Sicherheitsnetz für Griechenland – Trendwende für den Euro?

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Die Einigung Deutschlands, Frankreichs und des internationalen Währungsfonds IMF über die Errichtung eines Sicherheitsnetzes für Griechenland war – gegeben der Schwere der Krise – für alle wohl die best mögliche Lösung. Sie hat in erster Linie zum Ziel, das Vertrauen der Märkte zu gewinnen, um so die Zinsdifferenz griechischer Staatsanleihen zu Deutschland wieder kleiner werden zu lassen und den Marktzugang Griechenlands zum Kapitalmarkt aufrecht zu erhalten. Kern der Vereinbarung ist es, Griechenland nur im äussersten Notfall – welcher allerdings nicht exakt definiert wurde – Hilfe zu gewähren. Griechenland muss also weiterhin selbstständig die Schulden am Markt refinanzieren und seinen Haushalt in den kommenden Jahren in den vereinbarten Zielbereich bringen. Die in den kommenden Wochen bevorstehenden Bondemissionen Griechenlands werden erste Hinweise über die Wirksamkeit der Massnahmen zeigen.

Für die grossen Länder Deutschland und Frankreich war eine Lösung, die das Ziel einer Stabilisierung des Euros hat, sehr wichtig. Zu viel politisches Prestige steht auf dem Spiel. Dennoch verlief gerade für diese grossen Länder die Währungskrise im Grunde bisher sehr gut. So stiegen etwa die Zinsen Deutschlands während der gesamten Griechenlandmisere nicht an und der schwache Euro hilft der europäischen Wirtschaft. Wir erinnern uns: Erst 2009 wurde die EU bei China vorstellig, um die Regierung angesichts des starken Euro zu einer Aufwertung des Yuan zu bewegen – allerdings erfolglos, wie schon zuvor bei den USA. Nun wertete der Euro seit Ende 2009 zum Yuan um volle 10% ab. Auch die Unternehmensgewinne gerade der exportlastigen europäischen Firmen dürften vom schwachen Euro profitieren, was für europäische Aktien spricht.

Die weiter gefallenen Zinsdifferenzen zwischen europäischen Unternehmens- und Staatsanleihen zeigen an, dass der Markt von keinen neuen und unerwarteten konjunkturellen Risiken für Europa ausgeht. Somit scheint das Problem nach wie vor ein relativ isoliertes zu sein und somit handhabbar für die Länder der Eurozone. Der errungene Kompromiss mit dem IMF könnte durchaus eine Trendwende für den Euro bedeuten. Erinnern wir uns: Als vor einem Jahr klar wurde, dass keine systemrelevante Bank mehr fallen gelassen werden würde, erholten sich die zuvor besonders unter Druck geratenen Finanztitel überdurchschnittlich.

Zwar ist in der Eurozone vieles noch offen und die Unsicherheiten bleiben hoch. Aber eines ist klar: Auch in andern Ländern wachsen zur Zeit nicht die Bäume, sondern Schulden und Haushaltsdefizite in den Himmel.

Quelle: Vontobel

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