Der Schweizer Pavillon an der 18. Internationalen Architekturausstellung – La Biennale di Venezia wurde heute im Beisein von Bundespräsident Alain Berset und von Pro Helvetia-Direktor Philippe Bischof eröffnet. Im Gebäude von Bruno Giacometti ist bis am 26. November die Ausstellung «Neighbours» von Karin Sander und Philip Ursprung zu sehen. Im Zentrum des Projektes stehen zwei nationale Pavillons und eine zugleich verbindende wie trennende Mauer. Die Künstlerin und der Architekturhistoriker ermöglichen dem Publikum neue Perspektiven auf die territorialen Beziehungen innerhalb der Giardini der Biennale. Im Arsenale präsentiert die Hauptausstellung «The Laboratory of the Future» mit Ursula Biemann und mit dem Kollektiv Le laboratoire d’architecture zwei Schweizer Beiträge.
«Die Mauer hat den schlechten Ruf, Unterschiede zu verstärken und Missverständnisse zu fördern, indem sie Menschen voneinander trennt, obwohl ihre eigentliche Funktion nur darin besteht, Räume voneinander zu trennen. Karin Sander und Philip Ursprung kehren die Perspektive um und entfachen eine spannende Debatte: Gibt es nichts, was uns näher ist als das, was sich auf der anderen Seite der Mauer befindet?», fragte Bundespräsident Alain Berset in seiner Rede.
Philippe Bischof, Direktor von Pro Helvetia, erklärte: «Laboratorien erforschen bestimmte Zeiten und ihre Bedeutung fürs Heute. Das Projekt von Sander/Ursprung ist auf subtile Art politisch, indem es aufzeigt, wie räumliche, bauliche und nationale Nachbarschaften ihre Bedeutung verändern können. Es zeigt auch, dass Architektur nicht neutral ist, sondern Teil der Weltgeschichte.»
Das Projekt «Neighbours»
Nach einem offenen Wettbewerb hat die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia die Künstlerin Karin Sander und den Architekturhistoriker Philip Ursprung, die beide eine Professur an der ETH Zürich innehaben, mit der Ausstellung für die 18. Architekturbiennale beauftragt. Ihr Projekt «Neighbours» untersucht die räumliche und bauliche Nähe des Schweizer Pavillons zu seinem venezolanischen Nachbarn.
Im Manifest zur Ausstellung schreiben die Künstlerin und der Architekturhistoriker:
«Statt als Hintergrund für eine Ausstellung zu dienen, statt etwas anderes zu zeigen, stellt der Schweizer Pavillon dieses Jahr sich selbst und die Beziehungen zu seiner unmittelbaren Umgebung aus. „Neighbours“ handelt von der Verbindung der Pavillons der Schweiz (1951–52, Bruno Giacometti) und Venezuelas (1954–56, Carlo Scarpa). (…) Wir sehen die beiden Pavillons als eine räumliche Kontinuität. (…) Der Wettbewerb zwischen Pavillons ist ein Relikt aus der Vergangenheit. Die Fixierung auf die nationale Repräsentation hat unseren Horizont verengt. Wir lernen nur durch den Kontakt mit anderen. Die Pavillons, wie wir alle, sollen mehr füreinander Sorge tragen.»
Das Projektteam
Karin Sander ist Künstlerin und Professorin für Kunst und Architektur und Philip Ursprung Professor für Kunst und Architektur, beide an der ETH Zürich. Sander und Ursprung werden in der Umsetzung des Projekts «Neighbours» von der Managing Curator Sassa Trülzsch, vom Projektleiter Tobias Becker und von der Forscherin Berit Seidel unterstützt.
Zwei Schweizer Beiträge in der Hauptausstellung «The Laboratory of the Future
»Auf Einladung der Kuratorin Lesley Lokko werden die Schweizer Künstlerin Ursula Biemann (Zürich) und das Kollektiv Le laboratoire d’architecture (Vanessa Lacaille und Mounir Ayoub, Genf) – welches die Schweiz an der Biennale Architettura 2021 vertrat – in der Sektion Dangerous Liaisons ausstellen. Die beiden Projekte beschäftigen sich in einer experimentellen Perspektive mit der Dekolonisierung von Wissen und Produktion. Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia unterstützt beide Beiträge.
Quelle:
Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia
https://prohelvetia.ch