Das Nagra-Konzept löst das Problem nicht

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Gewisse Atommüll-Teilchen strahlen über einen Zeitraum von gut 1 Million Jahre. Diese enorme Zeitspanne macht es schwierig, einen angemessenen Umgang mit dem Atommüll zu finden. Die Nagra hat zwar ein Konzept vorgelegt, doch bleiben relevante Fragen unbeantwortet.

Zu viele offene Fragen Die technischen und gesellschaftlichen Herausforderungen an ein Atommülllager sind immens. Viele elementare Unklarheiten wurden im Nagra-Konzept nicht beseitigt: Wie soll kontrolliert werden, wie sich das Lager über die Zeitspanne entwickelt? Wie soll der Atommüll adäquat verpackt und eingelagert werden? Was für Materialien sollen verwendet werden: korrodierender Stahl, Kupfer oder zerbrechliche Keramik? Doch damit nicht genug: Die Nagra will eine etwa fünf Kilometer lange Zufahrt bauen, um mit LKW ins Atommülllager zu fahren. Experten beteuern aber, dass das Wirtgestein Opalinuston so wenig wie möglich geschädigt werden darf, ansonsten drohen Wasserläufte.

Keine Lösung in Sicht Doch das ist nur ein Teil des ungelösten Problems, denn für so grosse Zeiträume gibt es keine «ein-für-allemal-Lösung». Drei elementare Fragen bleiben:

  1. Wie soll ein Lager über 1’000’000 Jahre kontrollierbar und der Atommüll rückholbar bleiben?
  2. Wie kann das Lager über 1’000’000 Jahre markiert und Untergrundkonflikte vermieden werden?
  3. Wie soll es über 1’000’000 Jahre vor unvorhersehbaren Naturereignissen wie Erdbeben oder Eiszeiten geschützt werden?

Sicher ist nur das Risiko Was voreiliges Umsetzen bedeuten kann, ist im deutschen Asse zu sehen. Der ehemalige Salzstock wurde einst als ideal für die Lagerung von Atommüll eingestuft, denn das Wirtsgestein leite Wärme ab und sei extrem stabil. Insgesamt 126´000 Fässer Atommüll wurden versenkt – bis spätestens 2012 müssen sie wieder raus. Denn Tag für Tag laufen 12´000 Liter Wasser ein, Asse droht einzustürzen. Die Kosten für die Rückholung belaufen sich auf min. 3,7 Milliarden Euro. Das Beispiel zeigt: Die absolute Sicherheit gibt es nicht, sicher ist nur das Risiko. Die Nagra muss dies einsehen und ein Lager planen, in dem der Atommüll ständig überwacht und notfalls auch rückgeholt werden kann. Die Verharmlosung von Gefahren und ungelösten Problemen gegenüber der betroffenen Bevölkerung macht sie unglaubwürdig.

Ein Atommülllager-Konzept, das ewige Sicherheit verspricht, ist nicht sicher. Bevor die geeigneten Standorte gewählt werden und ein schein-partizipatives Mitspracheverfahren aufgegleist wird, müssen offene Fragen beantwortet und aufgezeigt werden, wie sie mit der Zeitspanne von 1 Million Jahren umgegangen wird. Es braucht Lösungen auf Zeit, denn unter Zeitdruck steht niemand, der Müll läuft uns nicht davon – er strahlt noch lange genug.

Quelle: Schweizerische Energie-Stiftung

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