Firmen, die auch ihre indirekten Emissionen erfassen, z.B. die beim Gebrauch ihrer Produkte und Dienstleistungen entstehen, bleibt aber sehr gering.

Langfristig orientierte Investoren haben ein vitales Interesse daran, die Klimastrategien der Unternehmen, in die sie investieren, zu kennen. Das Carbon Disclosure Project (CDP) ist die grösste Aktionärsinitiative weltweit und dient genau diesem Zweck. Sie wird unterstützt von 475 institutionellen Investoren, die für ihre Kunden insgesamt 55’000 Milliarden USD verwalten.

Die Ethos Stiftung und Pictet Asset Management haben heuer zum insgesamt dritten Mal die CDP-Umfrage bei den 100 grössten börsenkotierten Schweizer Unternehmen durchgeführt, die Antworten analysiert und in einem Bericht zusammengefasst.

Die wichtigsten Ergebnisse der CDP 2009-Umfrage für die Schweiz lauten:

  • Nur 56% aller kontaktierten Unternehmen waren bereit, überhaupt an dieser weltweit grössten Umfrage ihrer Art teilzunehmen. International liegt diese Antwortquote zwar im Schnitt, aber sie ist doch etwas ernüchternd mit Blick auf die führenden Länder wie Grossbritannien (95%) oder auch Länder wie Südafrika (68%).
  • 37% der teilnehmenden Schweizer Firmen waren nicht bereit, ihre Antworten einem breiteren Publikum öffentlich zugänglich zu machen. Immerhin hat der Anteil der zurückhaltenden Firmen im Vergleich zum Vorjahr (47%) abgenommen.
  • 72% der Schweizer Unternehmen sehen im Klimawandel eher eine Chance, denn ein Risiko; aufgrund der detaillierten Antworten lässt sich diese erfreulich optimistische Einschätzung allerdings nicht in jedem Fall nachvollziehen.
  • Mehr Firmen als im Vorjahr (72% gegenüber 64%) weisen heuer ihre direkten CO2-Emissionen aus; der Anteil der Firmen, die auch ihre indirekten Emissionen erfassen, z.B. die beim Gebrauch ihrer Produkte und Dienstleistungen entstehen, bleibt hingegen sehr gering.
  • Der für die Schweiz zum ersten Mal berechnete Climate Disclosure Leadership Index (CDLI) zeigt Swiss Re mit einem deutlichen Vorsprung vor Novartis, BEKB, UBS, Geberit, Credit Suisse und Georg Fischer, wobei das Verfolgerfeld sehr nahe beieinander liegt.
  • Der CDLI-Index bewertet in erster Linie die Bereitschaft zur und die Qualität der Berichterstattung und nicht den effektiven CO2-Fussabdruck der Unternehmen. Daher kommen z.B. Finanzwerte, die gut kommunizieren, aber die indirekten Emissionen ihrer Finanzierungs-tätigkeit nur in den seltensten Fällen berücksichtigen, eher zu gut weg.
  • Generell zeigt sich, das grosse international ausgerichtete Unternehmen, die oft auch Niederlassungen haben, die dem europäischen Emissionshandelssystem unterstellt sind, besonders gut abschneiden.
  • Aufgrund der Analyse der gesamten Wertschöpfungskette lässt sich weiter zeigen, dass die Unternehmen nicht immer dort die grössten Anstrengungen unternehmen, wo die Klimaauswirkungen ihrer Tätigkeit auch tatsächlich am grössten sind.

Im Dezember dieses Jahres wird die internationale Staatengemeinschaft in Kopenhagen über ein Folgeabkommen des im Jahr 2012 auslaufenden Kioto-Protokolls beraten. Dieses Abkommen wird wegweisend sein und darüber entscheiden, ob wir willens und in der Lage sind, den drohenden Klimawandel noch abzuwenden. Der UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon hat in diesem Zusammenhang von einer „once-in-a-generation opportunity“ gesprochen.

Als Vertragspartnerin des Kioto-Protokolls wird auch die Schweiz aktiv an den Verhandlungen in Kopenhagen teilnehmen. Damit werden die vereinbarten Reduktionsziele auch für die Schweiz und die Schweizer Unternehmen verbindlich werden. Ausserdem will der Bundesrat im Anschluss an Kopenhagen mit der EU über einen Anschluss der Schweiz an das europäische Emissionshandelssystem (EU-ETS) verhandeln. In diesem Zusammenhang ist also entscheidend, dass sich die Unternehmen mit dem Klimawandel gebührend auseinandersetzen und die Investoren ihre diesbezüglichen Strategien kennen.

Carbon Disclosure Project
Die gewonnen Erkenntnisse ermöglichen es Investoren, ihre Anlageprozesse in Bezug auf Klimarisiken zu optimieren. Denn viele Investoren befürchten, dass sich die Folgen des Klimawandels – neben der moralischen Verantwortung, welche dem Kapitalgeber automatisch auch zukommt – auf den Wert der Unternehmen auswirken. Sie haben daher ein handfestes Interesse daran, die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken und Chancen in ihre Anlageentscheide einzubeziehen. Der vorgelegte Bericht ist damit auch ein Schritt in Richtung verbesserter Transparenz: Investoren kommen so an die richtigen klimarelevanten Informationen heran, die entscheidend sind für die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen, für Anleger sowie für das Wohlergehen unserer Gesellschaft.

Quelle: Pictet

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