Zwischen Kultur und Politik: Pro Helvetia 1939 bis 2009

1 min read

Ab 2012 schlägt die Schweiz in der Kulturpolitik ein neues Kapitel auf. Das erste Kulturförderungsgesetz auf Bundesebene tritt in Kraft; es verändert auch Aufgaben und Strukturen von Pro Helvetia. Grund genug für fünf junge Historikerinnen und Historiker aus der Deutschschweiz und der Romandie, sich unter der Leitung der beiden Professoren Jakob Tanner (Zürich) und Claude Hauser (Fribourg) aus verschiedenen Perspektiven der Stiftung anzunähern. Sie zeigen auf, wie sich die Rolle der Kultur für das Selbstverständnis unseres Landes über sieben Jahrzehnte hinweg verändert hat. Die dreisprachige Publikation (d, f, i) zeichnet die kontroversen Debatten rund um die Kulturstiftung nach, seit sie am Vorabend des Zweiten Weltkriegs im Zuge der «geistigen Landesverteidigung» als «Arbeitsgemeinschaft» gegründet worden ist. 1949 in eine autonome Stiftung umgewandelt, gab sie Politik und Öffentlichkeit jeweils Anlass zu grundsätzlichen Diskussionen über die nationale Identität. «Die Geschichte von Pro Helvetia ist auch eine Geschichte der schweizerischen Gesellschaft, ihrer Aspirationen und Verunsicherungen, ihrer Träume und ihrer blinden Flecken», schreiben die beiden Herausgeber Tanner und Hauser.

Allen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann

Immer wieder stand Pro Helvetia auch in der Kritik. Der Schriftsteller Léon Savary beschimpfte die Stiftung bereits 1942 als «Doktoren-Konklave», andere beklagten Willkür und Vetternwirtschaft. Anlass zu scharfen Worten gaben einzelne Ausland-Aktivitäten. So etwa der Sonderkredit für Projekte zur Geschichte der Schweiz im Zweiten Weltkrieg von 1997. Die zugehörige schweizkritische Filmschau in den USA verurteilte der damalige Nationalrat Christoph Blocher als «masochistischen Amerika-Feldzug». Auch während des Kalten Krieges wurde die Landeswerbung, wie die aussenpolitischen Aktivitäten damals noch hiessen, parteipolitisch unterschiedlich bewertet. So wurde etwa eine Bücherschenkung an die Madrider Universitätsbibliothek 1951 von der linken Arbeiterpresse als «Steuerbatzen, die an Diktaturen verschenkt werden», gegeisselt. Und nach dem Einmarsch der UdSSR in die Tschechoslowakei im Jahre 1968 sagte die Stiftung unter dem Druck der Politik mehrere Architekturausstellungen in Russland ab. Die öffentliche Diskussion zwang Pro Helvetia, ihre Rolle und ihre Aktivitäten immer wieder zu überdenken. «Die Kritik war oft der Motor für Veränderungen, sie hat Pro Helvetia dazu gebracht, ihre Organisation, ihren Kommunikationsstil und die Mittel dazu veränderten Bedingungen anzupassen», heisst es am Schluss des Buches.

Quelle: Pro Helvetia

Write your comment

Previous Story

Quartalsergebnis per 31. März 2010

Next Story

Swisscom IT Services erweitert Service-Geschäft

Latest News

Tarak Mehta verlässt ABB

ABB gab heute bekannt, dass Tarak Mehta, Leiter des Geschäftsbereichs Antriebstechnik und Mitglied der Konzernleitung, beschlossen…