„Die Kreditkrise dauert länger als angenommen, ein rasches Ende sind somit wunschvolle Gedanken“. So oder ähnlich lautet der allgemeine Tenor, wenn es um die Frage der zeitlichen Dimension der aktuellen Finanzmarktkrise geht. In der Tat ist es einleuchtend, dass der Angebotsüberhang am US-Immobilienmarkt nicht von heute auf morgen verschwinden und somit sich die Preise eine gewisse Zeit nicht rasant nach oben bewegen werden. Es gilt jedoch zu unterscheiden zwischen der Dauer von realwirtschaftlichen Krisen und der Dauer der Krise an den Finanzmärkten. Diese sind in der Regel nämlich zeitlich deutlich verschoben: Finanzmärkte reagieren, bevor die realwirtschaftliche Rezession beginnt und erholen sich, bevor der Tiefpunkt der Konjunktur erreicht ist. Blicken wir auf die vergangenen sechzig Jahre, also die Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg, so begannen die Aktienmärkte durchschnittlich ein halbes Jahr vor dem Beginn einer Rezession damit, diese vorwegzunehmen. In der aktuellen Finanzmarktkrise könnte ein allfälliger Rezessionsbeginn auf den Jahresbeginn fallen. Der Tiefpunkt der Unternehmensgewinnentwicklung war durchschnittlich zwölf Monate nach Rezessionsbeginn erreicht, das wäre im aktuellen Fall zum Jahresende 2008. Der Tiefpunkt am Aktienmarkt war jedoch durchschnittlich acht Monate nach Rezessionsbeginn erreicht. Angewandt auf die jetzige Situation wäre dies somit im Sommer der Fall. Bei diesen Werten handelt es sich jedoch nur um Durchschnittwerte aus zehn Rezessionsperioden, wobei die Schwankungsbreite der einzelnen Phasen doch recht hoch ist. Somit sollten obige Werte nicht wortwörtlich genommen werden. Wichtig ist jedoch, dass sich die Aktienmärkte immer vor dem Ende einer realwirtschaftlichen Kontraktion erholen. In unserer Anlagestrategie bleiben wir somit defensiv und gut diversifiziert ausgerichtet. Der US-Dollar bleibt untergewichtet. Bei den Obligationen empfehlen wir vorderhand noch höchste Schuldnerqualität bei tendenziell kürzeren Laufzeiten, bei den Aktien defensive Titel aus den Bereichen Energie und Rohwaren, sowie defensive Konsumtitel.
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