Sieben Ehrendoktorate am Dies Academicus der Universität Basel im Rahmen der 550-Jahr-Feiern

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Der Ehrendoktortitel der Theologischen Fakultät ging an den Briten Lord Jonathan Sacks, Grossrabbiner der «United Hebrew Congregations of the Commonwealth». Als eine der führenden geistlichen und philosophischen jüdischen Stimmen hat er Antworten auf drängende politische und ideologische Fragen unserer Zeit gesucht sowie über Formen von religiöser Identität und Traditionserhaltung im Zeitalter der Globalisierung innovativ nachgedacht. Zudem hat er im interreligiösen Gespräch weithin beachtete Modelle gelebter Differenz als Strategie gegen den Fundamentalismus entworfen.

Mit dem Ehrendoktortitel der Juristischen Fakultät wurde die in Basel geborene Diplomatin Heidi Tagliavini ausgezeichnet, die sich in Sondermissionen in der Kaukasusregion grosse Verdienste um die Friedenssicherung und Konfliktbewältigung erworben hat. Ihr war es dabei stets ein Anliegen, die Achtung des Völkerrechts als Grundlage jeder Verständigung durchzusetzen. Mit Vermittlungsgeschick, Courage, Engagement, Pflichtgefühl und der perfekten Beherrschung der russischen Sprache hat sie sich die grosse Achtung der Konfliktparteien im Kaukasus verschafft und der Mittlerrolle der neutralen Schweiz ein Gesicht gegeben.

Die Medizinische Fakultät verlieh ihren Ehrendoktor an den US-Umweltwissenschaftler Prof. Joel Schwartz, der die Forschung über gesundheitliche Auswirkungen der Luftverschmutzung massgebend geprägt und vorangetrieben hat. So hat er durch den Nachweis der Auswirkungen von Blei auf die Entwicklung von Kindern entscheidend dazu beigetragen, dass in den USA und in vielen andern Ländern die Beimischung von Blei zu Benzin verboten wurde. Durch seine 20-jährige Zusammenarbeit mit Forschungsteams in Basel hat er ausserdem zum weltweiten Erfolg der Universität Basel in der Umweltgesundheitsforschung beigetragen und das Fach «Public Health» namhaft gestärkt.

Basler Brasilien-Förderer
Der Ehrendoktor der Philosophisch-Historischen Fakultät ging an den Basler Fotografen Onorio Mansutti, der neben seinem künstlerischen Schaffen eine kulturelle Brücke zwischen Brasilien und der Schweiz unterhält, indem er mit einer Stiftung und dem Kulturhaus «Brasilea» Kunst mit sozialer Gerechtigkeit und mit Umweltschutz verbindet. Seit 1974 engagiert er sich ehrenamtlich für die Bekämpfung der Armut von Kindern, Jugendlichen und Familien in Brasilien, indem er ihnen eine Schul- und Berufsbildung ermöglicht und ihre Wohnverhältnisse verbessert.

Die Philosophisch-Naturwissenschaftliche Fakultät verlieh ihren Ehrendoktor an den Pharmakologen Prof. Dr. Harald Reuter, emeritierter Professor der Universität Bern, für seine wissenschaftlichen Arbeiten zur Physiologie des Herzens. Insbesondere durch die Untersuchung der Ionenflüsse und -transporte durch Zellmembranen hat er Grundlagen für das molekulare Verständnis der Regulation der Herzmuskelkontraktion geschaffen. Weiter trat er international für die Durchsetzung der Menschenrechte in Erziehung und Wissenschaft ein und stand über viele Jahre der Universität Basel, der Schweizer Wissenschaft und vielen internationalen Organisationen im Bereich der Life Sciences mit Rat und Tat zur Verfügung.

Der kanadische Ökonom Prof. M. Scott Taylor erhielt den Ehrendoktor der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in Anerkennung seiner Beiträge zum Thema Handel und Umwelt. Seine Arbeiten über die Auswirkungen des internationalen Handels auf die Umweltverschmutzung und die Existenz von nicht erneuerbaren Ressourcen haben die Forschung geprägt und nachhaltig beeinflusst. Gerade in diesem komplexen Thema leistet er mit der geistreichen Formulierung von einfachen mathematischen Modellen einen bahnbrechenden Beitrag sowohl für die Forschung wie auch für Politik und Gesellschaft.

Den Ehrendoktortitel der Fakultät für Psychologie erhielt der Prof. Larry R. Squire für seine Forschungsarbeiten, die zwischen den verschiedenen Disziplinen der Neurowissenschaften Brücken bauen. Mit seinen bahnbrechenden Forschungen über Lernen und Gedächtnis trägt er entscheidend zur Etablierung der Psychologie als integralem Bestandteil moderner Neurowissenschaften bei. Ebenfalls anerkannt wurde sein Engagement für die Verbreitung seiner Erkenntnisse in pädagogischer und therapeutischer Hinsicht. Squire gehört weltweit zu den meist zitierten Neurowissenschaftlern.

Abschluss des Jubiläumsjahrs
In Erinnerung an die Eröffnung der Universität am 4. April 1460 wurde der Dies Academicus 2010 im Basler Münster gefeiert. Er bildete den Abschluss des Jubiläumsjahrs zum 550-jährigen Bestehen der Universität. Nach der Rede des Rektors Prof. Antonio Loprieno hielt Prof. Emil Angehrn, Ordinarius für Philosophie, die traditionelle Dies-Rede, gefolgt von weiteren Ansprachen. Der Auftakt zum Festakt im Basler Münster bildete eine Uraufführung des Komponisten Georg Friedrich Haas. Nach der Feier stand das traditionelle Festessen auf dem Programm, zu dem jeweils der Rektor und der Meister der Akademischen Zunft einladen; für einmal fand das Essen im Grossen Festsaal der Messe Basel statt.

Überreicht wurden am diesjährigen Dies Academicus weitere Auszeichnungen und Preise: der Amerbach-Preis der Juristischen Fakultät an Dr. iur. Claudius Gelzer, der Preis der Theologischen Fakultät an Dr. theol. Jürg Thomas Luchsinger, jener der Juristischen Fakultät an Dr. iur. Anne-Florence Bock und Dr. iur. Olivier Luc Mosimann sowie der Preis der Medizinischen Fakultät an Dr. med. Mathias Hauri-Hohl. Den Preis für Geisteswissenschaften der Philosophisch-Historischen Fakultät erhielt Dr. phil. Inge Hinterwaldner, den Preis der Philosophisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät Dr. phil. Lydia Nisius und Dr. phil. Ivan Galimberti. Dr. Stefan Csordás bekam den Preis der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und Dr. Alice Dechêne jenen der Fakultät für Psychologie.

Den Sportpreis verlieh die Universität Basel an Dr. med. Stéphanie Gass für ihre Erfolge an den Weltmeisterschaften der Studierenden im Reitsport. Der Credit Suisse Award For Best Teaching ging dieses Jahr an den Mathematiker Dr. Hans Walser für seine Vorlesungen für Studierende der Naturwissenschaften. Zum dritten Mal wurde der Emilie-Louise-Frey-Preis zur Förderung junger Wissenschafterinnen vergeben, und zwar an die Medizinerin Dr. Cécile Meier. Den zum zweiten Mal verliehenen Nachwuchsförderpreis der studentischen Verbindung «Schwizerhüsli» erhielt Suzanne Davet für ihre Masterarbeit an der Juristischen Fakultät.

Quelle: Universität Basel

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