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Meyer Burger Technology AG – 1. Halbjahr 2012

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  • Ergebnis mit Nettoumsatz von CHF 307.8 Millionen im Rahmen der Erwartungen
  • EBITDA von CHF 4.6 Millionen
  • Solide Bilanzstruktur mit ausreichend Liquidität und hoher Eigenkapitalquote
  • Angekündigte Zielsetzungen für das Gesamtjahr 2012 aus heutiger Sicht bestätigt

Meyer Burger Technology AG (SIX Swiss Exchange: MBTN) erzielte im ersten Halbjahr 2012 ein Ergebnis im Rahmen ihrer Erwartungen. Die angespannte Situation in der Photovoltaik Branche und der heftige Konsolidierungsprozess, welcher in der zweiten Jahreshälfte 2011 begonnen hatte, setzte sich im ersten Halbjahr 2012 wie erwartet unvermindert fort. Angesichts der weiterhin bestehenden Überkapazitäten auf Seiten der Zell- und Modulhersteller blieb die Nachfrage vieler Kunden für neues Produktionsequipment in der Berichtsperiode entsprechend zurückhaltend.

Auftragseingang, Auftragsbestand
Nachdem der Bestellungseingang aufgrund der Marktsituation bei den Solarzellen- und Modulherstellern bereits in der zweiten Jahreshälfte 2011 stark eingebrochen war, konnte der Auftragseingang in den ersten sechs Monaten 2012 um rund 44% gegenüber dem zweiten Halbjahr 2011 wieder gesteigert werden. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2011, das mit CHF 787.6 Mio. eine historische Höchstmarke erreicht hatte, betrug das Volumen an neu erteilten Aufträgen in der ersten Jahreshälfte 2012 CHF 128.4 Mio. (84% Abweichung gegenüber Vorjahresperiode). Der Auftragsbestand per 30. Juni 2012 lag bei CHF 672.6 Mio. (CHF 909.9 Mio. per 31. Dezember 2011).

Umsatz
Der Nettoumsatz belief sich auf CHF 307.8 Mio. (Vorjahresperiode CHF 575.0 Mio.). Der Umsatzrückgang von rund 46% lag im Rahmen der Unternehmenserwartungen und entspricht im Halbjahresverhältnis auch der per März 2012 veröffentlichten Umsatz Guidance. Die gewichtigste Kundenregion im ersten Halbjahr 2012 stellte erneut die Region Asien mit einem Anteil von 77% des Nettoumsatzes dar. Auf die Region Europa entfielen 18% des Nettoumsatzes und weitere 5% konnten mit Kunden in den USA erzielt werden.

Betriebsleistung
Die Betriebsleistung nach Materialaufwand und Vorleistungen erreichte CHF 170.9 Mio. (Vorjahresperiode CHF 306.5 Mio.). Die Betriebsleistungsmarge erhöhte sich um 2.2 Prozentpunkte auf 55.5% gegenüber 53.3% im ersten Halbjahr 2011. Der Margenanstieg ist mehrheitlich auf neue Software- und Serviceumsätze, einzelne Projekte mit ausserordentlich hohen Margen, Einmaleffekte aus der Strukturbereinigung und Veränderungen im Produktemix zurückzuführen.

Betriebskosten
Der Personalaufwand nahm im ersten Halbjahr 2012 auf CHF 114.6 Mio. zu (Vorjahresperiode CHF 82.5 Mio.). Der Anstieg ist insbesondere auf die Vollkonsolidierung der Roth & Rau Gesellschaften (Anteil von CHF 43.2 Mio. an Personalkosten im ersten Halbjahr 2012) zurückzuführen. In der Vorjahresperiode 2011 wurden die Personalkosten bei Roth & Rau in der Konzernrechnung der Meyer Burger Gruppe noch nicht berücksichtigt, da die damalige Beteiligung unter 25% lag und die Bilanzierung als Beteiligung an assoziierten Gesellschaften geführt wurde. In einer like-for-like Betrachtung reduzierte sich der Personalaufwand somit um rund 13%.

Der Personalbestand per 30. Juni 2012 lag bei 2‘538 Vollzeitstellen und war damit rund 9% tiefer als per Jahresende 2011. Zudem wurde der Anteil an temporären Mitarbeitenden von 267 Stellen per 31. Dezember 2011 auf 117 Stellen per Jahresmitte 2012 abgebaut. Die verbleibende, relativ hohe Anzahl an temporären Arbeitsstellen ist durch regionale, zeitlich begrenzte Anforderungen begründet. Die Reduktion des Gesamtpersonalbestandes liegt im Rahmen der bereits im März 2012 angekündigten Massnahmen zur Bündelung der Kräfte und Ausnutzung der Synergiepotenziale innerhalb der Meyer Burger Gruppe.

Der sonstige Betriebsaufwand reduzierte sich im Berichtszeitraum auf CHF 51.6 Mio. (Vorjahresperiode CHF 69.1 Mio.), wobei auch hier ein Konsolidierungseffekt der Roth & Rau Gesellschaften von CHF 18.3 Mio. zu berücksichtigen ist. Like-for-like sank der Betriebsaufwand im Vergleich zum Vorjahr um rund 52%, was insbesondere auf volumenbedingt geringere Transportkosten und tiefere Beratungskosten zurückzuführen ist.

EBITDA und EBIT
Als Folge der Umsatzentwicklung und der Umsetzung des Optimierungs- und Konzentrationsprogramms sank der EBITDA auf CHF 4.6 Mio. (Vorjahresperiode CHF 154.9 Mio.). Die EBITDA Marge betrug 1.5% gegenüber 26.9% im Vorjahreszeitraum.

Die Abschreibungen beliefen sich insgesamt auf CHF 51.8 Mio., wovon die Abschreibungen auf Sachanlagen CHF 10.9 Mio. betrugen. CHF 39.6 Mio. entfallen auf planmässige Amortisationen von immateriellen Werten, die im Wesentlichen aus den Unternehmenskäufen sowie Fusionen der vergangenen Jahre stammen, und CHF 1.3 Mio. auf übrige Abschreibungen auf immateriellen Werten (v.a. Software).

Auf Stufe EBIT verzeichnete Meyer Burger einen Verlust von CHF 47.1 Mio. (Vorjahresperiode Gewinn von CHF 125.1 Mio.).

Finanzergebnis, Steuern
Das Finanzergebnis netto betrug im ersten Halbjahr 2012 CHF -1.0 Mio. Die stabilere Fremdwährungssituation (v.a. Euro, USD) im Vergleich zum Vorjahr führte zu keiner wesentlichen Veränderung bei der Bewertung von Inter-Company Darlehen an ausländische Tochtergesellschaften. Im Vorjahr musste in diesem Zusammenhang ein Finanzaufwand von CHF 29.8 Mio. an nicht realisierten Wechselkursverlusten verbucht werden, weshalb das Finanzergebnis netto im Vorjahr bei CHF -32.7 Mio. lag.

Das Steuerergebnis für das erste Halbjahr 2012 belief sich auf einen Steuerertrag von CHF 14.0 Mio. und ist mehrheitlich auf die Reduktion von temporären Differenzen auf immateriellen Anlagen, die Aktivierung von Verlustvorträgen und auf die generell tiefere Ertragslage zurückzuführen (Vorjahresperiode Steueraufwand von CHF 15.3 Mio.).

Konzernergebnis
Für das erste Halbjahr 2012 verzeichnete Meyer Burger erstmals in der erfolgreichen Unternehmensgeschichte seit dem IPO im Jahre 2006 einen Verlust in der Grössenordnung von CHF 34.2 Mio. (Vorjahresperiode Gewinn CHF 76.6 Mio.).

Cashflow          
Im ersten Halbjahr 2012 belief sich der operative Cashflow auf CHF -96.5 Millionen (Vorjahresperiode CHF +178.5 Mio.). Der Cashflow in der ersten Jahreshälfte 2012 wurde vor allem durch eine relativ starke Zunahme des Nettoumlaufvermögens beeinflusst, die in erster Linie auf den Rückgang von bilanzierten Kundenanzahlungen als Folge des operativen Geschäfts zurückzuführen ist.

Der Cashflow aus Investitionstätigkeit betrug CHF -29.4 Mio. (Vorjahresperiode CHF -94.9 Mio.). Die Investitionen in Sachanlagen beliefen sich in der Berichtsperiode auf netto CHF -27.2 Mio. und umfassen insbesondere die getätigten Investitionen in das neue Produktions- und Kompetenzzentrum der MB Wafertec in Gwatt (Thun).

Der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit erreichte CHF +105.6 Mio. (Vorjahresperiode CHF +3.8 Mio.). Durch die Emission der 5% Obligationenanleihe 2017 im April 2012 flossen CHF 129.1 Mio. an flüssigen Mitteln zu, während für den Erwerb von weiteren Anteilen an der Roth & Rau AG CHF 10.1 Mio. aufgewendet wurden. Zudem wurden eigene Aktien im Betrag von CHF 11.3 Mio. für weitere strategische Projekte erworben.

Bilanz
Die Bilanzsumme hat sich im Vergleich zum 31. Dezember 2011 um rund 5.2% auf CHF 1‘305.5 Mio. reduziert (31. Dezember 2011: CHF 1‘377.4 Mio.). Die flüssigen Mittel beliefen sich auf CHF 238.6 Mio. Zusammen mit bereits zugesicherten, unbenutzten Kreditlinien und Möglichkeiten einer Hypothekenaufnahme stehen der Meyer Burger Gruppe somit rund CHF 300 – 310 Mio. an Liquidität zur Verfügung.

Das Eigenkapital (inkl. Anteile von nicht beherrschenden Gesellschaftern) betrug per 30. Juni 2012 CHF 707.8 Mio. und die Eigenkapitalquote belief sich auf solide 54.2% (31. Dezember 2011: 55.4%). Die klare und konservative Strategie des Verwaltungsrats und der Gruppenleitung, stets über eine hohe Eigenkapitalbasis zu verfügen, zeigt vor allem im aktuell schwierigen Marktumfeld ihre Bedeutung. Die Meyer Burger Gruppe bleibt ein solide finanziertes Unternehmen, das mit genügend Liquidität und Eigenkapital ausgestattet ist, um die derzeitig schwierige Marktphase zu überbrücken und ihre Wettbewerbsposition weiter zu verstärken.

Langfristig ungebrochen positiver Ausblick für die Solarindustrie
Ungeachtet der derzeit anhaltenden Marktunsicherheiten ist die Meyer Burger Gruppe überzeugt davon, dass die langfristigen Perspektiven der Photovoltaik positiv bleiben. Global sind wir alle nach wie vor mit ungelösten Umweltproblemen (z.B. globale Erwärmung) wie auch mit Umweltbelastungen und –risiken durch Erdöl, Kohle oder Kernkraft konfrontiert, die weitere Initiativen zur Verwendung erneuerbarer Energien zwingend notwendig machen.

Neue Photovoltaik Märkte beispielsweise in Asien, Südamerika, im arabischen Raum und auch in Afrika werden in den kommenden Jahren auf der Nachfrageseite für hohes Wachstum sorgen und die in der Vergangenheit gewachsenen Märkte Westeuropas überflügeln. Verschiedene langfristig ausgelegte Regierungsprogramme und –initiativen zur Förderung von erneuerbaren Energien sind in diesem Zusammenhang positiv zu beurteilen und führen zu einem weiteren Wachstum in der Industrie. Zudem wurde die Grid-Parität, auch als Folge der aktuell tiefen Modul- und Zellpreise, in verschiedenen wichtigen Märkten bereits erreicht. Die Kosten von Solarstrom werden in den kommenden Jahren durch neue Effizienz- und Technologieverbesserungen weiter sinken. All diese Gründe sprechen dafür, dass solare Energiequellen langfristig betrachtet einen bedeutenden Anteil des weltweiten Energiebedarfs effizient und umweltschonend abdecken werden.

Der strategisch langfristige Technologieansatz der Meyer Burger Gruppe, die gesamte Wertschöpfungskette der Photovoltaik zu betrachten und die Technologien entlang der verschiedenen Prozesse (Wafer, Zelle, Module, Solarsysteme) optimal aufeinander abzustimmen, stärkt die Marktposition der Gruppe und wird bei einer Erholung der Solarindustrie ein klarer kompetitiver Vorteil sein.

Ausblick zweite Jahreshälfte 2012
Die kurzfristige Abschätzung über den Photovoltaik Markt bleibt schwierig. Nach wie vor sind Überkapazitäten bei Zell- und Modulherstellern vorhanden und eine klare Aussage, wann diese abgebaut und neue Investitionsprogramme für Produktionsequipment ausgelöst werden, ist zurzeit nicht möglich. Aufgrund der Gespräche mit ihren Kunden erwartet Meyer Burger, dass die Nachfrage für ihre Produkte und Lösungen in 2013 wieder spürbar anziehen wird.

Meyer Burger hat in der ersten Jahreshälfte 2012 einen wesentlichen Teil des angekündigten Optimierungs- und Konzentrationsprogramm umgesetzt. Ziel des Programms ist eine nachhaltige Reduktion der jährlichen Kostenbasis um rund CHF 20 – 30 Millionen. Ein Teil davon wird bereits im zweiten Halbjahr 2012, der volle Umfang in 2013 wirksam werden. Für die zweite Jahreshälfte 2012 erwartet das Unternehmen eine Reduktion der Personal- und Betriebskosten, was sich positiv auf die EBITDA Marge auswirken wird. Aus heutiger Sicht bestätigt Meyer Burger ihre Zielbandbreiten für das Gesamtjahr 2012 und geht davon aus, ihre Zielsetzungen in der unteren Hälfte der Guidance (Umsatz zwischen CHF 600 – 800 Millionen; EBITDA Marge zwischen 4 – 8%) erreichen zu können.

Quelle: Meyer Burger Technology

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