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„Don’t fight the Fed!“ – zumindest nicht vorläufig

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Seit den Bemerkungen des US-Notenbankchefs Bernanke am 27. August diesen Jahres, wonach er wenn nötig alle Möglichkeiten zur Unterstützung der Konjunktur – auch Käufe von Staatsanleihen mittels Notenpresse – einsetzen werde, reagierten die Marktteilnehmer entsprechend: die Zinsen für Staatsobligationen fielen weiter, Aktien performten und der US-Dollar verlor weitere 5% an Wert. Der Hauptgrund für das erneute „Quantitative Easing“ (QE2), liegt zum einen im dualen Ziel der amerikanischen Notenbank, die Arbeitslosigkeit bei gleichzeitiger Einhaltung der Preisstabilität zu bekämpfen. Beides ist in den Augen des US-Fed nicht erfüllt: die Arbeitslosigkeit liegt weiterhin bei rund 10% und die Inflation ist so tief, dass das Fed eine Deflation befürchtet. Angesichts der prekären Staatsfinanzen und des politischen Stimmungswandels zu Gunsten der Republikaner, sind andererseits weitere fiskalische Stimulierungspakete kaum mehr durchzusetzen.

Wie sollen die gesteckten Ziele durch eine erneute Expansion der Geldpolitik erreicht werden? Allgemein gilt, dass Zinssenkungen durch die Notenbank zu tieferen Marktzinsen führen und so die Kreditnachfrage und die Konjunktur stimuliert werden. Gegenwärtig sind die kurzfristigen Zinsen jedoch bereits nahe bei Null und die Zinsen für 10-jährige Staatsanleihen sind in diesem Jahr nochmals auf zum Teil historische Tiefststände gefallen: 1.5% in der Schweiz, 2.5% in Euroland und den USA. Die Zinsen können selbstverständlich noch weiter fallen, aber unsicher bleibt, ob dies die Arbeitslosigkeit nachhaltig beeinflussen wird. Denn solange der private Sektor seine Schulden reduziert, wird er kaum neue Kredite aufnehmen. Die Wirkung des ersten QE-Paketes 2008 war sehr positiv, da die Zinsen relativ hoch waren und in der Folge stark fielen. Dieses erste Paket ist auch deshalb zu rechtfertigen, da es damals um das Überleben des Finanzsystems und um das Verhindern einer grossen Depression ging.

Es gibt noch weitere mögliche Wirkungsmechanismen des QE. Der Anteil der Schulden in der Bilanz eines privaten Haushalts kann nicht nur durch Rückzahlung von Schulden reduziert werden, sondern auch indem andere Aktiva wie Aktien, Immobilien oder Obligationen an Wert gewinnen bzw. indem die private Bilanz aufgebläht wird. Dies bedeutet allerdings, dass die Notenbank die Aktien-, Immobilien und Obligationenmärkte aktiv steuert. Dies wäre eine neue und mit Risiken behaftete Dimension der Geldpolitik. Ein letzter möglicher Effekt des QE besteht in der Schwächung der eigenen Währung zur Ankurbelung der Exporte. Auch dies kann vorübergehend funktionieren. Andere Länder können dadurch gezwungen werden, ebenfalls ihre Währungen zu schwächen. Dies lässt sich bereits erkennen, denn Japan, die Schweiz, Brasilien und andere Länder haben erste Schritte zur Schwächung der eigenen Währung unternommen.

Der längerfristige Erfolg dieser expansiven Geldpolitik wird sich somit erst noch beweisen müssen. In den kommenden Monaten gehen wir jedoch davon aus, dass die gewünschten Wirkungen eintreffen. Wie heisst es doch so schön: „Don’t fight the Fed! – Kämpfe nicht gegen das Fed!“ – zumindest nicht vorläufig.

Quelle: Vontobel

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