Turbulentes Marktumfeld

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Das aktuelle Investitionsklima ist vermutlich das seit unseren Anfängen im Anlagegeschäft 1982 gefährlichste und schwierigste, das wie je erlebt haben. Unser Ausgangspunkt war natürlich sehr günstig, da Anfang der 1980er3Jahre die lange Phase der Disinflation einsetzte, die mit einer massiven Ausweitung der Bewertungsmultiplikatoren vom mittleren einstelligen Bereich bis zu den lächerlichen Multiple3Spitzen von 30 oder 40 während des Dotcom3Booms einherging. Leider sind erstmals seit vielen, vielen Jahren die günstigen Rückenwinde der Disinflation offensichtlich von einigen sehr ungünstigen Gegenwinden der Inflation abgelöst worden, begleitet von einem möglicherweise deutlichen Rückgang der Unternehmensgewinne.

In diesem Umfeld ist die Zahl der Gewinner im Aktienmarkt immer kleiner geworden und es gibt wenige Plätze, die Schutz bieten. Fast nichts hat funktioniert, mit Ausnahme von rohstoffbezogenen Titeln. Mittlerweile haben aber selbst viele dieser Aktien begonnen, dem staken Anstieg der zugrunde liegenden Rohstoffpreise hinterherzuhinken, da die Anleger fürchten, dass die stark gestiegenen Rohstoffpreise zu einer Vernichtung der Nachfrage führen könnten. Traditionell ‘defensive’ Titel wie Coca-Cola, Procter & Gamble, Pepsi usw. sind alle stärker als der Markt gefallen, weil die Investoren steigende Einstandskosten und selbst bei Mineralwasser und Softdrinks eine schwächere Nachfrage befürchten. Die gedrückten Finanzwerte sind aufgrund komplexer Bilanzierungsfragen in vielen Fällen noch immer nicht ‚analysierbar’ und weiterhin von der ‚Unbekannten X’ abhängig – den Eigenheimpreisen, die sich weiterhin im Rückwärtsgang befinden und deren Bodenbildung sich nicht leicht prognostizieren lässt. Nur die am stärksten angeschlagenen Finanztitel notieren mittlerweile unter ihrem Buchwert (ohne Goodwill). Cash war bisher zwar ein sicherer Eckpfeiler, mit dem die Anleger allerdings derzeit eine negative Realverzinsung erzielen, da die kurzfristigen Zinsen deutlich unter der Inflationsrate liegen. Was sollte/kann ein Long3only3Aktienmanager in diesem für die Assetklasse Aktie insgesamt feindlich erscheinenden Umfeld tun?

Innerhalb des Fonds haben wir uns im bisherigen Jahresverlauf bemüht, unsere schwächeren und verwundbarsten Aktien zu reduzieren, uns auf die gross kapitalisierten Blue-Chip-Unternehmen zu konzentrieren, die selbst einen kräftigen Konjunktureinbruch überstehen können, an einem defensiven Portfolio festzuhalten, in dem wir mit rund 20% in Lebensmittel3 und Getränkehersteller und mit 20% in nicht3zyklische Konsumgüterproduzenten investiert sind, und eine flexible Cash3Position zu bewahren, die zwischen 10%320% schwankte. Das Ergebnis? Keine der erwähnten Strategien hat geholfen. Der Fonds hat im ersten Halbjahr 15.5% eingebüsst, mehr als der Markt mit einem Minus von 12.5%, und im zweiten Quartal verlor der Fonds 9.4%, verglichen mit einem Marktrückgang von 2.7%. Finanztitel scheinen keinen Boden zu kennen und die ‚Defensivwerte’ liessen jede Defensivqualität vermissen.

Die Industriesektoren mit der besten Performance waren im zweiten Quartal Kohle mit +51%, Ölausrüster mit +24%, Exploration und Förderung mit +22%, Eisen und Stahl mit +17% und Bergbau mit +16% 3 nicht unbedingt Bereiche, bei denen man bei einem am Anlagestil von Warren Buffett orientierten Fonds zu einer Übergewichtung neigt. Vergleicht man die obigen Renditen mit den Renditen, die einige unserer ‚Blue Chips’ verbuchten, zeigt sich folgendes Bild:

General Electric (3.63% vom Fondsvermögen) 327%, UnitedHealth (3.0%) 324%, Walgreens (4.09%) 314.4%, Coca-Cola (3.62%) 314%, American Express (2.51%) 313.5%, Procter & Gamble (4.10%) 312.7%, Pepsi (3.65%) 311.4%, Berkshire Hathaway (3.6%) 39.5%, British American Tobacco (5.22%) 38.6% und Kellogg (2.06%) 38%. Unter diesen Namen befinden sich nicht gerade viele Engagements, die mit Subprime3, CDO3 oder Eigenheimthemen in Verbindung stehen. Natürlich waren unsere ‘Dauerbestände‘ unter den Finanzwerten wie AIG (2.52%), Legg Mason (3.06%) und Fannie Mae (1.27%) im Berichtsquartal extrem schwach, aber deren gesamtes Gewicht im Fonds ist auch nicht annähernd so hoch wie die zuvor erwähnten so genannten gross kapitalisierten ‚Blue Chips’. Unsere als defensiv geltenden Large cap, Blue3Chip3Aktien konnten sich im Berichtsquartal schlicht nicht behaupten. Zu den positiveren Entwicklungen zählte im zweiten Quartal der Verkauf von Walmart, da der Titel nach einem erfreulichen Kursanstieg seit Jahresbeginn unser Kursziel erreicht hatte. Gleiches galt für General Mills. Das Übernahmeangebot von Imbev für Anheuser-Busch ermöglichte uns zudem den Verkauf von Bud bei steigenden Kursen. Das gesamte Quartal über bemühten wir uns um die Reduzierung von verwundbaren, sich verschlechternden Positionen, weshalb Bank America und Wachovia veräussert wurden. Von der britischen Juwelierkette Signet und von HR Block haben wir uns ebenfalls getrennt. Unsere Cash3Position betrug am Ende des Quartals ca. 13%. Eine begrenzte Zahl möglicher neuer Positionen wie Ebay, Energizer, Apollo sowie einige weitere Titel wurden in Betracht gezogen, aber nicht gekauft.

Wie geht es von hier aus weiter? Die negativen Makrofaktoren sind hinlänglich bekannt. Der wichtigste Faktor ist der inflationsbedingt eingeschränkte Handlungsspielraum der Fed, einer sich abschwächenden Konjunktur weiter zur Hilfe zu kommen. Mögliche Positiventwicklungen fürs das ‘Gesamtbild’ könnten von einem Eigenheimmarkt ausgehen, der nicht ewig fallen kann, oder einem Ölpreisknick, der zweifellos allen Aktien zugute käme. Die Marktmultiplikatoren sind zurückgekommen und angemessener und bei den Finanzwerten ist es nach wie vor denkbar, dass viele Indices, an welche die in den Bilanzen ausgewiesenen Marktbewertungen angepasst werden müssen, überverkauft sind. Inflation ist der Buhmann in den Schlagzeilen, aber die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich hat erst kürzlich gewarnt, dass der jüngste Auftrieb bei den Rohstoffen zu einem derartigen globalen Abschwung führen könnte, dass wir uns schon bald wieder über Deflation Sorgen machen müssen. Wir für unseren Teil werden weiterhin die Betonung auf die unverwüstlichen Large Caps wie General Electric, Coca-Cola, American Express usw. legen. Praktisch jedes Unternehmen ist bis zu einem gewissen Grad zyklisch. Sollte es zu einem schweren Abschwung kommen, wird Coke unter einem geringeren Mineralwasserabsatz leiden, bei Walgreens der sonstige Umsatz zurückgehen, General Electric weniger Turbinen verkaufen und Disney weniger Besucher in den Themenparks zählen. Wir sind jedoch weit davon entfernt, eine grosse Makrowette à la Soros einzugehen und alle Zykliker oder alle Finanzwerte zu verkaufen. Stattdessen wird unsere Strategie darin bestehen, an unseren Blue Chips festzuhalten, selbst wenn sie eine Phase zyklisch niedrigerer Ergebnisse zu verkraften haben, da diese Unternehmen überleben werden, da der Markt bereits reichlich schlechte Nachrichten eskomptiert hat und Aktien gewöhnlich in der Mitte einer Rezession ihren Tiefpunkt erreichen und da der Verzicht auf ein Timing des Markts sowie das Ausnutzen von Stresssituationen wie im aktuellen Umfeld zur kontinuierlichen Aufstockung von qualitativ hochwertigen, nachhaltigen Unternehmen im Einklang mit unserem Anlageauftrag steht Wir rechnen zweifelsohne mit einer Fortsetzung der turbulenten Zeiten, gehen aber bei neuerlichen Kursrückgängen von einer weiteren Aufstockung unserer Blue Chips aus, genauso wie während des zweiten Quartals.

Wichtige rechtliche Hinweise:
Die vorliegende Dokumentation ist keine Offerte zum Kauf oder zur Zeichnung von Anteilen. Zeichnungen von Anteilen an Teilfonds des luxemburgischen Vontobel Fund, SICAV erfolgen nur auf der Grundlage des Prospektes, der vereinfachte Prospekte, der Statuten sowie des Jahres- und Halbjahresberichtes (Italien zusätzlich Documento Integrativo und Modulo di Sottoscrizione). Diese Unterlagen sind kostenlos bei der Vontobel Fonds Services AG, Gotthardstrasse 43, CH-8022 Zürich, bei Raiffeisen Schweiz Genossenschaft, Raiffeisenplatz, CH-9001 St. Gallen, bei der Bank Vontobel Österreich AG, Rathausplatz 4, A-5024 Salzburg und bei B. Metzler seel. Sohn & Co. KGaA, Grosse Gallusstrasse 18, D-60311 Frankfurt/Main, und bei den autorisierten Vertriebsstellen in Italien oder am Sitz des Fonds in Luxemburg erhältlich. Potenzielle Anleger werden darauf aufmerksam gemacht, dass Anlagen in den Vontobel Fund – Global Value Equity (ex US) mit einem höheren Risiko verbunden sind. Aktienmärkte und Volkswirtschaften in aufstrebenden Märkten (Emerging Markets) sind allgemein volatil. Zudem können Anlagen des Fonds in gewissen aufstrebenden Märkten von politischen Entwicklungen und/oder Änderungen der Gesetzgebung, Steuern und Devisenkontrollmassnahmen der jeweiligen Länder beeinträchtigt werden. Der Anleger wird daher darauf aufmerksam gemacht, den Risikohinweis im Verkaufsprospekt zur Kenntnis zu nehmen. verfügen, jährlich hohe einstellige bis niedrige zweistellige Wachstumsraten zu realisieren und unserem Fonds im gleichen Zeitraum ein Wertsteigerungspotenzial in ähnlicher Grössenordnung bieten.

Quelle: Vontobel

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