Renova’s Versuch einer kalten Übernahme der Schmolz + Bickenbach AG gescheitert

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Um von der gesetzlichen Angebotspflicht an alle Aktionäre entbunden zu werden, konstruierte die KG/Renova-Gruppe in ihrem Gesuch an die UEK einen angeblichen Sanierungsbedarf der Schmolz+Bickenbach AG. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young hielt in einer Bestätigung an die Gesellschaft allerdings fest, dass sie die Fortführung der Gesellschaft resp. der Gruppe (going concern) zurzeit als gesichert betrachtet. Die bestehenden und abrufbaren liquiden Mittel betragen rund 300 Mio. Euro und genügen auf jeden Fall, den Betrieb fortzuführen. Die im März 2013 mit 17 Banken ausgehandelten und angepassten Kreditfazilitäten im Gesamtumfang von rund 930 Mio. Euro stehen bis mindestens Mitte 2015 zur Verfügung. Die an der Börse gehandelten S+B-Notes notieren zudem deutlich über 100 Prozent, was zeigt, dass auch die Finanzmärkte Schmolz+Bickenbach und deren neuem Management vertrauen. Die Ergebnisse des 1. Quartals machen schliesslich deutlich, dass Schmolz+Bickenbach AG sich operativ positiv entwickelt. Umsatz und Auftragsbestand wurden gegenüber dem zweiten Halbjahr 2012 deutlich gesteigert und die eingeleiteten Sparmassnahmen werden zu einer Verbesse- rung des Jahresergebnisses führen.

Unbestrittener Kapitalbedarf
Unbestritten ist, dass das Unternehmen einen zusätzlichen Kapitalbedarf hat. Deshalb plant der Verwaltungsrat eine Kapitalerhöhung von ca. 250 Mio. Euro, was von den beratenden Banken und den Finanzanalysten als ausreichend beurteilt wird. Dadurch würde die Bilanz der S+B AG wesentlich gestärkt, ohne dass dabei die bestehenden Aktionäre zu stark verwässert würden. Im Wissen um die Notwendigkeit, die Kapitalbasis der Gesellschaft zu stärken, und nach Information der von den Erben der Gründerfamilien beherrschten KG, hatte der Verwaltungsrat der Schmolz+Bickenbach AG anfangs 2013 einen Suchprozess zur Gewinnung von Ankerinvestoren gestartet. Im April war jedoch bekannt geworden, dass die KG mit Renova eine Exklusivvereinbarung abgeschlossen hatte, ohne den Verwaltungsrat darüber vorher zu informieren. Der Verwaltungsrat der AG hatte Renova ebenfalls ein geladen, sich dem Suchprozess anzuschliessen, was aber daran scheiterte dass keine Einigung über marktübliche Vertraulichkeits- bzw. Stillhaltevereinbarungen erzielt werden konnte.

Dem Verwaltungsrat von Schmolz+ Bickenbach liegen heute attraktive Angebote vor, die es der KG und dem neuen Kernaktionär ermöglichen würden, zusammen 40.5% der Kapitalerhöhung zu zeichnen. Die KG weigert sich jedoch, mit den von der S+B AG vorgeschlagenen neuen Kernaktionären das Gespräch aufzunehmen.

Renova’s Kapitalerhöhung als Hebel zur Entmachtung der bestehenden Aktionäre
Das Gesuch von Renova um Befreiung von einem Pflichtangebot steht in engem Zusammen- hang mit der von ihr verlangten, aus finanzieller Sicht unnötig umfangreichen Kapitalerhöhung von 350 Mio. Euro. Renova will bei dieser von ihr verlangten Kapitalerhöhung selber als sogenannter Underwriter auftreten, das heisst, die neu auszugebenden Aktien aus der Kapital- erhöhung fest übernehmen und nicht wie üblich Banken damit und mit der Platzierung der neuen Aktien mandatieren. Dadurch würde die KG/Renova-Gruppe an nicht ausgeübte Bezugsrechte gelangen und könnte so ihre Beteiligung an der Schmolz+Bickenbach AG auf gegen 50 Prozent ausbauen, ohne ein Übernahmeangebot an die Publikumsaktionäre lancieren zu müssen.

Der Verwaltungsrat hat darüber hinaus keine Gewähr dafür, dass der KG von Renova nicht noch weitere Vorteile für ihre Rolle als Steigbügelhalter bei der geplanten Übernahme der Kontrolle über die Gesellschaft in Aussicht gestellt wurden. Aufgrund der bekannten Einzelheiten scheint jedoch klar, dass die KG nach Abschluss der geforderten Kapitalerhöhung von 350 Mio. Euro von Renova vollständig beherrscht wäre.

So sehen gemäss der heute publizierten Stellungnahme des Verwaltungsrats der S+B AG die zwischen der KG und Renova abgeschlossenen Verträge vor, dass anschliessend an diese Kapitalerhöhung die KG/Renova die Mehrheit des Verwaltungsrates mit Vertretern ihrer Wahl besetzen würden. Der Verwaltungsratspräsident würde von Renova bestimmt und gemäss dem Vertrag würde eine Stimmbindung zwischen der KG und Renova für Verwaltungsrats- und Generalversammlungsbeschlüsse gelten, welche im Falle von Uneinigkeit zwischen den beiden ein einseitiges Entscheidungsrecht der Renova vorsähe.

Verwaltungsrat kritisiert das Vorgehen der KG/Renova-Gruppe
Der Verwaltungsrat der Schmolz+Bickenbach AG begrüsst den Entscheid der UEK, die der Zweckentfremdung des Übernahmerechts durch Renova eine klare Absage erteilt hat. Gleich- zeitig kritisiert er das Vorgehen der KG/Renova-Gruppe, das nur auf deren Eigeninteressen und nicht auf das Wohl aller Aktionäre und des gesamten Unternehmens ausgerichtet ist. Er wird sich weiterhin für eine optimale und nachhaltige Lösung für das Unternehmen und deren Aktionäre einsetzen. Die in den letzten eineinhalb Jahren ergriffenen Massnahmen, wie die neue Corporate Governance, der Einsatz einer neuen, kompetenten Führung, die Erneuerung der Kreditverein- barung und die eingeleiteten Restrukturierungsmassnahmen haben die Voraussetzung geschaffen, um als unabhängiges Unternehmen am Markt erfolgreich zu sein und nachhaltigen Mehrwert für die Aktionäre zu schaffen.

Über SCHMOLZ+BICKENBACH
SCHMOLZ+BICKENBACH wurde im Jahr 1919 von Arthur Sc hmolz und Oswald Bickenbach in Düsseldorf gegründet und firmiert seit 1937 unter dem Doppelnamen, der seither für Stahl-Tradition steht. Seit der Übernahme der damaligen Swiss Steel AG im Jahre 2003 ist SCHMOLZ+BICKENBACH an der Schweizer Börse kotiert (SIX-Kürzel: STLN). Die SCHMOLZ+BICKENBACH Gruppe ist heute einer der grösst en Hersteller, Verarbeiter und Distributor von Edelstahl-Langprodukten weltweit. Insgesamt sind ca. 10.000 Mitarbeiter für die Gruppe tätig. SCHMOLZ+ BICKENBACH ist einer der führenden Produzenten sowohl bei rostfreien Langstählen als auch bei den Werkzeugstählen und gehört zu den zehn grössten Unternehmen für legierte und hochlegierte Qualitäts- und Edelbaustähle.

Quelle: Schmolz+Bickenbach AG

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