Schweizer Unternehmen profitieren von Chinas Bauboom

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Eisenbahnnetz, Flughäfen, Krankenhäuser, Schulen – China hat die Investitionen in die Infrastrukturentwicklung stark erhöht. Viele spezialisierte Schweizer Firmen profitieren davon. Im August stiegen die Schweizer Exporte nach China im Jahresvergleich um 19,4 %, während die Exporte in die EU um 13,7 % zurückgingen.

Shanghai – Chinas Infrastruktur entwickelt sich rasant: In den kommenden drei Jahren sollen 2.000 Krankenhäuser gebaut werden. Die Ausgaben für bessere Bahnverbindungen wurden heuer im Vergleich zum Vorjahr auf 90 Milliarden Schweizer Franken verdoppelt, wodurch das Schienennetz um mehr als 5.100 Kilometer vergrößert wird. China investiert in Umwelttechnologien, in das Stromnetz, Solar- und Windkraftwerke, Gebäudeisolierung, Straßen, Häfen und Flughäfen, Sozialwohnungen und Bewässerungsprojekte. Das alles ist Teil des Investitionspaketes, das vergangenes Jahr verabschiedet wurde. Zusammen mit Direktinvestitionen der Regierung werden auf diese Weise allein 2009 1.500 Milliarden Schweizer Franken an Anleihen in die Wirtschaft gepumpt.

Neben dem Wiederaufbau der Erdbebenprovinz Sichuan umfassen die gewaltigen Investitionen unter anderem die Modernisierung von 2.000 Schulen in Zentral- und Westchina, die Erneuerung der Wasserversorgung in 90 Prozent der ländlichen Gebiete, die Schaffung einer Infrastruktur für Elektrofahrzeuge in dreizehn Großstädten sowie Forschungszuschüsse in der Höhe von 20 Milliarden Euro.

“Die chinesische Regierung weiß, dass Umweltschäden der eigenen Wirtschaft auf lange Sicht zusetzen können. Und sie weiß, dass die Entwicklung des Binnenlandes riesiges Potential birgt. Deswegen ergreift Peking die Chance, die Infrastruktur rasch zu modernisieren und damit auch das Fehlen von internationalem Wachstum zu kompensieren. 40 Prozent aller Ausgaben im Jahr 2009 betreffen die Infrastrukturentwicklung“, erklärt Nicolas Musy, Managing Director des Swiss Center Shanghai.

Swiss Center Shanghai

Das Swiss Center Shanghai ist ein Netzwerk von 50 Mitgliedern und Sponsoren, das Schweizer Unternehmen beim Markteintritt in Fernost unterstützt. Es ist der größte Cluster von Schweizer Firmen in China. „Immer mehr Schweizer Unternehmen ergreifen die Chancen, die China bietet: Heute sind mehr als 50 eidgenössische Firmen in chinesischen Infrastrukturprojekten engagiert“, berichtet Musy. Der Experte ist davon überzeugt, dass in den kommenden Jahren vor allem Firmen mit speziellem technologischem Know-how zu den Profiteuren von Chinas rasanter Entwicklung werden.

Statistiken belegen, wie erfolgreich Schweizer Firmen in China sind: „Die meisten europäischen Staaten weisen eine negative Handelsbilanz mit China auf. Die Schweizer Handelsbilanz im August 2009 zeigt ein Plus von 77 Millionen Schweizer Franken. Eidgenössische Firmen exportierten in diesem Monat Waren im Wert von 481 Millionen Schweizer Franken nach China, eine Steigerung von 19,4 % im Jahresvergleich. Im selben Zeitraum brachen die weltweiten Exporte von Schweizer Unternehmen um 14 % ein“, so Musy.

Sensor-Technologie für Eisenbahnen

Eine der vielen erfolgreichen Schweizer Firmen in China ist die Jaquet Technology Group. Das Unternehmen mit Sitz in Basel stellt spezielle Geschwindigkeitssensoren für die Eisenbahn- und Automobilindustrie sowie für Textil- und Industriemaschinen her. „Der chinesische Eisenbahnmarkt ist sehr wichtig und vielversprechend für uns“, berichtet Suzy Weingarten, Jaquet Geschäftsleiterin China. „Einerseits erhöht die Regierung in Peking die Investitionen in diesem Sektor stark, andererseits haben viele lokale Hersteller nicht das nötige technologische Know-how.“ Das Image von Schweizer Firmen in China sei sehr positiv, sagt Weingarten: „Schweizer Unternehmen gelten als hochprofessionelle Firmen mit ausgezeichneter technologischer Expertise.“

St. Galler Türen im Vogelnest

„Der Bauboom in China bietet riesige Chancen, vor allem wegen dem Engagement der Regierung und wegen der Expo 2010 in Shanghai“, stimmt Christoph Gressbach, China General Manager des St. Galler Unternehmens Jansen AG, zu. Jansen, ein Mitglied des Swiss Center Shanghai, stellt verglaste Stahltüren für öffentliche Gebäude her. „Kürzlich haben wir ein Projekt fertig gestellt, bei dem wir das Taihu Lake Culture Forum mit einer innovativen 3.700 Quadratmeter Fassade ausgestattet haben“, berichtet Gressbach. Andere prestigeträchtige Projekte waren das Pekinger Nationalstadion – das Vogelnest – wo Jansen mehr als 400 verglaste Stahltüren installiert hat, und das Pudong Exhibition Center in Shanghai. „Das Potential ist enorm. Während die Infrastruktur in den Großstädten auf einem guten Level ist, muss sich der Rest von China stark entwickeln“, sagt Gressbach. Die größten Herausforderungen seien Umweltthemen wie sauberes Wasser und Luft sowie das Energiesparen. „95 Prozent der Gebäude haben keine ausreichende Isolierung. Hier sieht Jansen die besten Chancen auf Wachstum, weil unsere Systeme höchsten Qualitätsansprüchen gerecht werden.“

Weitere Informationen zu Chinas Wirtschaftsentwicklung: Obwohl die chinesischen Exporte im August im Jahresvergleich um 23,4 % fielen, wurde in absoluten Zahlen Deutschland als weltweiter Top-Exporteur abgelöst. Experten gehen davon aus, dass Chinas Bruttoinlandsprodukt schon 2010 höher sein wird als das Japans – und China damit zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt wird.

Von Jänner bis August 2009 sanken Schweizer Exporte nach Deutschland im Jahresvergleich um 18,9 %, Exporte in die EU sanken um 17,7 %. Das Resultat ist eine negative Handelsbilanz von 11,8 Milliarden Schweizer Franken mit der EU. Im selben Zeitraum gingen die Exporte nach China um 7,2 % zurück, die Handelsbilanz mit China blieb allerdings mit einem Plus von 90 Millionen Schweizer Franken positiv. Wird Hong Kong eingerechnet, ist die Handelsbilanz aus Sicht der Schweiz noch positiver: Von Jänner bis August 2009 zeigt sich ein Plus von 1,9 Milliarden Schweizer Franken. Speziell die Monate Juli und August weisen eine sehr positive Entwicklung der Exporte nach China auf.

Über das Swiss Center Shanghai (SCS): Gegründet im Jahr 2000 in Anwesenheit des damaligen Präsidenten Adolf Ogi – am 50. Jahrestag der Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwischen China und der Schweiz – ist das SCS heute bei weitem der größte Cluster von Schweizer Firmen in China. 50 Mitglieder und Sponsoren, unter ihnen Kantone und multinationale Konzerne, tragen ihren Teil bei. Mit der langjährigen Erfahrung im Markteintritt und im operativen Controlling in China bietet das SCS seinen Mitgliedern nicht nur Geschäft- und Büroflächen, sondern unterstützt auch durch Government Relations und ein breites Netzwerk an Experten. SCS hat mehr als 100 Betriebe in China unterstützt – sowohl KMU als auch Großunternehmen. Dabei haben die Experten des SCS unter anderem 20 Produktionsunternehmen und mehr als 30 Büros und Vertriebsfirmen in China aufgebaut. Weitere Informationen unter www.swisscenters.org.

Pressekontakt:

Mag. Bernhard Hagen

Hagen PR

Email: news@hagenpr.com

www.hagenpr.com

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