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SCHMOLZ+BICKENBACH in weiterhin schwierigem Marktumfeld

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Wahl von Johannes Nonn zum neuen CEO und Hans-Jürgen Wiecha zum neuen CFO
Der Verwaltungsrat der SCHMOLZ+BICKENBACH AG, Emmen LU, hat Johannes Nonn (Jahrgang 1965) zum neuen CEO und Hans-Jürgen Wiecha (Jahrgang 1962) zum neuen CFO des Unternehmens gewählt. Die beiden übernehmen ihre neuen Funktionen zum 1. Februar 2013. Marcel Imhof, der als langjähriger COO den Konzern nach dem Ausscheiden des früheren CEO im Juni dieses Jahres interimistisch führt, wird ihre Einführung in die neuen Aufgaben noch begleiten und dann seine operativen Funktionen nach über 35jähriger Zugehörigkeit zur Unternehmensgruppe altershalber abgeben. Der interimistisch als CFO agierende Oliver Karst wird weiterhin in verantwortlicher Stellung im Konzern tätig sein. „Der Verwaltungsrat ist glücklich, die Führung des Konzerns nach einem sorgfältig geführten Auswahlprozess in die Hände von zwei fachlich und menschlich hoch qualifizierten Persönlichkeiten legen zu können“, kommentiert Verwaltungsratspräsident Hans-Peter Zehnder die Erneuerung der Konzernleitung. „Der Verwaltungsrat dankt Marcel Imhof und Oliver Karst für deren ausserordentlichen und erfolgreichen Einsatz in der Übergangsphase. Zusammen mit der neuen Führungsgeneration werden wir nun wie vorgesehen die Neuausrichtung der Führungsorganisation und der Unternehmenskultur vorantreiben“.

Der neu ernannte CEO, Johannes Nonn ist seit 2010 als Vorstandsmitglied der im deutschen MDAX notierten Salzgitter AG für den Unternehmensbereich Stahl zuständig. Er ist in dieser Funktion verantwortlich für einen Umsatz von rund EUR 4 Mrd. und rund 8‘500 Mitarbeitende. Von 2002 bis 2009 leitete Herr Nonn die Ressorts Vertrieb, Supply Chain Management und Logistik der Salzgitter Flachstahl GmbH, zuerst als Mitglied der Geschäftsführung, ab 2006 als Vorsitzender der Geschäftsführung und als Mitglied des Vorstands der Salzgitter Stahl GmbH. Seine Karriere startete Herr Nonn 1991 bei VIAG, und war bis 2002 in diversen Funktionen innerhalb der VIAG/Klöckner-Gruppe tätig.

Johannes Nonn schloss sein Studium 1991 als Diplom-Wirtschaftsingenieur an der Universität Kaiserslautern ab. Er verfügt nach seiner bisherigen Karriere über hervorragende Kenntnisse der Stahlindustrie und über langjährige Erfahrungen im kundenorientierten und prozessoptimierten Auf- und Ausbau der Geschäfte.

Der zum neuen CFO gewählte Hans-Jürgen Wiecha ist seit 2005 CFO der im deutschen MDAX notierten Gerresheimer AG. Die Gesellschaft erzielt einen Umsatz von rund EUR 1.2 Mrd. und beschäftigt rund 11‘000 Mitarbeitende. Herr Wiecha kam im Jahr 2000 als Director Corporate Finance, zuständig für Treasury, Rechnungswesen und Steuern, zur Gerresheimer. 2004 wurde er zum Generalbevollmächtigten ernannt und seine Zuständigkeit um Mergers&Acquisitions erweitert. Zuvor war Herr Wiecha sieben Jahre in mehreren verantwortlichen Positionen im VEBA ÖL AG-Konzern tätig, zuletzt als Bereichsmanager für Controlling, Accounting und Treasury. Seine berufliche Karriere startete er 1989 bei der heutigen PricewaterhouseCoopers.

Hans-Jürgen Wiecha schloss sein Studium 1989 als Diplom-Kaufmann an der Universität Siegen ab. Dank seiner bisherigen Karriere verfügt er über umfangreiche fachliche Kenntnisse und Erfahrungen als Finanzvorstand.

Geschäftsentwicklung
Die Geschäftsentwicklung stand in den ersten neun Monaten des Jahres 2012 im Zeichen einer sich abschwächenden Weltkonjunktur. Insbesondere die Staatsschuldenkrise und die daraus im Laufe des Jahres entstandenen zunehmend unsicheren Marktbedingungen in Europa sowie der kontinuierliche Preisdruck für Stahlprodukte haben zu einer unbefriedigenden Umsatz- und Ergebnisentwicklung geführt. Im nordamerikanischen Markt hat sich das Geschäft hingegen insbesondere im ersten Halbjahr positiv entwickelt, konnte die Mengen- und Margenverluste in Europa jedoch nicht kompensieren.

Das dritte Quartal weist saisonal bedingt grundsätzlich eine schwächere Umsatz- und Ergebnisentwicklung auf als die anderen Quartale. So liegen die Absatzmenge mit 469 Kilotonnen (Q1 2012: 608 Kilotonnen, Q2 2012: 526 Kilotonnen) und die Umsatzerlöse mit EUR 832.0 Mio. (Q1 2012: EUR 1‘027.1 Mio., Q2 2012: EUR 947.8 Mio.) wegen der Werksferien in den Sommermonaten erwartungsgemäss unter den Werten der ersten zwei Quartale. Im Vergleich zum dritten Quartal des Vorjahres reduzierten sich Absatzmenge und Umsatzerlöse jedoch ebenfalls um 9.5% bzw. 10.9%.

Die Umsatzentwicklung für die ersten neun Monate des Jahres 2012 fiel in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich aus. So mussten in Europa (und insbesondere in Deutschland) insgesamt Umsatzeinbussen von 11.5% hingenommen werden, während in Nordamerika und den übrigen Regionen eine deutliche Umsatzsteigerung von 26.8% bzw. 11.6% erzielt werden konnte.

Ebenso unterschiedlich fiel die Absatz- und Umsatzentwicklung in den einzelnen Produktgruppen aus. Im Bereich des Rost-, säure- und hitzebeständigen (RSH-)Stahls konnte das Volumen mit -1.6% gegenüber dem Vorjahreszeitraum annähernd stabil gehalten werden. Dies ist im Wesentlichen auf die durch den Export getriebene gute Auftragslage der deutschen Automobilhersteller zurückzuführen, welche den Abwärtstrend der südeuropäischen Automobilindustrie bisher nahezu auffangen konnte. Der Preisrückgang bei den Legierungselementen liess den Umsatz mit RSH-Stahl jedoch um 7.4% sinken. Beim Werkzeugstahl ist der Absatz trotz der Volumensteigerung im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme des neuen Werks von A. Finkl & Sons Co. (US) wegen der verhaltenen Nachfrage des Maschinenbaus in Europa um insgesamt 6.4% zurückgegangen. Aufgrund des verbesserten Produktmix konnten die Umsätze gegenüber dem Vergleichszeitraum mit -0.5% dennoch nahezu stabil gehalten werden. Beim Edelbaustahl waren sowohl beim Absatz (-9.1%) als auch beim Umsatz (-9.3%) die grössten Rückgänge zu verzeichnen.

Kennzahlen
Die Umsatzerlöse sanken aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Situation um 7.1% auf EUR 2‘806.9 Mio. (01.01.-30.09.2011: EUR 3‘020.7 Mio.). Die Absatzmenge lag bei 1‘603 Kilotonnen, einem Rückgang von 7.4% (01.01.-30.09.2011: 1‘731 Kilotonnen). Das betriebliche Ergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) nahm um 44.7% auf EUR 137.5 Mio. (01.01.-30.09.2011: EUR 248.6 SCHMOLZ+BICKENBACH AG, Postfach, CH-6021 Emmenbrücke, Telefon +41 41 209 50 00, www.schmolz-bickenbach.com Seite 4 Mio.) ab, während das EBITDA vor Restrukturierungsaufwand um 38.6% auf EUR 152.6 Mio. zurück ging.

Die Abschreibungen und Wertminderungen erhöhten sich durch die Inbetriebnahme des Stahlwerks von A. Finkl & Sons Co. (US) um 6.4% auf EUR 90.1 Mio. (01.01.-30.09.2011: EUR 84.7 Mio.).

Das Betriebliche Ergebnis (EBIT) beträgt EUR 47.4 Mio. und liegt 71.1% unter dem Ergebnis der Vorperiode (01.01.-30.09.2011) von EUR 163.9 Mio. Positiv entwickelte sich das Finanzergebnis dank der Ende Dezember 2011 erfolgten Neufinanzierung. Der Netto-Finanzaufwand sank um 29.7% von EUR 70.7 Mio. auf EUR 49.7 Mio. Das Konzernergebnis (EAT) musste hingegen ebenfalls einen Rückgang um EUR 89.8 Mio. auf EUR -23.9 Mio. (01.01.2011-30.09.2011: EUR 65.9 Mio.) hinnehmen.

Der Free Cash Flow beträgt EUR 101.7 Mio. (01.01.-30.09.2011: EUR 24.0 Mio.) und hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als vervierfacht. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch den umfangreichen Abbau des Net Working Capital im dritten Quartal 2012, womit die Nettofinanzverbindlichkeiten gegenüber dem 30. Juni 2012 (EUR 912.1 Mio.) um EUR 90.7 Mio. auf EUR 821.4 Mio. und um EUR 39.0 Mio. gegenüber dem 31. Dezember 2011 (EUR 860.4 Mio.) reduziert werden konnte. Damit stehen dem Konzern bei Finanzierungslinien von insgesamt EUR 1‘250 Mio. per 30. September 2012 ausreichend freie Kreditlinien zur Verfügung. Die Bilanzsumme (EUR 2‘630.7 Mio.) reduzierte sich gegenüber dem 31. Dezember 2011 (EUR 2‘730.6 Mio.) leicht. Das Eigenkapital sank aufgrund des negativen Konzernergebnisses, höherer versicherungsmathematischer Verluste aus der Pensionsbewertung und der im zweiten Quartal 2012 geleisteten Dividendenzahlung auf EUR 795.0 Mio. (31. Dezember 2011: EUR 844.2 Mio.). Trotz der tieferen Bilanzsumme verringerte sich der Eigenkapitalanteil leicht auf 30.2% (31. Dezember 2011: 30.9%).

Die Investitionen sind gegenüber der Vorjahresperiode um 9.2% auf EUR 85.4 Mio. (01.01.- 30.09.2011: EUR 78.2 Mio.) gestiegen, liegen damit aber weiter unterhalb des Niveaus der Abschreibungen und Wertminderungen.

Die Zahl der Mitarbeiter ist gegenüber dem 31. Dezember 2011 (10‘332 Mitarbeiter) vor allem aufgrund des Personalaufbaus in Nordamerika sowie aufstrebenden Märkten auf 10‘365 leicht angestiegen, jedoch tiefer als zum 30. Juni 2012 (10‘447 Mitarbeiter).

Restrukturierungen werden plangemäss weitergeführt
Auf die niedrigere Auftragslage wurde in den betroffenen Geschäftsbereichen bereits mit einem umfassenden Restrukturierungs- und Kosteneinsparungsprogramm reagiert, um die Gewinnschwelle der Gesellschaften nachhaltig abzusenken. Die zum Halbjahr angekündigten Restrukturierungsmassnahmen werden plangemäss durchgeführt. Zusätzliche Kostensenkungsprojekte wurden über die ganze Unternehmensgruppe initiiert. Die eingeleiteten Restrukturierungs- und Kosteneinsparungsmassnahmen werden sich teilweise im laufenden SCHMOLZ+BICKENBACH AG, Postfach, CH-6021 Emmenbrücke, Telefon +41 41 209 50 00, www.schmolz-bickenbach.com Seite 5 Geschäftsjahr, vollumfänglich aber erst in den Folgejahren in unserer Ertragsentwicklung widerspiegeln.

Geschäftsführung Deutsche Edelstahlwerke GmbH
Jürgen Horsthofer, CEO der Deutsche Edelstahlwerke GmbH (DEW), verlässt das Unternehmen auf eigenen Wunsch per 31. Dezember 2012. Dem Aufsichtsrat der DEW wird vorgeschlagen, dass Johannes Nonn, designierter CEO der SCHMOLZ+BICKENBACH AG, per 1. Februar 2013 interimistisch den Vorsitz der Geschäftsführung dieser grössten operativen Einheit des Konzerns übernimmt. Die bisherigen Geschäftsführungsmitglieder Dirk Wallesch (Controlling), Jürgen Alex (Technik) und Burkhard Hartmann (Personal) behalten ihre Funktionen. Zusätzlich wird dem Aufsichtsrat der DEW beantragt, Martin Löwendick (Jahrgang 1972) in die Geschäftsführung der DEW, zuständig für das Resort Vertrieb, zu berufen. Martin Löwendick steht seit 2010 als Leiter des Bereichs Business Development in den Diensten der SCHMOLZ+BICKENBACH. Vorher war er 11 Jahre als Berater bei McKinsey tätig. In dieser Funktion hat er die DEW in verschiedenen Projekten beraten. Derzeit ist er Aufsichtsratsmitglied der DEW und Mitglied des Lenkungskreises des sich bei der DEW in Umsetzung befindlichen Restrukturierungsprogramms.

Ausblick
Das eingetrübte Marktumfeld führt nach wie vor zu einer abwartenden Haltung auf Kundenseite, welche sich in Verschiebungen von Bestellungen und zeitlichen Verzögerungen bei der Auslieferung an die Abnehmer äussert. In den für SCHMOLZ+BICKENBACH wichtigen Märkten hat sich die konjunkturelle Entwicklung in den letzten Monaten nochmals deutlich abgeschwächt. Daher wird erwartet, dass sich die Absatzmengen und Umsatzerlöse im Geschäftsjahr 2012 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt rückläufig entwickeln. Für das Gesamtjahr 2012 wird mit einem deutlichen Rückgang beim EBITDA gegenüber dem Vorjahr gerechnet. Bei einem weiterhin stabilen Schrott- und Legierungspreisniveau gehen wir davon aus, in 2012 ein EBITDA vor Restrukturierungsaufwand oberhalb von EUR 150 Mio. zu erzielen. In Anbetracht dieses schwierigen Marktumfeldes geht SCHMOLZ+BICKENBACH für das Gesamtjahr von einem negativen Ergebnis vor Steuern aus.

Aufgrund des konjunkturell bedingten Ergebnisrückgangs wird zum Jahresende mit einer Verschlechterung einzelner Finanzkennzahlen gerechnet, die als Financial Covenant in einzelnen Finanzierungsvereinbarungen definiert sind. Aus diesem Grunde haben wir proaktiv Verhandlungen mit den kreditgebenden Banken aufgenommen und im November eine Aussetzung der Überprüfung der Einhaltung der bestehenden Financial Covenants per 31. Dezember 2012 erreicht.

 

Über SCHMOLZ+BICKENBACH
SCHMOLZ+BICKENBACH wurde im Jahr 1919 von Arthur Schmolz und Oswald Bickenbach in Düsseldorf gegründet und firmiert seit 1937 unter dem Doppelnamen, der seither für Stahl-Tradition steht. Seit der Übernahme der damaligen Swiss Steel AG im Jahre 2003 ist SCHMOLZ+BICKENBACH an der Schweizer Börse kotiert (SIX-Kürzel: STLN). Die SCHMOLZ+BICKENBACH Gruppe ist heute der grösste Hersteller, Verarbeiter und Distributor von Edelstahl-Langprodukten weltweit. Insgesamt sind ca. 10.000 Mitarbeiter für die Gruppe tätig. Als Produzent ist SCHMOLZ+BICKENBACH weltweit die Nummer 1 sowohl bei rostfreien Langstählen als auch bei den Werkzeugstählen und gehört zu den zehn grössten Unternehmen für legierte und hochlegierte Qualitäts- und Edelbaustähle.

Quelle: SCHMOLZ+BICKENBACH

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