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Die Zahlungsbilanz der Schweiz im Jahr 2010

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Das Jahr 2010 stand im Zeichen der wirtschaftlichen Erholung im In- und Ausland. Der Ertragsbilanzüberschuss der Schweiz stieg um 25 Mrd. auf 86 Mrd. Franken; dies entsprach 16% des Bruttoinlandproduktes. Bestimmend für den Anstieg waren die Nettoerträge aus Direktinvestitionen: Während die verbesserte Ertragslage der Tochterunternehmen im Ausland zu höheren Einnahmen aus Direktinvestitionen führte, gingen die entsprechenden Ausgaben – d.h. die Erträge auf ausländischen Direktinvestitionen in der Schweiz – zurück. Insgesamt stieg der Einnahmenüberschuss der Kapitalerträge um 23 Mrd. auf 49 Mrd. Franken. Die Einnahmen aus Exporten von Waren und Diensten nahmen zu (+8% bzw. +5%). Das gleiche gilt für die Ausgaben für Importe von Waren (+11%). Im Gegensatz dazu gingen die Ausgaben für den Bezug von Diensten aus dem Ausland leicht zurück (– 2%). Insgesamt resultierte im Aussenhandel mit Waren und Diensten ein Einnahmenüberschuss von 64 Mrd. Franken (2009: 63 Mrd. Franken).

Im Kapitalverkehr ergab sich ein Nettokapitalexport von 92 Mrd. Franken, verglichen mit 25 Mrd. Franken im Vorjahr. Der Kapitalverkehr wurde massgeblich durch Transaktionen der Nationalbank bestimmt. Einerseits erhöhte die Nationalbank die Währungsreserven auf Transaktionsbasis gerechnet um 138 Mrd. Franken (Vorjahr: 47 Mrd. Franken), was zu entsprechenden Kapitalexporten führte. Andererseits resultierten aus dem Abbau von Swap- und Repogeschäften mit Zentralbanken und Geschäftsbanken im Ausland Kapitalimporte von 31 Mrd. Franken. Auch die hohen Nettokapitalimporte bei den Portfolioinvestitionen (31 Mrd. Franken) standen in Zusammenhang mit der Nationalbank: Ausländische Investoren erwarben in grossem Umfang die von der Nationalbank emittierten Geldmarktpapiere (SNB-Bills). Bei den Direktinvestitionen resultierte ein Nettokapitalexport von 35 Mrd. Franken. Zum einen reinvestierten die schweizerischen Direktinvestoren die Gewinne, die sie in ihren Tochterunternehmen im Ausland erzielten, zum anderen zogen ausländische Investoren Mittel aus Tochterunternehmen in der Schweiz ab. Im Kredit- und Einlagengeschäft der Geschäftsbanken ergab sich ein Nettokapitalimport von 15 Mrd. Franken.

Ertragsbilanz
Der Aussenhandel erholte sich vom Einbruch des Vorjahres. Im Warenhandel (Spezialhandel) stiegen die Einnahmen aus Exporten trotz der hohen Bewertung des Frankens um 7%. Die Exporte der Metallindustrie, die im Vorjahr besonders stark eingebrochen waren, erholten sich am deutlichsten (+21%). Die Ausgaben für Importe wuchsen mit 9% stärker als die Einnahmen aus Exporten. Dabei verzeichneten die Einfuhren von Rohstoffen und Halbfabrikaten sowie von Energieträgern die kräftigste Zunahme. Der Überschuss des Warenhandels (Spezialhandel) nahm um eine Milliarde auf 19 Mrd. Franken ab.

Im grenzüberschreitenden Dienstleistungshandel nahmen die Einnahmen um 5% zu. Ausschlaggebend dafür waren um ein Drittel höhere Einnahmen aus Transithandelsgeschäften von 20 Mrd. Franken. Ursache dafür waren höhere Rohstoffpreise und die Verlagerung von Geschäftstätigkeiten in die Schweiz. Die Einnahmen aus dem Tourismus sowie aus den Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum (z.B. Lizenzen und Patenten) nahmen weniger ausgeprägt zu. Die Einnahmen aus Finanzdiensten der Banken gingen weiter zurück und betrugen 16 Mrd. Franken; sie sind seit drei Jahren rückläufig. Die Ausgaben für Auslandreisen, für Finanzdienste der Banken sowie für Gebühren für die Nutzung von Lizenzen und Patenten waren geringer als vor Jahresfrist. Einzig für Transportdienste wurde mehr ausgegeben als im Vorjahr. Der Überschuss im Dienstleistungshandel erhöhte sich um 5 Mrd. auf 51 Mrd. Franken.

Die Erträge aus Direktinvestitionen im Ausland (Einnahmen) stiegen um 19 Mrd. auf 72 Mrd. Franken an; ähnliche hohe Einnahmen waren letztmals 2005/2006 erreicht worden. In den meisten Branchen verbesserte sich die Ertragslage der ausländischen Tochtergesellschaften. Die Erträge aus Direktinvestitionen in der Schweiz (Ausgaben) gingen hingegen zurück, und zwar von 38 Mrd. auf 35 Mrd. Franken. Ausschlaggebend dafür waren geringere reinvestierte Erträge (einbehaltene Gewinne) der Finanz- und Holdinggesellschaften in der Schweiz. Die Erträge aus Portfolioanlagen nahmen in beiden Richtungen zu, nachdem sie im Vorjahr ausserordentlich niedrig ausgefallen waren. Bei den Erträgen aus übrigen Anlagen sanken sowohl die Einnahmen als auch die Ausgaben, wobei der Rückgang bei den Ausgaben ausgeprägter ausfiel. Ausschlaggebend dafür waren tiefere Zinssätze und geringere Kapitalbestände, was zu kleineren Erträgen im Zinsgeschäft der Banken führte. Der Einnahmenüberschuss bei den Kapitalerträgen stieg insgesamt um 23 Mrd. auf 49 Mrd. Franken. Er war damit auch bestimmend für den starken Anstieg des Überschusses der Ertragsbilanz um 25 Mrd. auf 86 Mrd. Franken.

Kapitalverkehr
Die Direktinvestitionen im Ausland (Kapitalexporte) stiegen von 30 Mrd. auf 40 Mrd. Franken. Die schweizerischen Unternehmen investierten vor allem in bereits bestehende Tochtergesellschaften im Ausland. An erster Stelle standen die Versicherungen, gefolgt von Finanz- und Holdinggesellschaften, doch auch die Banken investierten beträchtliche Mittel im Ausland. Die Direktinvestitionen flossen vor allem in die Vereinigten Staaten und nach Mittel- und Südamerika. Aus der EU zogen Schweizer Unternehmen jedoch Mittel in beträchtlichem Umfang ab. Die ausländischen Direktinvestitionen in der Schweiz (Kapitalimporte) beliefen sich auf 5 Mrd. Franken. Dabei reinvestierten die ausländischen Investoren in der Schweiz erzielte Gewinne und gewährten Kredite an ihre Tochtergesellschaften. Gleichzeitig wurden jedoch Desinvestitionen vorgenommen, vor allem von Unternehmen aus der EU.

Bei den Portfolioinvestitionen verkauften die schweizerischen Investoren erstmals mehr Wertpapiere ausländischer Emittenten, als sie erwarben (Portfolioinvestitionen im Ausland). Netto flossen 8 Mrd. Franken in die Schweiz. Grund dafür waren Verkäufe von ausländischen Geldmarktpapieren, deren Volumen höher war als die Investitionen in Aktien und Anleihen. Die ausländischen Anleger kauften netto Wertpapiere schweizerischer Emittenten für 23 Mrd. Franken (Portfolioinvestitionen in der Schweiz). Dabei kauften sie vor allem Geldmarktpapiere, namentlich SNB-Bills.

Die Banken bauten ihre Forderungen und Verpflichtungen gegenüber Banken im Ausland weiter ab. Netto ergab sich im Interbankengeschäft ein Kapitalimport von 19 Mrd. Franken. Im Geschäft mit Kunden im Ausland resultierte ein Nettokapitalexport von 3 Mrd. Franken. Dabei gewährten die Banken erstmals seit 2008 netto wieder Kredite an ausländische Kunden. Die Nationalbank baute ihre Swap- und Repogeschäfte mit Zentralbanken und Geschäftsbanken im Ausland weiter ab. Daraus resultierte ein Kapitalimport von 31 Mrd. Franken. Da die Nationalbank in grossem Umfang Devisenkäufe tätigte, erhöhten sich die Währungsreserven auf Transaktionsbasis gerechnet um 138 Mrd. Franken (Kapitalexporte).

Tabellen siehe Originaltext.

Quelle: SNB

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