Espace Media führt Tageszeitung Der Bund weiter und plant Einsparungen – Tages-Anzeiger organisiert Redaktion neu

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Espace Media führt die Berner Tages­zei­tung Der Bund weiter. Ab Herbst 2009 wird die traditionsreiche Tageszeitung eng mit dem Tages-Anzeiger zusammen­arbei­ten. Ziel der Zusammenarbeit zwischen Bund und Tages-Anzeiger ist es, der anspruchs­­vollen Leser­schaft der beiden Titel einen gemeinsam erarbeiteten Mantel mit einer ausgebau­ten Berichterstattung über nationale und inter­nationale Politik, Kultur, Sport und Wirt­schaft anzubieten. Das Berner Modell mit zwei publizistisch unab­hängigen Tages­zeitungen in einem Verlag wird damit fortgesetzt.

Zusammenarbeit soll Bund und Tages-Anzeiger stärken
Die Zusammenarbeit zwischen Bund und Tages-Anzeiger soll beide Titel stärken. Der Bund wird die gemeinsame Bundes­hausredaktion in Bern verantworten und dem Tages-Anzeiger ausgewählte Wirtschafts-, Kultur- und Spezialseiten zur Verfügung stellen. Im Gegenzug bezieht Der Bund überregionale Inhalte vom Tages-Anzeiger. Geplant sind vier Zeitungsbünde in einer neuen Gestaltung. Der erste Bund umfasst die In- und Ausland­berichter­stattung, der zweite Bund Wirtschaftsthemen sowie den neu gemeinsam mit dem Tages-Anzeiger erstellten Sportteil. Die Stadt und der Kanton Bern stehen im Mittelpunkt des dritten Bundes. Die bisherige Wochenend­beilage «Der kleine Bund» er­scheint neu täglich als vierter Zeitungsbund und widmet sich unter anderem den Themen Kultur, Gesellschaft und Wissen. Chef­redaktor des Bund bleibt der 56-jährige Artur K. Vogel, der die Tageszeitung bereits seit 2007 führt und massgeblich an der Erarbeitung des neuen Konzepts beteiligt war.
Espace Media wagt mit der Weiterführung des Berner Zeitungs­modells eine Strategie, die sich in den nächsten Jahren bewähren muss. Durch die Zusam­men­­arbeit mit dem Tages-Anzeiger sollen die bisherigen Verluste reduziert und mittel­fristig ausge­glichene Ergeb­nisse erreicht werden. Um die wirtschaftlichen Perspekti­ven des Bund weiter zu verbessern, wird die Abonnementsgebühr mittelfristig erhöht. Gleichzeitig wird Espace Media Verhandlungen zur künftigen Unterstützung des Bund mit den­jenigen Institutionen und Unternehmen aufnehmen, deren Vertreter sich im Komitee «Rettet den Bund» für den Erhalt der Tageszeitung eingesetzt haben.
Die Redaktion des Bund wird neu 35 statt wie bisher 54 Vollzeitstellen umfassen. Ins­gesamt werden 19 Vollzeitstellen abgebaut. Ein Teil des Stellenabbaus soll über ordent­liche und frühzeitige Pensionierun­gen realisiert werden. Die vom Abbau betroffe­nen festangestellten und freien Mitarbeitenden des Bund sowie weiterer Bereiche von Espace Media sollen mit einem angemessenen Sozialplan unter­stützt werden. Verhan­dlungen mit der Personal­kommi­ssion des Bund, Vertretern der Mitarbeitenden der anderen Bereiche von Espace Media sowie den Gewerkschaften werden in den näch­sten Tagen aufgenommen und sollen rasch abgeschlossen werden.

Differenzierung zwischen Berner Zeitung und Der Bund
Um die Chancen des publizistischen Wettbewerbs in Bern auszuschöpfen, will sich die Berner Zeitung noch konsequenter als führende Regionalzeitung positionieren. Eine neue Community-Redaktion wird den Kontakt zu den Leserinnen und Lesern weiter verbessern. Geplant ist zudem eine stärkere Regionalisierung der Newsplattform berner­zeitung.ch innerhalb des Newsnetz. Die Zusammen­arbeit mit Thuner Tagblatt und Berner Oberländer wird fortgesetzt und die Berner Zeitung auch weiterhin mit unter­schiedlichen Regionalausgaben erscheinen.

Umsatzsteigerungs- und Kostensenkungsmassnahmen bei Espace Media
Angesichts des starken Einbruchs der Werbeausgaben in den ersten drei Monaten rech­net Espace Media für das laufende Jahr mit einem deutlich negativen Ergebnis. Mit der Verstärkung des Verkaufs um zusätzliche 7 Vollzeitstellen soll das Potential des Werbe­marktes besser ausgeschöpft werden. Die Rückkehr zu einer gattungsbezogenen Ver­kaufs­organisation soll gleichzeitig die Marktpräsenz der Medien von Espace Media weiter erhöhen. Die Führungs­struktur wird verschlankt und eine klassische Verlags­organisation eingeführt.
Mit Blick auf die strukturelle Verlagerung der Werbeinvestitionen, die sich durch das schwierige wirtschaftliche Umfeld beschleunigen dürfte, plant das Unter­nehmen zudem verschiedene Kostensenkungsmass­nahmen. Die Grossauflage des Solothur­ner Tagblatts wird eingestellt. Der Anteil der Schnupper­abonnemente sowie der Gratis­auflage an der Gesamtauf­lage der Berner Zeitung wird schrittweise redu­ziert. Weitere Massnahmen sind die Anpassung des Innen­dienstes an die rückläufige Anzahl Rubriken­inserate sowie die teilweise Integration des Stellen­marktes von Berner Zeitung und Bund in das Haupt­blatt. Die Kostensenkungsmass­nahmen sowie die Neuaufstellung der Verlagsorganisa­tion von Espace Media führen zum Abbau von 3 Vollzeitstellen, davon 2 in der Redak­tion der Berner Zeitung BZ.

Tages-Anzeiger mit neuer Organisation der Tageszeitungs-Redaktion
Der Tages-Anzeiger organisiert seine Redaktion neu und baut insgesamt 50 Voll­zeit­stellen in der Redaktion ab. Ein Teil des Stellenabbaus soll über frühzeitige Pensio­nierun­gen realisiert werden. Ebenfalls an die tieferen Werbeerträge angepasst werden die Honorar­budgets. Der Abbau, der alle Ressorts betrifft, ist Teil eines umfassen­den Neukonzeptes, das durch die Einführung einer Vier-Bund-Zeitung auch Ein­spa­rungen im Druck und in der Distribution vorsieht. Alle regionalen Infor­mationen werden in einem Zeitungsbund zusammengeführt und die Regionalisier­ung des Tages-Anzeigers damit gestärkt. Der Auftritt der grössten abon­nierten Tageszeitung der Schweiz soll mit einer neuen Gestaltung ab Herbst 2009 hochwertiger und die Leserführung stark verbessert werden. Der Tages-Anzeiger reagiert mit diesen Mass­nahmen auf die strukturelle Ver­lagerung der Werbe­ausgaben sowie den Einbruch der Werbeeinnahmen in den letzten Monaten. Durch die Zusammenarbeit mit dem Bund, der überregionale Inhalte vom Tages-Anzeiger beziehen wird, kann der Umfang des Stellenabbaus leicht reduziert werden.
Das neue Konzept mit vier Zeitungsbünden führt im Zeitungsdruck zu einem Abbau von weiteren 7 Vollzeit­stellen, der weitgehend über Frühpensionierun­gen realisiert werden kann. Die betroffen­en fest­angestellten und freien Mitarbeitenden des Tages-Anzeigers und des Druckzentrums sollen mit einem angemessenen Sozialplan unterstützt wer­den. Gespräche mit der Personalkommi­ssion des Tages-Anzeigers sind bereits im Gange. Die Verhandlungen sollen in den nächsten Tagen unter Beizug der Betriebskommission des Druckzentrums sowie der Gewerkschaften fortge­führt und rasch abgeschlossen werden.

Möglichkeiten eines umfassenden Medienverbundes ausschöpfen
Gemeinsam mit der Newsplattform tagesanzeiger.ch und der Pendlerzeitung News Tages-Anzeiger will der Tages-Anzeiger die Möglichkeiten eines umfassenden Medienver­bundes in Zukunft gezielter ausschöpfen. Die Redaktionen des Newsnetz und der Pendler­zeitung News ziehen deshalb im August 2009 in einen gemeinsamen Newsroom, der direkt mit dem Redaktionsschiff des Tages-Anzeigers verbunden wird. Im Verlauf des zweiten Halbjahres 2009 werden die weiterhin eigenständigen Redaktionen von Newsnetz und News ihre Zusammenarbeit schrittweise aus­bauen. Geplant ist die Übernahme von Inhalten des Newsnetz in die Pendlerzeitung News sowie eine enge Zusammenarbeit der beiden Redaktionen mit dem Tages-Anzeiger im Bereich der Grundversorgung mit Nachrichtenmeldungen. Die Zusammenarbeit führt bis Ende 2009 schrittweise zu einem leichten Abbau der Redaktion, der voraussichtlich ohne Kündigungen realisiert werden kann.
Die gemeinsame Bear­bei­tung von Nachrichtenmeldungen soll es allen drei Redaktionen ermöglichen, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren. Insgesamt werden die Redaktionen des Medien­­­verbundes Tages-Anzeiger mit der Tageszeitung Tages-Anzei­ger, dem News­netz sowie der Pendlerzeitung News in Zukunft rund 235 Vollzeitstellen um­fassen. Mit 177 Vollzeitstellen wird der Tages-Anzeiger auch weiterhin über die grösste Regionalzeitungs­redaktion der Schweiz verfügen.

Entscheide unter Vorbehalt der Mitwirkungsrechte
Sämtliche Entscheidungen stehen unter dem Vorbehalt der gesetzlichen Mitwirkungs­rechte der betroffenen Mitarbeitenden von Espace Media und Tamedia.

Quelle: Tamedia

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