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Leere Speicherseen, volle Kassen – Schweizerische Energie-Stiftung fordert Untersuchungen

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Anfang Dezember 2015 hat die Netzbetreiberin Swissgrid auf die limitierte Transformatorenkapazität hingewiesen, um den Importstrom aus dem EU-Raum zu den Schweizer Verbrauchern zu bringen. Verschiedene Faktoren haben dazu geführt, dass auf der Netzebene 3 (220kV) und darunter potenziell zu wenig Strom vorhanden ist: die trockene Witterung, die zu einer tiefen Produktion der Flusskraftwerke führt, die Ausfälle im AKW Beznau und die tiefen Füllstände der Speicherseen. In den Seen fehlen rund 800 Gigawattstunden (entspricht ca. dem Stromverbrauch der Stadt Zürich während einem Monat). Im Sommer waren die Seen noch voll. Im Herbst haben die Betreiberunternehmen den Speicherstrom nach Italien verkauft und damit ihre Kassen aufpoliert. Das Thema beschäftigt die Medien und die Öffentlichkeit – etwa heute Abend im SRF-Wirtschaftsmagazin «ECO». Was aber gemäss Swissgrid auch klar ist: Es wird nicht zu einem grossflächigen Blackout in der Schweiz kommen. In extremis würden lediglich die Stromtransitkapazitäten gekürzt.

Unzuverlässige alte AKW
Der älteste AKW-Park der Welt erweist sich zunehmend als Klumpenrisiko für die Schweizer Stromversorgung. Drei der fünf Schweizer Reaktoren haben die Laufzeit von 40 Jahren, für welche diese maximal ausgelegt sind, bereits überschritten. Trotz Nachrüstungen in zum Teil dreistelliger Millionenhöhe werden diese immer unzuverlässiger. Dies belegt das Beispiel des Reaktors Beznau 1: Der älteste Reaktor der Welt steht seit März 2015 still, da Unregelmässigkeiten im Reaktordruckbehälter gefunden worden sind. «Mit dem plötzlichen Ausfall der Uraltreaktoren wurde von den Verantwortlichen in der Stromwirtschaft offensichtlich gar nie gerechnet», sagt SES-Projektleiter Felix Nipkow. «Gerade mit zunehmendem Alter ist auch in Zukunft vermehrt mit Pannen in den Altreaktoren zu rechnen. Es ist Zeit, deren Ersatz durch erneuerbare Energien und Energieeffizienz voran zu treiben.»

Ungenügende Netzinfrastruktur
Die Schweizer Netzinfrastruktur ist für den sehr wahrscheinlichen Fall der wegfallenden AKW-Produktion ungenügend vorbereitet. Obwohl europaweit der Strom im Überfluss vorhanden und die Strompreise dementsprechend tief sind, kann die Schweiz diesen mangels entsprechender Transformatoren nur beschränkt auf die tieferen Netzebenen und somit zum Konsumenten bringen. Dies zeigt gemäss Felix Nipkow: «Die Schweiz hat ihr Stromnetz in den letzten Jahrzehnten auf den internationalen Stromhandel ausgerichtet. Die Versorgung der Bevölkerung war dabei zweitrangig.»

Untersuchungen gefordert
Die SES fordert die Politik auf, eine Untersuchung in die Wege zu leiten, ob die Stromwirtschaft durch das Leeren der Speicherseen – insbesondere durch die Exporte nach Italien – bewusst eine kritische Versorgungslage der Schweiz verursacht hat und ob damit absichtlich die Preise für Regelenergie in die Höhe getrieben wurden. Denn nun profitiert die Stromwirtschaft, falls ihnen Swissgrid für die Sicherstellung der Landesversorgung höhere Strompreise anbieten muss.

Ebenfalls muss die Politik der Frage nachgehen, wer die Verantwortung für die Versäumnisse bei der Planung und dem Bau des Stromnetzes trägt. Es braucht zudem ein Konzept des Bundes zum Umgang mit der Versorgungssicherheit beim Ausfall der AKW. Die alten und unzuverlässigen AKW stellen möglicherweise eine Gefährdung für die Versorgungssicherheit dar.

Quelle:
Schweizerische Energie-Stiftung (SES)
www.energiestiftung.ch

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