Vom Traum zum Albtraum des Eigenheims?

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Die aktuelle Finanzkrise wird oft bei den Banken generell und bei den Boni im Speziellen gesehen. Es ist unbestritten, dass die Banken ihren Teil an der Verantwortung an der Krise tragen. In der öffentlichen Diskussion wird jedoch gern ausgeblendet, dass die Saat der Krise nicht von den Banken, sondern ausgerechnet vom Staat gesät wurde. Die Diskussion um eine angemessene Regulierung des Finanzsystems ist angebracht, darf aber den Blick nicht von der eigentlichen Ursache des Problems ablenken. Wie das?

Die Verschuldung des privaten Konsumenten in den USA ist nicht etwa ein «genetischer Fingerabdruck» der Amerikaner, sondern setzte erst Mitte der 90er Jahre im grossen Stil ein. Dies ist kein Zufall. In dieser Zeit setzte sich der damalige Präsident Clinton stark für eine staatliche Förderung des Eigenheimbesitzes ein. Ab 1996 begannen die US-Immobilienpreise rasant zu steigen. Die staatsnahen Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac konnten dank damals impliziter – heute sogar expliziter – Staatsgarantie zu besonders günstigen Konditionen Hypotheken vergeben. Die privaten Haushalte begannen sich zu verschulden.

Per Ende 2008 betrug die Verschuldung der privaten Haushalte in den Vereinigten Staaten 96% des Bruttoinlandproduktes. Richtet man nun den Blick auf die Schweiz ergibt sich folgendes erstaunliche Bild: Gemäss einer Studie von McKinsey Global Institute beträgt die private Verschuldung in der Schweiz sogar 118% des Bruttoinlandproduktes. Die SNB hat kürzlich darauf hingewiesen, dass das Volumen der Hypotheken in der Schweiz auf rund 700 Mrd. Franken gestiegen sei. Gründe hierfür liegen vor allem in der steuerlichen Begünstigung der Hypothekarschulden. Das Platzen der US-Immobilienpreisblase ab 2007 hat bei vielen Amerikanern dazu geführt, dass der Traum vom Eigenheim zum Albtraum wurde. Denn die hohe Hypothekarverschuldung zwang viele Hausbesitzer zum Verkauf ihres Heims oder sie überliessen es gar der Bank, als die Schulden grösser als der Wert des Hauses wurden. Ist in der Schweiz Ähnliches zu befürchten? Zurzeit sieht es erfreulicherweise nicht danach aus. Dies hängt in erster Linie mit der moderaten Preisentwicklung des Schweizer Immobilienmarktes seit der Immobilienkrise anfangs der 90er Jahre zusammen. Die aktuellen Durchschnittspreise für Einfamilienhäuser liegen erst wieder auf dem Niveau von Anfang der 90er Jahre. Zudem dürften die Zinsen in der Schweiz noch einige Zeit tief bleiben. Die SNB hat aufgrund des festen Frankens keinen Anlass zur Eile. Von einer Preisblase am Schweizer Immobilienmarkt kann somit – zumindest im Schweizerischen Durchschnitt – nicht die Rede sein. Dennoch gilt es die Situation aufmerksam zu verfolgen.

Quelle: Vontobel

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