Panalpina mit stark gestiegenem Free Cashflow und markant tieferer Kostenbasis, aber weniger Volumen und Gewinn

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Der Nettoumsatz aus Speditionsleistungen war um 32,9%, der Bruttogewinn um 20,9% (16,9% in lokalen Währungen) und der konsolidierte Gewinn um 90,8% rückläufig. Das Unternehmen reagierte frühzeitig auf die schwierige Situation, reduzierte seine Kostenbasis um 14% und übertraf damit sein Kostensenkungsziel. Der besondere Fokus auf die Cash-Generierung führte zu einem Anstieg des Free Cashflow um 33% auf CHF 226 Millionen. Panalpina passt zudem die Organisationsstruktur den geänderten Marktbedingungen an.

«2009 hätte kaum ein turbulenteres und anspruchsvolleres Jahr sein können, sowohl für die Transport- und Logistikbranche als auch für Panalpina», erklärt CEO Monika Ribar. «Obwohl wir auf der Kostenseite schnell reagiert und die Produktivität gesteigert haben, konnten die Massnahmen den drastischen Rückgang der Volumen und den raschen Anstieg der Einkaufspreise in der zweiten Jahreshälfte nicht ausgleichen. Wir haben jedoch angemessene Schritte auf der Beschaffungs- und Verkaufsseite wie auch bei der Organisationsstruktur von Panalpina unternommen, die sich positiv auf das Ergebnis 2010 auswirken werden. Wir sind zuversichtlich, dieses Jahr mindestens auf Marktniveau zu wachsen», kommentiert sie weiter.

Panalpina-Gruppe: Konzernresultate 2009

in CHF million   2009   2008   Q409   Q408  
Speditionsleistungen   7 340   10 597   1 869   2 570  
Nettoumsatz aus Speditionsleistungen   5 958   8 878   1 569   2 158  
Bruttogewinn   1 377   1 742   311   434  
EBITDA   80   241   7   38  
EBIT   30   193   -8   25  
Konzerngewinn   10   114   -11   9  
Free Cashflow   226   170   65   54  
Dividende je Aktie in CHF   -*   1.90          

Entwicklung in der Luft- und Seefracht
Insgesamt transportierte Panalpina 2009 731 000 Tonnen Luftfracht (-19% gegenüber 2008) und 1 103 000 TEU (Twenty-foot Equivalent Units) Seefracht (-14%). Bei einigen Handelsrouten wurden die Kapazitätsentwicklung und die Volatilität der Frachtraten unterschätzt. Der relativ hohe Anteil von Grossunternehmen unter den Kunden lastete auf den Unternehmensergebnissen, da diese ihr Handelsvolumen 2009 erheblich zurückfuhren. Auch die FCPA-Untersuchung durch das US-Justizministerium führte zu gewissen Geschäftseinbussen.

Entwicklung des Bruttogewinns
Der Bruttogewinn sank auf CHF 1 377 Millionen. Neben den niedrigeren Transportvolumen und der sehr volatilen Entwicklung der Transportpreise lastete in den Regionen EMEA beziehungsweise. Nordamerika die Einstellung des Nigeria-Geschäfts auf dem Bruttogewinn, die bezogen auf das ganze Jahr mit rund CHF 42 Millionen negativ zu Buche schlug.

EBITDA-Entwicklung
Das EBITDA der Gruppe ging von CHF 241 Millionen (2008) auf CHF 80 Millionen (2009) zurück, wobei der von CHF 992 Millionen (2008) auf CHF 879 Millionen (2009) gesunkene Personalaufwand einen positiven Beitrag leistete. Die hohen Personalkosteneinsparungen sind in erster Linie dem Kostensenkungsprogramm zu verdanken, das die Gruppe zum Ende des 1. Quartals als Reaktion auf die drastisch gesunkenen Volumen einleitete und das zu einer Verringerung der Beschäftigtenzahl um 12% beziehungsweise rund 1 800 Vollzeitstellen führte.

Der übrige Betriebsaufwand verringerte sich von CHF 509 Millionen (2008) auf CHF 419 Millionen (2009). In den Zahlen für die Geschäftsjahre 2009 und 2008 sind Aufwendungen im Zusammenhang mit den laufenden FCPA- und Kartelluntersuchungen enthalten. Die Rechts- und Beratungskosten minderten das EBITDA (Belastung 2008: CHF 45 Millionen, 2009: CHF 55 Millionen).

Anpassung der Organisationsstruktur
Um auf die sich wandelnden Marktgegebenheiten künftig rascher und entschlossener reagieren zu können sowie um das Wachstum über alle Produkte und Industriesegmente hinweg zu beschleunigen, passt Panalpina ihre Organisationsstruktur an. Verkauf, Beschaffung und operationelle Funktionen werden unter der Führung des COO Karl Weyeneth kombiniert. Dominik Tichelkamp (früherer Chief Product & Procurement Officer) hat beschlossen, die Gruppe zu verlassen. Über die künftigen Aufgaben von Sandro Knecht (früherer Chief Marketing & Sales and Supply Chain Officer) wird zu gegebener Zeit unterrichtet.

Compliance-Struktur und neue Produkte
Panalpina hat in den letzten zwei Jahren erheblich in den Aufbau einer strengen und branchenführenden Compliance-Struktur investiert, die der Gruppe mittelfristig einen zusätzlichen Wettbewerbsvorteil verschaffen wird. Darüber hinaus hat das Unternehmen verschiedene Meilensteine bei der Stärkung seiner Verkaufs- und Produktstruktur erreicht. Im Laufe des Jahres erweiterte Panalpina nicht nur ihr Dienstleistungsangebot mit der Gestaltung und Einführung einer neuen konzernweiten Produktfamilie für das Supply Chain Management sondern erarbeitete auch ein Handelsroutenkonzept mit dem Ziel, den Verkauf anzukurbeln und die Rentabilität zu steigern. Ein weiterer wichtiger Meilenstein des Jahres 2009 war das neue Managementinformationssystem (MIS), das die Prognostizierbarkeit und Transparenz auf Kunden-, Handelsweg- und Kernproduktebene erhöht.
Panalpina ist überzeugt, dass durchgehende Sammelgutdienste (LCL = Less than Container Load) in der Seefracht ein beträchtliches Wachstumspotenzial aufweisen. Das Unternehmen hat daher über 20 neue Dienste auf verschiedenen Handelsrouten lanciert, darunter neue nahtlose Verbindungen zwischen Belgien und den USA sowie zwischen China und Polen.

FCPA-Untersuchung («Foreign Corrupt Practices Act»)
Die Untersuchung ist im Wesentlichen abgeschlossen und im Dezember 2009 nahm Panalpina Vergleichsverhandlungen mit den betreffenden US-Behörden auf. Dieser Prozess kann mehrere Monate bis zu seinem Abschluss in Anspruch nehmen. Per 31. Dezember 2009 wurden keine Rückstellungen gebildet, da die Geschäftsleitung nicht über ausreichende Informationen verfügte, um die damit verbundenen finanziellen Auswirkungen einzuschätzen.

Branchenweite Kartelluntersuchung
Es laufen Untersuchungen in der Schweiz, der EU, den USA und Neuseeland. In Kanada und Australien haben die Kartellbehörden ihre Untersuchungen aufgrund fehlender Anhaltspunkte eingestellt. Panalpina kooperiert dort, wo noch Untersuchungen laufen, voll und ganz mit den Wettbewerbsbehörden.
Im Februar 2010 wurde Panalpina eine Mitteilung der Beschwerdepunkte («Statement of Objections») der Europäischen Kommission zugestellt, welche die vorläufige Einschätzung der Kommission in Bezug auf angeblich wettbewerbswidriges Verhalten in der Speditionsindustrie enthält. Eine Prognose über den Ausgang dieses Verfahrens und eventuelle Bussgelder in dessen Folge ist derzeit nicht möglich. Daher wurden keine Rückstellungen in diesem Zusammenhang gebildet.

Keine Dividendenausschüttung und neue Verwaltungsratsmitglieder
Angesichts der Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2009 schlägt der Verwaltungsrat der Panalpina World Transport (Holding) Ltd. der Generalversammlung vor, auf die Ausschüttung einer Dividende zu verzichten.
Drei bisherige Verwaltungsratsmitglieder – Wilfried Rutz, Yuichi Ishimaru und Glen R. Pringle – stellen sich an der kommenden Generalversammlung vom 4. Mai 2010 nicht zu Wiederwahl. Zur Wahl stellen sich dafür Dr. Beat Walti (geboren 1968, Schweizer, Partner der Anwaltskanzlei Wenger & Vieli AG / Schweiz), Hans-Peter Strodel (geboren 1943, Schweizer, ehemaliger Finanzchef der Schweizerischen Post) sowie Chris E. Muntwyler (geboren 1952, Schweizer, früherer CEO von DHL Express (UK) Ltd.).

Ausblick
«Die Prognosesicherheit für 2010 bleibt insgesamt niedrig», erklärt CEO Monika Ribar und fügt hinzu: «Allerdings glaubt Panalpina an eine moderate Erholung des Luft- wie auch des Seefrachtmarkts mit Wachstumsraten im mittleren einstelligen Bereich.» Das Unternehmen ist zuversichtlich, mindestens mit dem Wachstumstempo des Marktes Schritt zu halten. «Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens werden wir besonderes Augenmerk auf ein profitables Wachstum legen und weiterhin konsequenten Fokus auf das straffe Management unserer Kostenbasis und der Cash-Generierung legen. Künftig werden wir zudem verstärkt auf eine bessere Balance zwischen Rentabilität und reinen Volumenzuwächsen achten», führt Monika Ribar weiter aus. «Wir werden auf unserer Führungsposition im Compliance-Bereich aufbauen, die in Zukunft entscheidend für die Rückgewinnung verlorener Geschäfte und die Generierung neuer Geschäfte sein wird, insbesondere in der Öl- und Gasindustrie und im Segment Industrieprojekte», sagt sie. Weitere wichtige Stossrichtungen sind die Stärkung der globalen Verkaufsorganisation und der Ausbau des Produktportfolios für das Supply Chain Management.

Die Panalpina-Gruppe
Die Panalpina-Gruppe ist einer der weltweit führenden Anbieter von Transport- und Logistikdienstleistungen. Das Unternehmen konzentriert sich schwerpunktmässig auf durchgehende Supply-Chain-Management-Lösungen sowie interkontinentale Luft- und Seefrachttransporte. Dank fundiertem Industrie-Knowhow und modernsten IT-Systemen kann Panalpina ihren Kunden globale, integrierte und auf individuelle Bedürfnisse zugeschnittene Door-to-door-Transportlösungen anbieten. Die Panalpina-Gruppe betreibt ein dichtes Netzwerk mit rund 500 eigenen Geschäftsstellen in über 80 Ländern. In weiteren 80 Ländern arbeitet sie eng mit Partnern zusammen. Das Unternehmen beschäftigt rund 13 500 Mitarbeitende.

Quelle: Panalpina

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