S/4HANA-Umstieg auf später verschoben? Warum Schweizer Unternehmen nicht länger warten sollten

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Patrick Sommer - CNT
Patrick Sommer - CNT

Für viele Schweizer Unternehmen ist es ein Projekt, das sie schon lange vor sich herschieben: der Umstieg von SAP-Altsystemen auf S/4HANA. Gründe wie fehlende Ressourcen oder die Befürchtung, dass Geschäftsprozesse gestört werden könnten, führten dazu, dass viele Schweizer Betriebe dieser notwendigen Massnahme bislang keine Priorität eingeräumt haben. Eine Umfrage aus 2024 zeigt: Erst ein Viertel der Schweizer Unternehmen hat die Umstellung hinter sich gebracht. Mit der kürzlich angekündigten Verlängerung des Wartungszeitraums für SAP ECC bis 2033 scheint der Druck zunächst geringer – doch der Schein trügt. Warum dringend Handlungsbedarf besteht und von welchen Vorteilen Schweizer Betriebe nach dem Systemwechsel profitieren, erläutert Patrick Sommer, Managing Director des Beratungsunternehmens CNT Management Consulting in der Schweiz.

Laut einer KPMG-Studie aus 2024 nutzen über 70 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen S/4HANA noch nicht produktiv: Ein Viertel hat zwar bereits migriert, ein Drittel ist in der Umsetzung und 28 Prozent planen den Umstieg – 15 Prozent haben allerdings derzeit keine Migration vorgesehen . Nun – nach Forderungen der Kund:innen die Frist mit Ende 2027 zu verlängern – wird der Support für SAP ECC verlängert.

«Das gibt vor allem Unternehmen mit grossen SAP-Landschaften mehr Zeit – doch die Fristverlängerung ist an Bedingungen geknüpft. Ein zeitnaher Wechsel auf S/4HANA bleibt die beste Lösung», ist Patrick Sommer von CNT Management Consulting überzeugt. Denn die Standard-Wartung für ältere ERP-Systeme endet weiterhin 2027, mit der teureren Extended Maintenance erst 2030.
«Eine Fristverlängerung bis 2033 gilt nur für SAP ECC. Die Systeme müssen auf einer HANA-Datenbank laufen, andere Datenbanken werden nicht unterstützt. Auch der alte Java-Stack kann nicht übernommen werden», so Sommer weiter. Das neue Angebot sei zudem an Bedingungen geknüpft: Unternehmen müssen sich langfristig an SAP binden und sich für einen Wechsel auf RISE with SAP entscheiden. Zudem drohe eine erweiterte Gebühr von 2031 bis 2033.
«Kurzfristig mag es sinnvoll erscheinen, alte Systeme noch am Laufen zu halten. Doch auf lange Sicht kostet es Unternehmen mehr Zeit, Geld und Innovationskraft», zeigt sich der Managing Director überzeugt.

Das Ende rückt näher – Was nun die ersten Schritte sind

Mit der Verlängerung schafft der Softwarekonzern vor allem eine Übergangsfrist für grosse Unternehmen mit einer komplexen Systemlandschaft. Für Schweizer Betriebe, die mit einem einzelnen SAP-System arbeiten, sollte laut Sommer eine Umstellung vor 2030 durchaus realisierbar sein. Er rät als ersten Schritt dazu, die Dringlichkeit der Migration im Unternehmen umfassend zu kommunizieren, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen.
«Betriebe sollen zudem die Vorteile von S/4HANA, wie Echtzeitdaten und die Optimierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen, verinnerlichen. Es benötigt ausserdem nicht nur eine klare Strategie, welche die Geschäftsziele des Unternehmens berücksichtigt, sondern auch eine umfassende Analyse der aktuellen SAP-Systemlandschaft», so Sommer. Er empfiehlt, nicht mehr benötigte Daten zu archivieren oder zu löschen und die Datenqualität zu verbessern, um eine reibungslose Migration zu gewährleisten. Zum zeitlichen Aufwand äussert sich der Managing Director: «Generell dauert die Umstellung zwischen 12 und 36 Monaten, wobei kleinere Unternehmen diese möglicherweise in bis zu 18 Monaten abschliessen können. Komplexere Systeme in grossen Betrieben hingegen benötigen hingegen eher bis zu 36 Monate.» Wichtig zu beachten sei dabei, dass die Vorbereitungsphase, in welcher die Strategie und die Bestandsaufnahme erfolgen, einen wesentlichen Teil dieses gesamten Zeitplanes ausmache.

Warum jetzt schon handeln, wenn vermeintlich noch Zeit bleibt?

Mit Blick auf die Fristen, erscheint der Handlungsbedarf für Schweizer Unternehmen derzeit noch nicht sonderlich gross, wie auch die KPMG-Umfrage belegt.
Doch Sommer warnt: «Auch wenn es kurzfristig sinnvoll erscheinen mag – langfristig ist ein Wechsel auf neue Systeme immer die bessere Entscheidung. Denn wer sich rechtzeitig für eine moderne Lösung entscheidet, sichert sich Investitionsschutz, kann neue Technologien nutzen und profitiert von höherer Automatisierung und effizienteren Prozessen.»
So ermöglicht S/4HANA, das auf der In-Memory-Datenbank SAP HANA basiert, eine blitzschnelle Datenverarbeitung. Dies erlaubt Unternehmen, in Echtzeit auf wichtige Informationen zuzugreifen und fundierte Entscheidungen zu treffen. Intelligente Technologien wie KI, maschinelles Lernen und IoT ermöglichen es, Vorhersagen zu treffen und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.
«Die Optimierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen durch S/4HANA führt zudem zu einer höheren Effizienz, geringeren Kosten und besserer Kundenzufriedenheit», so Sommer weiter.

Cloud-Strategie polarisiert – Empfehlung muss individuell erfolgen

Doch laut einer DSAG-Befragung kommt es bei Schweizer Betrieben schlecht an, dass SAP bei S/4HANA die Cloud-Variante empfiehlt. Knapp ein Viertel bewertet dies negativ, 13 Prozent der Befragten wiederum positiv .
«Die Frage nach der optimalen Strategie – ob Cloud oder On-Premise – ist komplex und hängt stark von den individuellen Bedürfnissen und Prioritäten eines Unternehmens ab. S/4HANA Public Cloud eignet sich für Betriebe, die eine standardisierte Lösung bevorzugen, schneller agieren und sich auf ihr Kerngeschäft fokussieren möchten. Die S/4HANA Private Cloud oder on-premise-Variante hingegen ist für komplexere Geschäftsprozesse, strenge Compliance-Anforderungen und bei einem hohen Individualisierungsbedarf, beispielsweise in der Produktion, geeignet», erklärt Sommer. Eine pauschale Empfehlung gebe es also nicht – die Entscheidung sollte laut dem Managing Director auf einer gründlichen Analyse der Anforderungen basieren. CNT unterstützt Schweizer Unternehmen dabei, frühzeitig Klarheit über ihren Migrationspfad zu gewinnen – sei es in die Cloud oder On-Premise.
Abschliessend hält Sommer noch fest: «Der Umstieg auf S/4HANA ist mehr als nur ein technisches Update. Es ist eine Chance für Unternehmen, ihre Prozesse zu optimieren, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und sich auf die digitale Zukunft vorzubereiten.»



Über CNT Management Consulting AG
Die CNT Management Consulting AG ist eine international tätige Unternehmensberatung mit mehr als 500 Prozess- und SAP-Consultants an 14 Standorten weltweit. Seit 26 Jahren steht CNT für Innovation und Exzellenz in der digitalen Transformation. Mit einem Umsatz von 135 Mio. EUR im Jahr 2024 betreut das Unternehmen über 350 Kunden auf sechs Kontinenten. CNT zählt zu den führenden Experten für SAP S/4HANA, mit mehr als 100 produktiven Installationen in über 40 Ländern sowie über 200 erfolgreich realisierten Projekten mit SAP Cloud Software.

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Quelle:
CNT Management Consulting AG
cnt-online.com

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