Stromversorger sollen am gesparten Strom verdienen

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Der Stromverbrauch steigt stetig, letztes Jahr sogar um über zwei Prozent. Anstatt diesem Anstieg tatenlos zuzuschauen muss die Schweiz ihre Energie- und Stromversorgung grundsätzlich überdenken. In welche Richtung die Stromversorgung der Zukunft gehen muss, zeigen die SES und Noé21 anlässlich der Tagung „Managing Energy Demand“ heute in Bern.

Die Stromnachfrage steuern
Ein geringerer Stromverbrauch kann nicht nur mit dem Kippschalter der Steckerleiste oder konsequentem Lichtausschalten erreicht werden. Viel grössere Potenziale liegen bei der Steuerung der Stromnachfrage. Wie diese funktioniert, macht der amerikanische Bundesstaat Kalifornien seit knapp 30 Jahren erfolgreich vor: Seit 1982 wird am „Decoupling“, englisch für Entkopplung, gearbeitet. Das Modell der Entkopplung dient als Basis für weitere Effizienzmassnahmen. Stromkonzerne verdienen dabei nicht mehr pro verkaufte sondern pro eingesparte Kilowattstunde Strom. Dazu wurden über 200 Massnahmen entwickelt, alle mit dem Ziel, weniger Strom zu brauchen. „Die Motivation, dieses Modell einzuführen, war rein wirtschaftlich. Die Investitionen in Effizienzmassnahmen statt in zusätzlichen Kraftwerkkapazitäten zahlen sich aus“, sagt Julie Fitch, Direktorin der Energy Division California Public Utilities Commission. Mehr als 100 Prozent Gewinn kann Kalifornien heute verbuchen, das heisst für jeden in Effizienz investierten Franken, kommen – durch eingesparte Investition in Kraftwerkkapazitäten – zwei Franken zurück. Mit dem Geld, aktuell sind das gut 2,7 Milliarden Dollar jährlich, werden neue Effizenzmassnahmen erarbeitet und angewendet. „Dank dieser Politik konnten wir den Stromverbrauch pro Kopf auf dem Niveau von 1978 stabilisieren“, so Fitch. „Dieser Regulierungsmechanismus funktioniert für alle bestens, für Politik, Wirtschaft und natürlich für die Umwelt.“ Kalifornien hat allein zwischen 2006 und 2008 über zwei AKW Mühleberg eingespart.

Clevere Politik für einen effizienten Strommarkt
Die Tagung „Managing Energy Demand“ der Schweizerischen Energie-Stiftung SES und Noé21 zeigt, was in der Schweiz zu tun ist. Verglichen mit Kalifornien (konstanter Stromverbrauch seit 1978) schneidet die Schweiz mit einer Zunahme von 48 Prozent pro Kopf (verglichen mit 1978) schlecht ab. „Solange die Stromversorger ihr Geld mit dem Stromverkauf verdienen, wird der Stromverbrauch ansteigen“, erklärt Sabine von Stockar, Projektleiterin Strom und Atom bei der SES. Die Politik kann das Stromsparen nicht nur den Konsumentinnen und Konsumenten überlassen, sondern ist gefordert, auch im liberalisierten Strommarkt den richtigen Rahmen zu setzen. Nur so kann die Schweiz ihren Verbrauch dauerhaft senken.

Quelle: Schweizerische Energie-Stiftung

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