Vollständige Ergebnisse aus der ersten Phase-III-Studie mit Avastin in der adjuvanten Therapie des Dickdarmkrebses

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Resultate geben Hoffnung, dass in künftigen Studien die Wirksamkeit von Avastin bei Darmkrebs im Frühstadium nachgewiesen werden könnte, obwohl das Ziel der C-08-Studie nicht erreicht wurde

Vollständige Ergebnisse der ersten Phase-III-Studie zu Avastin (Bevacizumab) in der Behandlung des Dickdarmkrebses im Frühstadium wurden heute bekannt gegeben. In der unter dem Kürzel NSABP C-08 bekannten Studie wurde die Anwendung von Avastin (Bevacizumab) plus Chemotherapie (FOLFOX) in der Behandlung des Dickdarmkrebses unmittelbar nach der Operation (adjuvante Therapie) mit der Chemotherapie allein verglichen. Nach den Resultaten der Studie führte die einjährige Behandlung mit Avastin zusätzlich zur Chemotherapie zu keiner statistisch signifikanten Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens über den gesamten Studienverlauf hinweg. Allerdings konnte während der einjährigen Behandlung mit Avastin eine frühzeitige und signifikante Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens beobachtet werden, die im weiteren Studienverlauf aber rückläufig war. Diese Daten wurden auf der 45. Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) den Medien mitgeteilt und werden am Sonntag (31. Mai) im Rahmen einer Präsentation eingehender vorgestellt.

„Während des Jahres, in dem die Patienten mit Avastin behandelt wurden, war das Risiko, dass die Erkrankung wieder auftrat, um 40 % geringer. Allerdings war dieser Vorteil gegenüber der Verbesserung aufgrund der alleinigen Chemotherapie im Zeitverlauf nach und nach rückläufig,” so Norman Wolmark, M.D., Vorsitzender des amerikanischen National Surgical Adjuvant Breast and Bowel Project (NSABP). „Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass in künftigen Studien in der Indikation Dickdarmkrebs im Frühstadium eventuell länger mit Avastin behandelt werden sollte, um das Risiko einer Wiederkehr des Krebses weiter zu senken.”

Im Hinblick auf die Sicherheit von Avastin wurden in der Studie keine neuen Ereignisse beobachtet, und bei einer sorgfältigen Auswertung und Prüfung der Daten fanden sich keine Anhaltspunkte für eine raschere oder aggressivere Wiederkehr des Krebses nach dem Absetzen von Avastin.

„Diese Ergebnisse sind ermutigend und lassen darauf schliessen, dass Avastin in der Behandlung von Krebserkrankungen im Frühstadium möglicherweise eine wichtige Rolle zukommt. Wir halten an dem laufenden Programm zum Einsatz von Avastin bei Tumorerkrankungen im Frühstadium fest und sind überzeugt, dass sich diese Resultate bei der Optimierung der Anwendung von Avastin zum Nutzen der Patienten als hilfreich erweisen können,“ so William M. Burns, CEO der Division Pharma von Roche.

Eine Avastin-basierte Therapie ist beim fortgeschrittenen Dickdarmkrebs bereits die Standardtherapie, und dies wird während der gesamten ASCO-Jahrestagung im Rahmen von insgesamt 53 Präsentationen zur Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit des Medikaments bei über 6000 Patienten noch weiter bestätigt.
Ergebnisse der NSABP C-08-Studie

Über den Gesamtverlauf der Studie hinweg fand sich eine 12 %ige Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens, welche allerdings das statistische Signifikanzniveau verfehlte (Hazard-Ratio = 0,89; p = 0,15; Risikoreduktion 11 %). Im ersten Jahr der Studie, in welchem die Patienten Avastin zusätzlich zu einer standardmässigen sechsmonatigen adjuvanten Chemotherapie erhielten, verbesserte sich das krankheitsfreie Überleben gegenüber der nur mit der Chemotherapie behandelten Gruppe um 67 % (Hazard-Ratio = 0,60; Risikoreduktion 40 %). Nach dem ersten Jahr war diese frühzeitige Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens allerdings rückläufig, und über den gesamten Studienverlauf hinweg wies das krankheitsfreie Überleben keine Verbesserung mehr auf.

Ergebnisse zur Wirksamkeit

Behand- lungsphase

 

Beobacht- ungsphase

 

 

Gesamtergeb- nisse

Jahre nach der Randomisierung

1 Jahr

1.5 Jahre

2 Jahre

2.5 Jahre

3 Jahre

 

Krankheitsfreies Überleben

 

 

 

 

 

 

Risikoreduktion (%)
Proz. Verbesserung (%)
Hazard Ratio
p-Wert

40
67
0.60
0.0004

26
35
0.74
0.004

19
23
0.81
0.02

15
18
0.85
0.05

13
15
0.87
0.08

11
12
0.89
0.15

Zur NSABP C-08-Studie gehörte eine umfassende Sicherheitsauswertung, aus der keine Hinweise auf neue oder unerwartete sicherheitsrelevante Ereignisse im Zusammenhang mit Avastin im Rahmen der Studie hervorgingen. Über die folgenden schweren (Grad 3) unerwünschten Ereignisse (UE) wurde unter Avastin häufiger als unter der alleinigen Chemotherapie berichtet: Blutdruckanstieg (12 % gegenüber 1,8 %), Schmerzen (11,1 % gegenüber 6,3 %), Proteinurie (2,7 % gegenüber 0,8 %) und Komplikationen bei der Wundheilung (1,7 % gegenüber 0,3 %).
Über die NSABP C-08-Studie

Durchgeführt wurde die vom National Cancer Institute (NCI) der USA im Rahmen einer zwischen Genentech und dem NCI geschlossenen Vereinbarung zu kooperativen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten (Cooperative Research and Development Agreement) in Auftrag gegebene C-08-Studie vom amerikanischen National Surgical Adjuvant Breast and Bowel Project (NSABP). Bei der NSABP C-08-Studie handelte es sich um eine randomisierte Multizenterstudie der Phase III zur Untersuchung der Wirkung des Chemotherapieschemas FOLFOX (5-Fluorouracil, Leucovorin und Oxaliplatin) mit oder ohne Avastin auf das krankheitsfreie Überleben bei Patienten mit chirurgisch reseziertem Adenokarzinom des Kolons (Dickdarms) des Stadiums II oder III. Die Bestimmung der Dauer des krankheitsfreien Überlebens erfolgte ab dem Datum der Randomisierung bis zum Datum einer Wiederkehr des Krebses in jeglicher Form bzw. des Versterbens des Patienten unabhängig von der Ursache. Nach der Operation wurden die in die Studie eingeschlossenen Patienten nach Zufallskriterien („randomisiert“) entweder sechs Monate lang allein mit der FOLFOX-Chemotherapie oder sechs Monate lang mit FOLFOX in Kombination mit Avastin (alle zwei Wochen intravenös) und danach weitere sechs Monate lang allein mit Avastin behandelt. Die Patienten werden hinsichtlich des Gesamtüberlebens (eines sekundären Endpunkts der Studie) weiterhin nachbeobachtet.

Quelle: Roche AG

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