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Meyer Burger: Jahresergebnis 2021 spiegelt erfolgreichen Wandel zum PV-Zellen- und -Modulhersteller wider

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  • Der russische Angriff auf die Ukraine führt zu tiefgreifenden Veränderungen in der zukünftigen internationalen Energieversorgung. Ein beschleunigter Ausbau der erneuerbaren Energien in den für Meyer Burger relevanten Märkten ist deshalb unbedingt nötig. Gleichzeitig muss auch strategische Unabhängigkeit durch lokale Solarzellen- und Solarmodulproduktion angestrebt werden.
  • Die Finanzergebnisse für das Transformationsjahr 2021 spiegeln auch die operativen Herausforderungen im vergangenen Jahr wider.
  • Die Bilanzsumme erhöhte sich auf insgesamt CHF 492,7 Millionen, während der Nettoumsatz auf CHF 39,9 Millionen zurückging. Daraus resultierte ein EBITDA von CHF -72,5 Millionen und ein Jahresergebnis von CHF -100,5 Millionen. Der Bestand flüssiger Mittel betrug per Ende Jahr CHF 231,4 Millionen
  • An den Standorten in Thalheim und Freiberg (D) sowie Goodyear (Arizona/USA) wird die Kapazität für Zellen und Module gegenwärtig auf 1,4 Gigawatt (GW) ausgebaut.
  • Angesichts der starken Kundennachfrage und des vorteilhaften politischen Umfelds arbeitet Meyer Burger nun an einer Beschleunigung der Expansionspläne, getrieben durch schnelleres Wachstum im Bereich Grossanlagen. Dazu strebt Meyer Burger langfristige Abnahmevereinbarungen mit einem Investitionsbeitrag seitens der Abnehmer an. Das Unternehmen hat eine entsprechende Absichtserklärung mit einem grossen US-amerikanischen Projektentwickler geschlossen.

Seine strategischen Ziele für 2021 hat Meyer Burger erreicht: Die Zell- und Modulproduktionsstandorte in Thalheim (Bitterfeld-Wolfen, Sachsen-Anhalt, Deutschland) und Freiberg (Sachsen, Deutschland) sowie der erfolgreiche Markteintritt. Das Unternehmen hat sich erfolgreich von einem Hightech-Produktionsausrüster zu einem integrierten Hersteller von Hochleistungs-Solarzellen und -modulen gewandelt. Dies war dank des geschützten Geschäftsmodells und technologischer Autonomie möglich. Auch wenn die derzeitige wirtschaftliche und politische Situation global sehr herausfordernd ist: Sie hat die Dynamik für die Photovoltaik im Allgemeinen stark erhöht und zu einer Wiederbelebung der europäischen und amerikanischen Photovoltaikindustrie geführt.

Übergangsphase und Hochfahren der Produktion schlagen sich in Finanzergebnissen nieder
Die Ergebnisse des Finanzjahres 2021 spiegeln die Transformation des Geschäftsmodells wider. Der konsolidierte Nettoumsatz sank auf CHF 39,9 Millionen (2020: CHF 90,5 Millionen), wovon CHF 8,8 Millionen aus dem ersten Verkauf von 20 Megawatt (MW) an PV-Modulen stammen. Das Betriebsergebnis nach Kosten für Produkte und Dienstleistungen betrug CHF 29,2 Millionen (2020: CHF 37,9 Millionen).

Mit dem Hochfahren der Produktion erhöhte sich die Anzahl der Mitarbeitenden, was zu einem Personalaufwand von CHF 60,4 Millionen (2020: 53.9 Millionen) führte. Der Betriebsaufwand stieg auf CHF 41,2 Millionen (2020: 28,5 Millionen). Dies ist in erster Linie auf zusätzliche neue Infrastrukturkosten wie Miete und Energie, Marketingausgaben sowie Gebühren und Aufwendungen im Zusammenhang mit der Finanzierung im Jahr 2021 zurückzuführen. Das EBITDA lag bei CHF -72,5 Millionen (2020: CHF -44,6 Millionen). Die neuen Produktionsanlagen wirken sich erst ab dem zweiten Halbjahr 2021 auf die Abschreibungen aus. Entsprechend lag das EBIT bei CHF -85,3 Millionen (2020: CHF -58,1) und das Nettoergebnis bei CHF -100,5 Millionen (2020: CHF -64,5 Millionen, was CHF -0,04 pro Aktie entspricht (2020: CHF -0,04).

Per 31. Dezember 2021 erhöhte sich die Bilanzsumme auf insgesamt CHF 492,7 (31. Dezember 2020: CHF 296,8 Millionen). Darin spiegeln sich die Investitionen in das Hochfahren der beiden neuen Fabriken sowie die erfolgreich durchgeführten Finanzierungsmassnahmen wider. Die Gruppe wies einen soliden Bestand flüssiger Mittel von CHF 231,4 Millionen auf (2020: CHF 139,8 Millionen), der zur Finanzierung der notwendigen weiteren Investitionen zur Verfügung steht. Das Umlaufvermögen verblieb praktisch unverändert bei CHF 33,4 Millionen (2020: CHF 32,7 Millionen). Höhere Vorräte gleichen die höheren Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen im Vergleich zu 2020 ungefähr aus.

Rund 30 Direktkunden und mehr als 500 registrierte Installateure
Die Nachfrage im Segment der Dachanlagen für Wohn- und Kleingewerbehäuser, Meyer Burgers momentaner Hauptfokus, hat sich stark entwickelt. Das Auftragsbuch ist fast für das gesamte erste Halbjahr 2022 gefüllt, und die Preise entsprechen den Erwartungen. Vom ersten Produktionstag an erfüllten die Module höchste Qualitätsanforderungen. Meyer Burger wird von Händlern, Installateuren und Kunden als Premium-Marke anerkannt und ist in seinen Kernmärkten bereits gut positioniert. Besonders stark ist die Nachfrage auf dem Schweizer Heimatmarkt. Das inzwischen über 45 Personen starke Vertriebs- und Marketingteam vertritt das Unternehmen in den relevantesten europäischen Märkten und in den USA. Allein in Europa betreut es rund 30 Direktkunden und über 500 registrierte Installateure.

Verzögerungen im Hochfahren der Produktion
Die COVID-19-Pandemie hat die Transformation und das Hochfahren der Produktion erheblich beeinträchtigt. Kurzfristige, unerwartete Lieferengpässe verzögerten den Produktionsstart im Sommer 2021. Die Personalausfälle waren deutlich höher als üblich: Meyer Burger war gezwungen, den Ausstoss der neuen Solarmodulproduktion im vierten Quartal 2021 und auch noch Anfang 2022 zu reduzieren.

Insgesamt verlief das Hochfahren der Produktion langsamer als ursprünglich erwartet. Dies beeinträchtigte die Erreichung der operativen Ziele des Unternehmens für 2021. Die entsprechenden Hochfahrkosten und die unvollständige Absorption der Produktionsgemeinkosten wirkten sich negativ auf die realisierte Bruttomarge aus.

Ausbau auf 1,4 Gigawatt und neue Produkte ab 2022
Der Ausbau auf 1,4 GW jährliche Produktionskapazität am Zellenproduktionsstandort Thalheim und 1 GW Jahreskapazität am Modulproduktionsstandort Freiberg läuft, ebenso die Planung für den Ausbau am US-amerikanischen Standort in Goodyear, Arizona. Die jährliche Produktionskapazität in den USA wird zunächst 0,4 GW betragen und soll im Jahr 2023 verfügbar werden; die bestehende Infrastruktur in Goodyear wird eine nahtlose Erweiterung auf 1,5 GW Solarmodulproduktion ermöglichen.

Das Hochfahren der Modul-Produktionskapazität am Standort Freiberg auf 1 GW soll im 4. Quartal 2022 abgeschlossen werden. Das Unternehmen erwartet zu diesem Zeitpunkt ein deutlich positives operatives Ergebnis auf Run-Rate-Basis. Unter Einberechnung der Hochfahrphasen der Produktion in Thalheim und Freiberg erwartet das Unternehmen im Jahr 2022 ein Modulvolumen von insgesamt 0,5 GW zu produzieren. Es besteht ein Restrisiko, dass Hochfahr- und Produktionspläne durch die derzeit sehr angespannte Situation auf der weltweiten Lieferkette beeinträchtigt werden. Meyer Burger arbeitet aktiv und kontinuierlich an der Reduzierung derartiger Risiken.

Für das Jahr 2022 plant Meyer Burger zudem die Lancierung neuer Produkte für Gewerbe- und Industriekunden. Die Umsetzung erster Pilotkundenprojekte für Meyer Burgers Solardachziegel wird, wie ursprünglich geplant, in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 erwartet.

Ausblick
Um die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten zu überwinden, muss der Einsatz der Photovoltaik in Europa vorangetrieben werden – und nicht nur, um den Klimawandel einzudämmen. Dass das notwendige höhere Mass an strategischer Autonomie nur mit einer starken europäischen PV-Industrie erreicht werden kann, darüber besteht zunehmend Einigkeit. Auch verlangen die Kunden zunehmend Hochleistungs-Produkte, die lokal und auf besonders nachhaltige Weise hergestellt werden.

In dem Zusammenhang blickt Meyer Burger zuversichtlich auf die nächsten, möglicherweise noch zu beschleunigenden Expansionsphasen. Als europäischer, integrierter, technologisch eigenständiger und skalierbarer PV-Spezialist ist Meyer Burger in dieser Hinsicht einzigartig positioniert. Auch der US-amerikanische Markt bietet enormes Expansionspotenzial.

Daher beschleunigt Meyer Burger seine ursprünglich kommunizierten Ausbaupläne. Diese sahen eine Ausbaupause im Jahr 2023 vor, gefolgt von einem moderaten Wachstum auf 7 GW bis 2027. Zu der neuen Strategie gehört auch die gezielte Absicherung der Lieferketten für die benötigten Materialien und Komponenten. Aufgrund der hohen Skalierbarkeit der Nachfrage im Bereich Grossanlagen beabsichtigt Meyer Burger, sein Wachstum in diesem Marktsegment zu beschleunigen.

Um das Hochfahren zu beschleunigen, strebt Meyer Burger langfristige Abnahmevereinbarungen mit grossen Projektentwicklern, unabhängigen Stromproduzenten und Energieversorgern an, die gleichzeitig einen Beitrag zu den für den Ausbau notwendigen Investitionen bei Meyer Burger leisten. Dieses potenzielle neue Modell ermöglicht es Meyer Burger, bei geringerer Kapitalintensität schneller zu skalieren.

Meyer Burger ist derzeit in Gesprächen mit mehreren interessierten Kunden für das Modell. Am 23. März 2022 unterzeichnete Meyer Burger eine Absichtserklärung (MOU) mit einem grossen US-amerikanischen Entwickler und Betreiber von erneuerbaren Energieanlagen. Die unverbindliche Absichtserklärung sieht eine mehrjährige Abnahmevereinbarung mit einem Gesamtvolumen von mehreren GW vor, für die Meyer Burger eine eigene Zell- und Modulproduktionslinie bauen würde. Gleichzeitig würde der Kunde einen Finanzierungsbeitrag zu den erforderlichen Anfangsinvestitionen sowie jährliche Vorauszahlungen für zukünftige Modullieferungen leisten.

Geschäftsbericht Meyer Burger Technology AG 2021

Quelle:
Meyer Burger Technology AG
Schorenstrasse 39
CH-3645 Gwatt (Thun), Switzerland
www.meyerburger.com

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