Die Zahlungsbilanz der Schweiz im Jahr 2011

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Der Ertragsbilanzüberschuss der Schweiz ging 2011 um 20 Mrd. auf 62 Mrd. Franken zurück. Er entsprach damit einem Anteil des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 11% (Vorjahr 15%). Bestimmend für die Entwicklung war der Einnahmenüberschuss bei den Kapitalerträgen, der um 17 Mrd. auf 32 Mrd. Franken sank. Insbesondere die Erträge aus Direktinvestitionen im Ausland nahmen ab. Im Aussenhandel mit Waren und Diensten ergab sich ein Einnahmenüberschuss von 60 Mrd. Franken, verglichen mit 62 Mrd. Franken 2010. Dabei stiegen die Einnahmen aus Exporten von Waren und Diensten um 1%, und die Ausgaben für die Importe von Waren und Diensten waren um 2% höher als im Vorjahr.

Im Kapitalverkehr ergab sich ein Nettokapitalexport von 46 Mrd. Franken, verglichen mit 106 Mrd. Franken im Vorjahr. Die Transaktionen der Nationalbank beeinflussten den Kapitalverkehr auch 2011 deutlich. Die Währungsreserven stiegen auf Transaktionsbasis gerechnet um 43 Mrd. Franken (Kapitalexport). Zudem exportierte die Nationalbank per Saldo 9 Mrd. Franken im Kreditverkehr mit Zentralbanken und Geschäftsbanken im Ausland. Bei den Direktinvestitionen resultierten Nettokapitalexporte in der Höhe von 35 Mrd. Franken. Auch bei den Portfolioinvestitionen flossen netto 17 Mrd. Franken ins Ausland. Ausschlaggebend für die Abflüsse waren Transaktionen der Nationalbank: Sie kaufte ausstehende SNB-Bills zurück und gleichzeitig erneuerte sie auslaufende SNB-Bills nicht mehr. Nettokapitalimporte waren vor allem bei den Krediten der Geschäftsbanken (49 Mrd. Franken) und den Krediten der Unternehmen (10 Mrd. Franken) zu verzeichnen.

Ertragsbilanz
Im Aussenhandel mit Waren (Spezialhandel) stiegen 2011 die Einnahmen aus Exporten um 2%. Die Ausgaben für Importe verharrten auf dem Niveau des Vorjahres. Die Ausfuhren von Präzisionsinstrumenten, Uhren und Bijouteriewaren wuchsen mit 12% am stärksten. Auch die Maschinen-, Apparate- und Elektronikindustrie konnte ihren Absatz im Ausland leicht steigern (+1%). Dagegen verzeichnete die Chemieindustrie – die grösste Exportbranche – ein Minus von 2%. Auf der Importseite stiegen die Einfuhren von Energieträgern vor allem preisbedingt stark an (+15%), während die Importe von Konsum- und Investitionsgütern rückläufig waren. Der Überschuss des Warenhandels (Spezialhandel) erhöhte sich um 4 Mrd. auf 24 Mrd. Franken.

Im grenzüberschreitenden Dienstleistungshandel gingen die Einnahmen um 2% zurück. Ausschlaggebend dafür waren die Einnahmen der Banken aus Finanzdiensten (–8%); sie sind seit vier Jahren rückläufig und betrugen 2011 noch 15 Mrd. Franken. Die Einnahmen aus Transithandelsgeschäften sowie die Einnahmen für die Nutzung von geistigem Eigentum (Lizenz- und Patentgebühren) waren gleich hoch wie im Vorjahr (20 Mrd. bzw. 17 Mrd. Franken). Auch die Einnahmen aus dem Tourismus verharrten auf dem Niveau des Vorjahres (16 Mrd. Franken). Dagegen führten die tiefer bewerteten Fremdwährungen zu vermehrten Auslandreisen der schweizerischen Wohnbevölkerung, die Ausgaben für Auslandreisen stiegen um 6% auf 12,4 Mrd. Franken. Einen kräftigen Anstieg verzeichneten die Ausgaben für Lizenz- und Patentgebühren: sie nahmen um 11% auf 19 Mrd. Franken zu. Insgesamt erhöhten sich die Ausgaben für Dienstleistungen aus dem Ausland um 5%. Der Einnahmenüberschuss aus dem Dienstleistungshandel ging um 3 Mrd. auf 46 Mrd. Franken zurück.

Die Erträge aus Direktinvestitionen im Ausland (Einnahmen) sanken um 21 Mrd. auf 54 Mrd. Franken. Insbesondere die Finanz- und Holdinggesellschaften, aber auch die Banken und die Industrie verzeichneten tiefere Einnahmen. Die Erträge aus Direktinvestitionen in der Schweiz (Ausgaben) gingen um 4 Mrd. auf 34 Mrd. Franken zurück. Ausschlaggebend dafür waren rückläufige Erträge der Handelsunternehmen. Bei den Portfolioanlagen sanken die Einnahmen aus Anlagen im Ausland leicht, doch stiegen die Ausgaben auf den Portfolioanlagen in der Schweiz infolge höherer Dividendenzahlungen ans Ausland an. Die Einnahmen aus den übrigen Anlagen nahmen zu, hauptsächlich aufgrund höherer Erträge aus den Devisenanlagen der SNB sowie höherer Erträge aus dem Kreditgeschäft der Unternehmen. Dagegen gingen die Einnahmen und Ausgaben im Zinsengeschäft der Banken infolge tieferer Zinssätze und im Jahresdurchschnitt geringerer Kapitalbestände weiter zurück. Insgesamt sank der Einnahmenüberschuss bei den Kapitalerträgen um 17 Mrd. auf 32 Mrd. Franken. Dieser Rückgang trug auch massgeblich zur Abnahme des Ertragsbilanzüberschusses um 20 Mrd. auf 62 Mrd. Franken bei.

Kapitalverkehr
Die Direktinvestitionen im Ausland (Kapitalexporte) gingen von 71 Mrd. im Vorjahr auf 37 Mrd. Franken 2011 zurück. Für diesen Rückgang waren vor allem die ausländisch beherrschten Finanz- und Holdinggesellschaften verantwortlich. Auch die Branchengruppe Handel sowie die Versicherungen und Banken investierten weniger als im Vorjahr. Deutlich mehr Investitionen im Ausland tätigte jedoch die Industrie, insbesondere die Branchengruppe Chemie und Kunststoffe. Wie im Vorjahr investierten die schweizerischen Unternehmen mehrheitlich in Übersee, wobei Asien erstmals der Hauptempfänger der schweizerischen Direktinvestitionen war. Bei den ausländischen Direktinvestitionen in der Schweiz hielten sich die Mittelzuflüsse und -abflüsse beinahe die Waage, es resultierte ein Kapitalimport von lediglich 3 Mrd. Franken. In der Position Beteiligungskapital übertrafen die Verkäufe von Unternehmen und Kapitalrückzahlungen die Käufe von Unternehmen in der Schweiz bei weitem. Diese Desinvestitionen wurden durch einbehaltene Gewinne (Reinvestition von in der Schweiz erzielten Gewinnen) jedoch leicht übertroffen. Investitionen verzeichneten vor allem die Branchengruppen Handel sowie Chemie- und Kunststoffe, während bei den Finanz- und Holdinggesellschaften sowie bei den Versicherungen Mittelabflüsse resultierten.

Bei den Portfolioinvestitionen im Ausland kauften schweizerische Investoren Aktien und Geldmarktpapiere ausländischer Emittenten, gleichzeitig verkauften sie jedoch Anleihen und Notes sowie Anteile an Kollektivanlagen. Per Saldo resultierte bei den Portfolioinvestitionen im Ausland ein Mittelrückfluss in die Schweiz von 3 Mrd. Franken. Bei den ausländischen Portfolioinvestitionen in der Schweiz flossen 20 Mrd. Franken an die ausländischen Investoren zurück. Hauptgrund dafür war, dass die Nationalbank ausstehende SNB-Bills zurückkaufte und gleichzeitig auslaufende SNB-Bills nicht mehr erneuerte.

Im Kreditverkehr der Geschäftsbanken mit dem Ausland resultierten Nettokapitalimporte von 49 Mrd. Franken. Im Interbankengeschäft flossen 18 Mrd. Franken in die Schweiz und im Geschäft mit Kunden im Ausland 30 Mrd. Franken. Im Kreditverkehr der Unternehmen wurden die Forderungen reduziert und die Verpflichtungen erhöht, netto resultierte ein Mittelzufluss von 10 Mrd. Franken. Die Nationalbank erhöhte ihre in der Position Kredite ausgewiesenen Forderungen und Verpflichtungen gegenüber dem Ausland; per Saldo resultierte ein Kapitalexport von 9 Mrd. Franken. Auch bei den Währungsreserven waren Kapitalexporte zu verzeichnen; auf Transaktionsbasis gerechnet stiegen die Währungsreserven um 43 Mrd. Franken.

Quelle: Schweizerische Nationalbank

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